Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

hierauf wurde um 7. Uhr mit der 2ten grossen
Glocke, um halb 8. Uhr, abermahls mit derselben,
und sobald der Seiger auf der Albertus-Burg
8. schlug, mit 3en Glocken eingeläutet. Die gan-
tze Einrichtung des GOttes-Dienstes kam mit der-
jenigen überein, welche die Evangelische Lutheri-
schen zu observiren pflegen, wie denn auch vor
und nach der Predigt musiciret wurde. Die
Predigt legte schon gedachtermassen, Herr
Schmeltzer jun. ungemein geschickt und erbaulich
ab, seine Proposition bestund in den zweyen Wor-
ten: Himmel und Hölle; denn es war eben der
I. post Trinitatis, und also das Evangelium: Vom
reichen Manne etc.
er wuste die Hölle dergestalt
erschröcklich, hergegen den Himmel so lieblich vor-
zubilden, auch zu zeigen, wie man den Weg zum
Himmel finden, den Höllen-Weg aber vermeiden
könne, daß ihn jederman mit der grösten Attention
zuhörete, zumahlen da er eine angenehme und fast
noch stärckere Aussprache hatte, als sein älterer Herr
Bruder. Nachmittags that Herr Herrmann ei-
ne nicht weniger schöne Predigt über die ordentli-
che Sonntags-Epistel, und stellete vor: Die
glückselige Vereinigung mit GOTT, durch
das Band der Liebe.
Es war dieses in Wahr-
heit auch ein recht beliebter Prediger, der sehr schö-
ne Studia, eine etwas schwache, aber desto liebliche-
re Aussprache hatte, derowegen schätzten wir uns
alle recht glücklich, 3. solche wackere und ansehnli-
che Seelsorger zu haben.

Nach der Kirche ließ Herr Mag. Schmeltzer,
welcher dieserwegen schon mit dem Alt-Vater

Abre-

hierauf wurde um 7. Uhr mit der 2ten groſſen
Glocke, um halb 8. Uhr, abermahls mit derſelben,
und ſobald der Seiger auf der Albertus-Burg
8. ſchlug, mit 3en Glocken eingelaͤutet. Die gan-
tze Einrichtung des GOttes-Dienſtes kam mit der-
jenigen uͤberein, welche die Evangeliſche Lutheri-
ſchen zu obſerviren pflegen, wie denn auch vor
und nach der Predigt muſiciret wurde. Die
Predigt legte ſchon gedachtermaſſen, Herr
Schmeltzer jun. ungemein geſchickt und erbaulich
ab, ſeine Propoſition beſtund in den zweyen Wor-
ten: Himmel und Hoͤlle; denn es war eben der
I. poſt Trinitatis, und alſo das Evangelium: Vom
reichen Manne ꝛc.
er wuſte die Hoͤlle dergeſtalt
erſchroͤcklich, hergegen den Himmel ſo lieblich vor-
zubilden, auch zu zeigen, wie man den Weg zum
Himmel finden, den Hoͤllen-Weg aber vermeiden
koͤnne, daß ihn jederman mit der groͤſten Attention
zuhoͤrete, zumahlen da er eine angenehme und faſt
noch ſtaͤrckere Ausſprache hatte, als ſein aͤlterer Herr
Bruder. Nachmittags that Herr Herrmann ei-
ne nicht weniger ſchoͤne Predigt uͤber die ordentli-
che Sonntags-Epiſtel, und ſtellete vor: Die
gluͤckſelige Vereinigung mit GOTT, durch
das Band der Liebe.
Es war dieſes in Wahr-
heit auch ein recht beliebter Prediger, der ſehr ſchoͤ-
ne Studia, eine etwas ſchwache, aber deſto liebliche-
re Ausſprache hatte, derowegen ſchaͤtzten wir uns
alle recht gluͤcklich, 3. ſolche wackere und anſehnli-
che Seelſorger zu haben.

Nach der Kirche ließ Herr Mag. Schmeltzer,
welcher dieſerwegen ſchon mit dem Alt-Vater

Abre-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="68"/>
hierauf wurde um 7. Uhr mit der 2ten gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Glocke, um halb 8. Uhr, abermahls mit der&#x017F;elben,<lb/>
und &#x017F;obald der Seiger auf der <hi rendition="#aq">Albertus-</hi>Burg<lb/>
8. &#x017F;chlug, mit 3en Glocken eingela&#x0364;utet. Die gan-<lb/>
tze Einrichtung des GOttes-Dien&#x017F;tes kam mit der-<lb/>
jenigen u&#x0364;berein, welche die Evangeli&#x017F;che Lutheri-<lb/>
&#x017F;chen zu <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervir</hi>en pflegen, wie denn auch vor<lb/>
und nach der Predigt <hi rendition="#aq">mu&#x017F;icir</hi>et wurde. Die<lb/>
Predigt legte &#x017F;chon gedachterma&#x017F;&#x017F;en, Herr<lb/>
Schmeltzer <hi rendition="#aq">jun.</hi> ungemein ge&#x017F;chickt und erbaulich<lb/>
ab, &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Propo&#x017F;ition</hi> be&#x017F;tund in den zweyen Wor-<lb/>
ten: <hi rendition="#fr">Himmel und Ho&#x0364;lle;</hi> denn es war eben der<lb/><hi rendition="#aq">I. po&#x017F;t Trinitatis,</hi> und al&#x017F;o das Evangelium: <hi rendition="#fr">Vom<lb/>
reichen Manne &#xA75B;c.</hi> er wu&#x017F;te die Ho&#x0364;lle derge&#x017F;talt<lb/>
er&#x017F;chro&#x0364;cklich, hergegen den Himmel &#x017F;o lieblich vor-<lb/>
zubilden, auch zu zeigen, wie man den Weg zum<lb/>
Himmel finden, den Ho&#x0364;llen-Weg aber vermeiden<lb/>
ko&#x0364;nne, daß ihn jederman mit der gro&#x0364;&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Attention</hi><lb/>
zuho&#x0364;rete, zumahlen da er eine angenehme und fa&#x017F;t<lb/>
noch &#x017F;ta&#x0364;rckere Aus&#x017F;prache hatte, als &#x017F;ein a&#x0364;lterer Herr<lb/>
Bruder. Nachmittags that Herr Herrmann ei-<lb/>
ne nicht weniger &#x017F;cho&#x0364;ne Predigt u&#x0364;ber die ordentli-<lb/>
che Sonntags-Epi&#x017F;tel, und &#x017F;tellete vor: <hi rendition="#fr">Die<lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;elige Vereinigung mit GOTT, durch<lb/>
das Band der Liebe.</hi> Es war die&#x017F;es in Wahr-<lb/>
heit auch ein recht beliebter Prediger, der &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">Studia,</hi> eine etwas &#x017F;chwache, aber de&#x017F;to liebliche-<lb/>
re Aus&#x017F;prache hatte, derowegen &#x017F;cha&#x0364;tzten wir uns<lb/>
alle recht glu&#x0364;cklich, 3. &#x017F;olche wackere und an&#x017F;ehnli-<lb/>
che Seel&#x017F;orger zu haben.</p><lb/>
        <p>Nach der Kirche ließ Herr <hi rendition="#aq">Mag.</hi> Schmeltzer,<lb/>
welcher die&#x017F;erwegen &#x017F;chon mit dem Alt-Vater<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Abre-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0076] hierauf wurde um 7. Uhr mit der 2ten groſſen Glocke, um halb 8. Uhr, abermahls mit derſelben, und ſobald der Seiger auf der Albertus-Burg 8. ſchlug, mit 3en Glocken eingelaͤutet. Die gan- tze Einrichtung des GOttes-Dienſtes kam mit der- jenigen uͤberein, welche die Evangeliſche Lutheri- ſchen zu obſerviren pflegen, wie denn auch vor und nach der Predigt muſiciret wurde. Die Predigt legte ſchon gedachtermaſſen, Herr Schmeltzer jun. ungemein geſchickt und erbaulich ab, ſeine Propoſition beſtund in den zweyen Wor- ten: Himmel und Hoͤlle; denn es war eben der I. poſt Trinitatis, und alſo das Evangelium: Vom reichen Manne ꝛc. er wuſte die Hoͤlle dergeſtalt erſchroͤcklich, hergegen den Himmel ſo lieblich vor- zubilden, auch zu zeigen, wie man den Weg zum Himmel finden, den Hoͤllen-Weg aber vermeiden koͤnne, daß ihn jederman mit der groͤſten Attention zuhoͤrete, zumahlen da er eine angenehme und faſt noch ſtaͤrckere Ausſprache hatte, als ſein aͤlterer Herr Bruder. Nachmittags that Herr Herrmann ei- ne nicht weniger ſchoͤne Predigt uͤber die ordentli- che Sonntags-Epiſtel, und ſtellete vor: Die gluͤckſelige Vereinigung mit GOTT, durch das Band der Liebe. Es war dieſes in Wahr- heit auch ein recht beliebter Prediger, der ſehr ſchoͤ- ne Studia, eine etwas ſchwache, aber deſto liebliche- re Ausſprache hatte, derowegen ſchaͤtzten wir uns alle recht gluͤcklich, 3. ſolche wackere und anſehnli- che Seelſorger zu haben. Nach der Kirche ließ Herr Mag. Schmeltzer, welcher dieſerwegen ſchon mit dem Alt-Vater Abre-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/76
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/76>, abgerufen am 03.05.2024.