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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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gen Ehren-Tage nur meine Freude an dir sehen
kan. Er: Das soll alles geschehen, aber auch das
würde meine gröste Freude auf der Welt seyn,
wenn du mir erlaubtest, deinem Horne in Geheim
Hörner aufzusetzen, denn weil ich dem Kerle dei-
netwegen so gram bin, als dem - - - so könte ich
mich nicht besser, als auf solche Art, an ihm rächen.
Sie: Was ich dir versprochen habe, will ich red-
lich halten, unterdessen haben wir in diesem Hause
nur noch 5. Wochen Zeit, mit einander zu spielen,
aber spiele mir ja nicht grob, damit - - - Er:
Ach! das weist du ja schon, mein Hertzens-Engel,
daß ich redlich bin, komm, ich will dir noch eine
Probe davon geben: Sie: Ach! du kanst ja wohl
nicht mehr - - trincken: Er: Das will ich dir
zeigen, mein Schatz! und zwar auf Mons. Horns
Ungesundheit.

Hiermit muste der Liebes-Becher von frischen
herhalten, und es ist leicht zu erachten, daß ich nicht
allein dieser, sondern auch der angehörten empfind-
lichen Reden wegen zwar vielen Gifft eingeschlun-
gen, aber doch, weil noch immer stille dabey ge-
standen, eine ungemeine Contenence gehabt ha-
ben müsse. Allein selbige so wohl, als das Ver-
gnügen der Verliebten wurde von der Köchin ge-
stöhret, indem dieselbe ihrer Jungfer mit vollem
Halse ruffte, weßwegen selbige eiligst auf- und un-
ter diesen Worten aus der Cammer sprung: Daß
dir der Hencker in den Rachen führe, was gilts,
der verfluchte Horn wird gekommen seyn, mein
Engel, bleib ja oben, damit niemand merckt, daß

du

gen Ehren-Tage nur meine Freude an dir ſehen
kan. Er: Das ſoll alles geſchehen, aber auch das
wuͤrde meine groͤſte Freude auf der Welt ſeyn,
wenn du mir erlaubteſt, deinem Horne in Geheim
Hoͤrner aufzuſetzen, denn weil ich dem Kerle dei-
netwegen ſo gram bin, als dem ‒ ‒ ‒ ſo koͤnte ich
mich nicht beſſer, als auf ſolche Art, an ihm raͤchen.
Sie: Was ich dir verſprochen habe, will ich red-
lich halten, unterdeſſen haben wir in dieſem Hauſe
nur noch 5. Wochen Zeit, mit einander zu ſpielen,
aber ſpiele mir ja nicht grob, damit ‒ ‒ ‒ Er:
Ach! das weiſt du ja ſchon, mein Hertzens-Engel,
daß ich redlich bin, komm, ich will dir noch eine
Probe davon geben: Sie: Ach! du kanſt ja wohl
nicht mehr ‒ ‒ trincken: Er: Das will ich dir
zeigen, mein Schatz! und zwar auf Monſ. Horns
Ungeſundheit.

Hiermit muſte der Liebes-Becher von friſchen
herhalten, und es iſt leicht zu erachten, daß ich nicht
allein dieſer, ſondern auch der angehoͤrten empfind-
lichen Reden wegen zwar vielen Gifft eingeſchlun-
gen, aber doch, weil noch immer ſtille dabey ge-
ſtanden, eine ungemeine Contenençe gehabt ha-
ben muͤſſe. Allein ſelbige ſo wohl, als das Ver-
gnuͤgen der Verliebten wurde von der Koͤchin ge-
ſtoͤhret, indem dieſelbe ihrer Jungfer mit vollem
Halſe ruffte, weßwegen ſelbige eiligſt auf- und un-
ter dieſen Worten aus der Cammer ſprung: Daß
dir der Hencker in den Rachen fuͤhre, was gilts,
der verfluchte Horn wird gekommen ſeyn, mein
Engel, bleib ja oben, damit niemand merckt, daß

du
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[443/0451] gen Ehren-Tage nur meine Freude an dir ſehen kan. Er: Das ſoll alles geſchehen, aber auch das wuͤrde meine groͤſte Freude auf der Welt ſeyn, wenn du mir erlaubteſt, deinem Horne in Geheim Hoͤrner aufzuſetzen, denn weil ich dem Kerle dei- netwegen ſo gram bin, als dem ‒ ‒ ‒ ſo koͤnte ich mich nicht beſſer, als auf ſolche Art, an ihm raͤchen. Sie: Was ich dir verſprochen habe, will ich red- lich halten, unterdeſſen haben wir in dieſem Hauſe nur noch 5. Wochen Zeit, mit einander zu ſpielen, aber ſpiele mir ja nicht grob, damit ‒ ‒ ‒ Er: Ach! das weiſt du ja ſchon, mein Hertzens-Engel, daß ich redlich bin, komm, ich will dir noch eine Probe davon geben: Sie: Ach! du kanſt ja wohl nicht mehr ‒ ‒ trincken: Er: Das will ich dir zeigen, mein Schatz! und zwar auf Monſ. Horns Ungeſundheit. Hiermit muſte der Liebes-Becher von friſchen herhalten, und es iſt leicht zu erachten, daß ich nicht allein dieſer, ſondern auch der angehoͤrten empfind- lichen Reden wegen zwar vielen Gifft eingeſchlun- gen, aber doch, weil noch immer ſtille dabey ge- ſtanden, eine ungemeine Contenençe gehabt ha- ben muͤſſe. Allein ſelbige ſo wohl, als das Ver- gnuͤgen der Verliebten wurde von der Koͤchin ge- ſtoͤhret, indem dieſelbe ihrer Jungfer mit vollem Halſe ruffte, weßwegen ſelbige eiligſt auf- und un- ter dieſen Worten aus der Cammer ſprung: Daß dir der Hencker in den Rachen fuͤhre, was gilts, der verfluchte Horn wird gekommen ſeyn, mein Engel, bleib ja oben, damit niemand merckt, daß du

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/451>, abgerufen am 22.11.2024.