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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ihn mein so genandter Junge, der schon ein Pur-
sche von 21. Jahren war, mit den parat haltenden
Pistolen auf den Kopffschösse. Jedoch der Secun-
dant
war ein ehrlicher Kerl, und hielt sein Wort,
hergegen ging mir Bambo, der eine gar zu starcke
Dosin von Courage-Wasser oder Fusel zu sich
genommen haben mochte, gantz desperat zu Leibe,
ich parirte nur, und ließ ihn recht müde werden,
er verlangte Ruhe, ich gönnete sie ihm, mit
der Warnung, nicht so desperat zu thun, widri-
genfalls ich nicht davor könte, wenn er bey
seinen öfftern Bloßgeben an statt des Armes einen
Stoß in die Brust bekäme. Allein, er saate mit
einer hönischen Mine: Es hat mich Zeit-Lebens
noch kein Hunds - - mit der Klinge auf die
Brust gestossen. Das war genung gesagt, bey
solchen Umständen meine Galle überlauffend zu
machen, weßwegen ich ihm keine fernere Ruhe gön-
nete, sondern gleich im ersten Gange einen Stoß
unter der Wartze der Brust beybrachte, mit den
Worten: Jetzt thut es ein ehrlicher Kerl zum er-
sten mahle. Das ist wahr, [sagte er] ich habe
genung, und muß daran sterben. Er reichte mir
hierauf die Hand, und bath, ihm zu vergeben, daß
er mich ohnnöthiger Weise forcirt hätte, dem
Secundanten trug er den Abschieds-Gruß an sei-
ne Liebste auf, mit der Expression, daß sie Schuld
an seinem Tode wäre, befahl seine Seele HOTT,
und verschied; ich aber setzte mich zu Pferde, und
ritt mit meinem Purschen immer weiter nach ab-
gelegenen Ländern zu, war auch nicht eher ruhig,

biß
(F f 3)

ihn mein ſo genandter Junge, der ſchon ein Pur-
ſche von 21. Jahren war, mit den parat haltenden
Piſtolen auf den Kopffſchoͤſſe. Jedoch der Secun-
dant
war ein ehrlicher Kerl, und hielt ſein Wort,
hergegen ging mir Bambo, der eine gar zu ſtarcke
Doſin von Courage-Waſſer oder Fuſel zu ſich
genommen haben mochte, gantz deſperat zu Leibe,
ich parirte nur, und ließ ihn recht muͤde werden,
er verlangte Ruhe, ich goͤnnete ſie ihm, mit
der Warnung, nicht ſo deſperat zu thun, widri-
genfalls ich nicht davor koͤnte, wenn er bey
ſeinen oͤfftern Bloßgeben an ſtatt des Armes einen
Stoß in die Bruſt bekaͤme. Allein, er ſaate mit
einer hoͤniſchen Mine: Es hat mich Zeit-Lebens
noch kein Hunds ‒ ‒ mit der Klinge auf die
Bruſt geſtoſſen. Das war genung geſagt, bey
ſolchen Umſtaͤnden meine Galle uͤberlauffend zu
machen, weßwegen ich ihm keine fernere Ruhe goͤn-
nete, ſondern gleich im erſten Gange einen Stoß
unter der Wartze der Bruſt beybrachte, mit den
Worten: Jetzt thut es ein ehrlicher Kerl zum er-
ſten mahle. Das iſt wahr, [ſagte er] ich habe
genung, und muß daran ſterben. Er reichte mir
hierauf die Hand, und bath, ihm zu vergeben, daß
er mich ohnnoͤthiger Weiſe forcirt haͤtte, dem
Secundanten trug er den Abſchieds-Gruß an ſei-
ne Liebſte auf, mit der Expreſſion, daß ſie Schuld
an ſeinem Tode waͤre, befahl ſeine Seele HOTT,
und verſchied; ich aber ſetzte mich zu Pferde, und
ritt mit meinem Purſchen immer weiter nach ab-
gelegenen Laͤndern zu, war auch nicht eher ruhig,

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(F f 3)
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[453/0461] ihn mein ſo genandter Junge, der ſchon ein Pur- ſche von 21. Jahren war, mit den parat haltenden Piſtolen auf den Kopffſchoͤſſe. Jedoch der Secun- dant war ein ehrlicher Kerl, und hielt ſein Wort, hergegen ging mir Bambo, der eine gar zu ſtarcke Doſin von Courage-Waſſer oder Fuſel zu ſich genommen haben mochte, gantz deſperat zu Leibe, ich parirte nur, und ließ ihn recht muͤde werden, er verlangte Ruhe, ich goͤnnete ſie ihm, mit der Warnung, nicht ſo deſperat zu thun, widri- genfalls ich nicht davor koͤnte, wenn er bey ſeinen oͤfftern Bloßgeben an ſtatt des Armes einen Stoß in die Bruſt bekaͤme. Allein, er ſaate mit einer hoͤniſchen Mine: Es hat mich Zeit-Lebens noch kein Hunds ‒ ‒ mit der Klinge auf die Bruſt geſtoſſen. Das war genung geſagt, bey ſolchen Umſtaͤnden meine Galle uͤberlauffend zu machen, weßwegen ich ihm keine fernere Ruhe goͤn- nete, ſondern gleich im erſten Gange einen Stoß unter der Wartze der Bruſt beybrachte, mit den Worten: Jetzt thut es ein ehrlicher Kerl zum er- ſten mahle. Das iſt wahr, [ſagte er] ich habe genung, und muß daran ſterben. Er reichte mir hierauf die Hand, und bath, ihm zu vergeben, daß er mich ohnnoͤthiger Weiſe forcirt haͤtte, dem Secundanten trug er den Abſchieds-Gruß an ſei- ne Liebſte auf, mit der Expreſſion, daß ſie Schuld an ſeinem Tode waͤre, befahl ſeine Seele HOTT, und verſchied; ich aber ſetzte mich zu Pferde, und ritt mit meinem Purſchen immer weiter nach ab- gelegenen Laͤndern zu, war auch nicht eher ruhig, biß (F f 3)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/461>, abgerufen am 23.11.2024.