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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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heime Zusammenkunfft nicht die erste ist, in welcher
ich euch in Wahrheit nicht gestöhret haben würde
wenn wir nicht, schon gemeldter Ursachen wegen,
die Lust angekommen wäre, meiner Frauen zu zei-
gen, daß auch die klügsten Weiber von ihren Män-
nern betrappelt werden können. Vergebet mir,
daß ich euch einen so hefftigen Schrecken eingejagt,
denn es ist mein Ernst nicht gewesen, euch Leydes
zuzukügen, vielweniger eine Summa Geldes von
euch zu pressen, wie nur neulichst ein Geitz-Halß
allhier, bey eben dergleichen Begebenheit gethan.
Jhr behaltet dieserwegen den freyen Aus- und Ein-
gang in mein Hauß nach wie vor, und habt nicht
Ursach, euch vor mir zu fürchten, denn es wäre
bey so gestalten Sachen, da vielleicht ich und meine
Frau bezaubert seyn, die gröste Unbilligkeit, wenn
ich über sie tyrannisiren, und ihr nicht eben das Ver-
gnügen, so ich anderwerts geniesse, vergönnen wol-
te. Allein, dieses eintzige, mein Herr, bitte ich mir
von euch aus, daß ihr von allen dem, was vorgegan-
gen ist, und etwa noch vorgehen möchte, ingleichen
von meiner gantzen Erzählung, reinen Mund hal-
tet, widrigenfalls ist unsere Freundschafft auf ein-
mahl aus, auch hoffe, ihr werdet von selbsten so
raisonnable seyn, und euch in Compagnie gegen
diese Dame nicht allzu frey aufsühren, denn, weil
ich in meinem 5. jährigen Ehestande, des Vicomte
wegen, von keinem eintzigen Menschen railliret
worden, so würde mich solches, wenn es in Zukunfft
eurentwegen geschehen solte, zu andern Entschlies-
sungen bringen, anbey werden alle Cavalier, so
mich kennen, mir das Zeugniß geben, daß ich mich

vor

heime Zuſammenkunfft nicht die erſte iſt, in welcher
ich euch in Wahrheit nicht geſtoͤhret haben wuͤrde
wenn wir nicht, ſchon gemeldter Urſachen wegen,
die Luſt angekommen waͤre, meiner Frauen zu zei-
gen, daß auch die kluͤgſten Weiber von ihren Maͤn-
nern betrappelt werden koͤnnen. Vergebet mir,
daß ich euch einen ſo hefftigen Schrecken eingejagt,
denn es iſt mein Ernſt nicht geweſen, euch Leydes
zuzukuͤgen, vielweniger eine Summa Geldes von
euch zu preſſen, wie nur neulichſt ein Geitz-Halß
allhier, bey eben dergleichen Begebenheit gethan.
Jhr behaltet dieſerwegen den freyen Aus- und Ein-
gang in mein Hauß nach wie vor, und habt nicht
Urſach, euch vor mir zu fuͤrchten, denn es waͤre
bey ſo geſtalten Sachen, da vielleicht ich und meine
Frau bezaubert ſeyn, die groͤſte Unbilligkeit, wenn
ich uͤber ſie tyranniſiren, und ihr nicht eben das Ver-
gnuͤgen, ſo ich anderwerts genieſſe, vergoͤnnen wol-
te. Allein, dieſes eintzige, mein Herr, bitte ich mir
von euch aus, daß ihr von allen dem, was vorgegan-
gen iſt, und etwa noch vorgehen moͤchte, ingleichen
von meiner gantzen Erzaͤhlung, reinen Mund hal-
tet, widrigenfalls iſt unſere Freundſchafft auf ein-
mahl aus, auch hoffe, ihr werdet von ſelbſten ſo
raiſonnable ſeyn, und euch in Compagnie gegen
dieſe Dame nicht allzu frey aufſuͤhren, denn, weil
ich in meinem 5. jaͤhrigen Eheſtande, des Vicomte
wegen, von keinem eintzigen Menſchen railliret
worden, ſo wuͤrde mich ſolches, wenn es in Zukunfft
eurentwegen geſchehen ſolte, zu andern Entſchlieſ-
ſungen bringen, anbey werden alle Cavalier, ſo
mich kennen, mir das Zeugniß geben, daß ich mich

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[400/0408] heime Zuſammenkunfft nicht die erſte iſt, in welcher ich euch in Wahrheit nicht geſtoͤhret haben wuͤrde wenn wir nicht, ſchon gemeldter Urſachen wegen, die Luſt angekommen waͤre, meiner Frauen zu zei- gen, daß auch die kluͤgſten Weiber von ihren Maͤn- nern betrappelt werden koͤnnen. Vergebet mir, daß ich euch einen ſo hefftigen Schrecken eingejagt, denn es iſt mein Ernſt nicht geweſen, euch Leydes zuzukuͤgen, vielweniger eine Summa Geldes von euch zu preſſen, wie nur neulichſt ein Geitz-Halß allhier, bey eben dergleichen Begebenheit gethan. Jhr behaltet dieſerwegen den freyen Aus- und Ein- gang in mein Hauß nach wie vor, und habt nicht Urſach, euch vor mir zu fuͤrchten, denn es waͤre bey ſo geſtalten Sachen, da vielleicht ich und meine Frau bezaubert ſeyn, die groͤſte Unbilligkeit, wenn ich uͤber ſie tyranniſiren, und ihr nicht eben das Ver- gnuͤgen, ſo ich anderwerts genieſſe, vergoͤnnen wol- te. Allein, dieſes eintzige, mein Herr, bitte ich mir von euch aus, daß ihr von allen dem, was vorgegan- gen iſt, und etwa noch vorgehen moͤchte, ingleichen von meiner gantzen Erzaͤhlung, reinen Mund hal- tet, widrigenfalls iſt unſere Freundſchafft auf ein- mahl aus, auch hoffe, ihr werdet von ſelbſten ſo raiſonnable ſeyn, und euch in Compagnie gegen dieſe Dame nicht allzu frey aufſuͤhren, denn, weil ich in meinem 5. jaͤhrigen Eheſtande, des Vicomte wegen, von keinem eintzigen Menſchen railliret worden, ſo wuͤrde mich ſolches, wenn es in Zukunfft eurentwegen geſchehen ſolte, zu andern Entſchlieſ- ſungen bringen, anbey werden alle Cavalier, ſo mich kennen, mir das Zeugniß geben, daß ich mich vor

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/408>, abgerufen am 18.05.2024.