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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Blüte seiner Jahre erhascht, und an statt ihrer Mey-
nung nach glücklich, dennoch zum unglücklichen und
unvergnügten Menschen gemacht hatte.

Nachdem aber meine Schwestern da gewesen,
und mir berichtet, wie sie bereits andere in ihren
bißherigen Dienst gestellet, und nunmehro im Be-
griff wären, ihre eigene Wirthschafft bey einer ge-
wissen alten Wittbe zu führen, ich ihnen beyden
hierzu auch noch 50. Thlr. baar Geld gegeben hat-
te, nahm ich bald von meinem Bruder Abschied,
überließ ihm seinen Verhängnisse, mit dem hertz-
lichen Wunsche, daß er künfftig vergnügter leben
möchte, reisete auf die Residentz unsers Landes-
Herrn zu, und trat meinen Dienst bey Demselben
an. Das Hof-Leben begunte mir gar bald bes-
ser zu gefallen, als immer von einem Orte zum an-
dern zu reisen, zumahlen da ich einen sehr gnädi-
gen Herrn, wenig Dienste, richtige Besoldung,
einen vortrefflichen Tisch und starcke Accidentien
hatte, derowegen beschloß ich Zeit-Lebens allda zu
bleiben, getreu zu dienen, jedoch, auf dem Fall der
Veränderung, eine gute Heyrath zu treffen, und mein
Capital, welches ohne die Meublen, annoch in
3000. Thlr. bestunde, nebst den zu hoffen habenden
Heyraths-Geldern, an ein eigen Hauß, Feld und
dergleichen zu legen, auch sonsten etwa einen vortheil-
hafften Verkehr anzufangen. So bald meine
kaum aufgekäumten guten Freunde dieses merckten,
schlugen sie mir verschiedene Pathieen von Jung-
fern und Wittfrauen von 2. 3. 4. 5. biß 10000. Thlr.
reich, vor, allein, wenn ich es bey dieser oder je-

ner

Bluͤte ſeiner Jahre erhaſcht, und an ſtatt ihrer Mey-
nung nach gluͤcklich, dennoch zum ungluͤcklichen und
unvergnuͤgten Menſchen gemacht hatte.

Nachdem aber meine Schweſtern da geweſen,
und mir berichtet, wie ſie bereits andere in ihren
bißherigen Dienſt geſtellet, und nunmehro im Be-
griff waͤren, ihre eigene Wirthſchafft bey einer ge-
wiſſen alten Wittbe zu fuͤhren, ich ihnen beyden
hierzu auch noch 50. Thlr. baar Geld gegeben hat-
te, nahm ich bald von meinem Bruder Abſchied,
uͤberließ ihm ſeinen Verhaͤngniſſe, mit dem hertz-
lichen Wunſche, daß er kuͤnfftig vergnuͤgter leben
moͤchte, reiſete auf die Reſidentz unſers Landes-
Herrn zu, und trat meinen Dienſt bey Demſelben
an. Das Hof-Leben begunte mir gar bald beſ-
ſer zu gefallen, als immer von einem Orte zum an-
dern zu reiſen, zumahlen da ich einen ſehr gnaͤdi-
gen Herrn, wenig Dienſte, richtige Beſoldung,
einen vortrefflichen Tiſch und ſtarcke Accidentien
hatte, derowegen beſchloß ich Zeit-Lebens allda zu
bleiben, getreu zu dienen, jedoch, auf dem Fall der
Veraͤnderung, eine gute Heyrath zu treffen, und mein
Capital, welches ohne die Meublen, annoch in
3000. Thlr. beſtunde, nebſt den zu hoffen habenden
Heyraths-Geldern, an ein eigen Hauß, Feld und
dergleichen zu legen, auch ſonſten etwa einen vortheil-
hafften Verkehr anzufangen. So bald meine
kaum aufgekaͤumten guten Freunde dieſes merckten,
ſchlugen ſie mir verſchiedene Pathieen von Jung-
fern und Wittfrauen von 2. 3. 4. 5. biß 10000. Thlr.
reich, vor, allein, wenn ich es bey dieſer oder je-

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[428/0436] Bluͤte ſeiner Jahre erhaſcht, und an ſtatt ihrer Mey- nung nach gluͤcklich, dennoch zum ungluͤcklichen und unvergnuͤgten Menſchen gemacht hatte. Nachdem aber meine Schweſtern da geweſen, und mir berichtet, wie ſie bereits andere in ihren bißherigen Dienſt geſtellet, und nunmehro im Be- griff waͤren, ihre eigene Wirthſchafft bey einer ge- wiſſen alten Wittbe zu fuͤhren, ich ihnen beyden hierzu auch noch 50. Thlr. baar Geld gegeben hat- te, nahm ich bald von meinem Bruder Abſchied, uͤberließ ihm ſeinen Verhaͤngniſſe, mit dem hertz- lichen Wunſche, daß er kuͤnfftig vergnuͤgter leben moͤchte, reiſete auf die Reſidentz unſers Landes- Herrn zu, und trat meinen Dienſt bey Demſelben an. Das Hof-Leben begunte mir gar bald beſ- ſer zu gefallen, als immer von einem Orte zum an- dern zu reiſen, zumahlen da ich einen ſehr gnaͤdi- gen Herrn, wenig Dienſte, richtige Beſoldung, einen vortrefflichen Tiſch und ſtarcke Accidentien hatte, derowegen beſchloß ich Zeit-Lebens allda zu bleiben, getreu zu dienen, jedoch, auf dem Fall der Veraͤnderung, eine gute Heyrath zu treffen, und mein Capital, welches ohne die Meublen, annoch in 3000. Thlr. beſtunde, nebſt den zu hoffen habenden Heyraths-Geldern, an ein eigen Hauß, Feld und dergleichen zu legen, auch ſonſten etwa einen vortheil- hafften Verkehr anzufangen. So bald meine kaum aufgekaͤumten guten Freunde dieſes merckten, ſchlugen ſie mir verſchiedene Pathieen von Jung- fern und Wittfrauen von 2. 3. 4. 5. biß 10000. Thlr. reich, vor, allein, wenn ich es bey dieſer oder je- ner

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/436>, abgerufen am 27.11.2024.