Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

nachdrücklich zu rächen. Diese und dergleichen
Reden führete er so lange, biß ich endlich einmahl
ohngefähr darzu kam, und ihm ein paar tüchtige
Maulschellen gab, weßwegen er mich, weil er den
Degen daselbst nicht ziehen durffte, und mit der
Faust wenig Ehre einzulegen glaubte, zum andern
mahle auf den vorigen Tummel-Platz foderte,
es solte gleich, wie vorhero, auf den 3ten Tag gesche-
hen, allein, ich ließ ihm sagen: Ein solcher Bären-
heuter, wie er, müste wohl biß den 9ten Tag auf
Satisfaction warten. Mittlerweile waren meine
4. Straf-Wochen biß auf wenig Tage verflossen;
weßwegen mich der Ober-Hofmeister zu sich ruf-
fen ließ, und mir unter den Fuß gab, bey dem Herrn,
in einem unterthänigsten Memorial, um gäntzli-
che Vergebung meines begangenen Fehlers anzu-
halten. Ohngeacht ich nun dieses baldigst zu thun
versprach, so wolte doch vorhero den Bambo erst-
lich noch einmahl abfertigen; da mir aber das Her-
tze im voraus sagte: daß dieses Duell nicht so ma-
ger als das vorige abgehen würde, schaffte ich, aus-
ser den meisten und besten Sachen, so ich nicht bey
mir führen konte, das übrige an sichern Ort, ver-
ließ mein Logis guten Theils ledig, that, als ob ich
mit meinem Jungen Spatziren reuten wolte, kam
aber am 9ten Tage früh Morgens mit dem Bam-
bo
auf dem erwähnten Gräntz-Platze zusammen,
fand ihn nebst seinem Secundanten in guter Ver-
fassung, weil aber ich keinen Secundanten bey
mir hatte, muste jener angeloben, auf 20. Schritte
von uns zu bleiben, oder gewärtig zu seyn, daß

ihn

nachdruͤcklich zu raͤchen. Dieſe und dergleichen
Reden fuͤhrete er ſo lange, biß ich endlich einmahl
ohngefaͤhr darzu kam, und ihm ein paar tuͤchtige
Maulſchellen gab, weßwegen er mich, weil er den
Degen daſelbſt nicht ziehen durffte, und mit der
Fauſt wenig Ehre einzulegen glaubte, zum andern
mahle auf den vorigen Tummel-Platz foderte,
es ſolte gleich, wie vorhero, auf den 3ten Tag geſche-
hen, allein, ich ließ ihm ſagen: Ein ſolcher Baͤren-
heuter, wie er, muͤſte wohl biß den 9ten Tag auf
Satisfaction warten. Mittlerweile waren meine
4. Straf-Wochen biß auf wenig Tage verfloſſen;
weßwegen mich der Ober-Hofmeiſter zu ſich ruf-
fen ließ, und mir unter den Fuß gab, bey dem Herrn,
in einem unterthaͤnigſten Memorial, um gaͤntzli-
che Vergebung meines begangenen Fehlers anzu-
halten. Ohngeacht ich nun dieſes baldigſt zu thun
verſprach, ſo wolte doch vorhero den Bambo erſt-
lich noch einmahl abfertigen; da mir aber das Her-
tze im voraus ſagte: daß dieſes Duell nicht ſo ma-
ger als das vorige abgehen wuͤrde, ſchaffte ich, auſ-
ſer den meiſten und beſten Sachen, ſo ich nicht bey
mir fuͤhren konte, das uͤbrige an ſichern Ort, ver-
ließ mein Logis guten Theils ledig, that, als ob ich
mit meinem Jungen Spatziren reuten wolte, kam
aber am 9ten Tage fruͤh Morgens mit dem Bam-
bo
auf dem erwaͤhnten Graͤntz-Platze zuſammen,
fand ihn nebſt ſeinem Secundanten in guter Ver-
faſſung, weil aber ich keinen Secundanten bey
mir hatte, muſte jener angeloben, auf 20. Schritte
von uns zu bleiben, oder gewaͤrtig zu ſeyn, daß

ihn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0460" n="452"/>
nachdru&#x0364;cklich zu ra&#x0364;chen. Die&#x017F;e und dergleichen<lb/>
Reden fu&#x0364;hrete er &#x017F;o lange, biß ich endlich einmahl<lb/>
ohngefa&#x0364;hr darzu kam, und ihm ein paar tu&#x0364;chtige<lb/>
Maul&#x017F;chellen gab, weßwegen er mich, weil er den<lb/>
Degen da&#x017F;elb&#x017F;t nicht ziehen durffte, und mit der<lb/>
Fau&#x017F;t wenig Ehre einzulegen glaubte, zum andern<lb/>
mahle auf den vorigen Tummel-Platz foderte,<lb/>
es &#x017F;olte gleich, wie vorhero, auf den 3ten Tag ge&#x017F;che-<lb/>
hen, allein, ich ließ ihm &#x017F;agen: Ein &#x017F;olcher Ba&#x0364;ren-<lb/>
heuter, wie er, mu&#x0364;&#x017F;te wohl biß den 9ten Tag auf<lb/><hi rendition="#aq">Satisfaction</hi> warten. Mittlerweile waren meine<lb/>
4. Straf-Wochen biß auf wenig Tage verflo&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
weßwegen mich der Ober-Hofmei&#x017F;ter zu &#x017F;ich ruf-<lb/>
fen ließ, und mir unter den Fuß gab, bey dem Herrn,<lb/>
in einem untertha&#x0364;nig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Memorial,</hi> um ga&#x0364;ntzli-<lb/>
che Vergebung meines begangenen Fehlers anzu-<lb/>
halten. Ohngeacht ich nun die&#x017F;es baldig&#x017F;t zu thun<lb/>
ver&#x017F;prach, &#x017F;o wolte doch vorhero den <hi rendition="#aq">Bambo</hi> er&#x017F;t-<lb/>
lich noch einmahl abfertigen; da mir aber das Her-<lb/>
tze im voraus &#x017F;agte: daß die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Duell</hi> nicht &#x017F;o ma-<lb/>
ger als das vorige abgehen wu&#x0364;rde, &#x017F;chaffte ich, au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er den mei&#x017F;ten und be&#x017F;ten Sachen, &#x017F;o ich nicht bey<lb/>
mir fu&#x0364;hren konte, das u&#x0364;brige an &#x017F;ichern Ort, ver-<lb/>
ließ mein <hi rendition="#aq">Logis</hi> guten Theils ledig, that, als ob ich<lb/>
mit meinem Jungen Spatziren reuten wolte, kam<lb/>
aber am 9ten Tage fru&#x0364;h Morgens mit dem <hi rendition="#aq">Bam-<lb/>
bo</hi> auf dem erwa&#x0364;hnten Gra&#x0364;ntz-Platze zu&#x017F;ammen,<lb/>
fand ihn neb&#x017F;t &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Secundan</hi>ten in guter Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ung, weil aber ich keinen <hi rendition="#aq">Secundan</hi>ten bey<lb/>
mir hatte, mu&#x017F;te jener angeloben, auf 20. Schritte<lb/>
von uns zu bleiben, oder gewa&#x0364;rtig zu &#x017F;eyn, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0460] nachdruͤcklich zu raͤchen. Dieſe und dergleichen Reden fuͤhrete er ſo lange, biß ich endlich einmahl ohngefaͤhr darzu kam, und ihm ein paar tuͤchtige Maulſchellen gab, weßwegen er mich, weil er den Degen daſelbſt nicht ziehen durffte, und mit der Fauſt wenig Ehre einzulegen glaubte, zum andern mahle auf den vorigen Tummel-Platz foderte, es ſolte gleich, wie vorhero, auf den 3ten Tag geſche- hen, allein, ich ließ ihm ſagen: Ein ſolcher Baͤren- heuter, wie er, muͤſte wohl biß den 9ten Tag auf Satisfaction warten. Mittlerweile waren meine 4. Straf-Wochen biß auf wenig Tage verfloſſen; weßwegen mich der Ober-Hofmeiſter zu ſich ruf- fen ließ, und mir unter den Fuß gab, bey dem Herrn, in einem unterthaͤnigſten Memorial, um gaͤntzli- che Vergebung meines begangenen Fehlers anzu- halten. Ohngeacht ich nun dieſes baldigſt zu thun verſprach, ſo wolte doch vorhero den Bambo erſt- lich noch einmahl abfertigen; da mir aber das Her- tze im voraus ſagte: daß dieſes Duell nicht ſo ma- ger als das vorige abgehen wuͤrde, ſchaffte ich, auſ- ſer den meiſten und beſten Sachen, ſo ich nicht bey mir fuͤhren konte, das uͤbrige an ſichern Ort, ver- ließ mein Logis guten Theils ledig, that, als ob ich mit meinem Jungen Spatziren reuten wolte, kam aber am 9ten Tage fruͤh Morgens mit dem Bam- bo auf dem erwaͤhnten Graͤntz-Platze zuſammen, fand ihn nebſt ſeinem Secundanten in guter Ver- faſſung, weil aber ich keinen Secundanten bey mir hatte, muſte jener angeloben, auf 20. Schritte von uns zu bleiben, oder gewaͤrtig zu ſeyn, daß ihn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/460
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/460>, abgerufen am 02.05.2024.