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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Herr von E.* aber gab uns, da wir des Nachts
bey Mond-Scheine fort reiseten, das Geleite mit
2. seiner Bedienten, weiter, als 3. Meil Weges;
kehrete hernach um, wir beyde aber reiseten so ei-
ligst: als möglich war, fort, biß wir unsere Leute an
dem bestellten Orte antraffen. Allhier ruhete
mein Herr nur einen Tag aus, nahm so dann ei-
ne Extra-Post, den Cammer-Diener und mich
mit sich, und setzte die Reise auf Paris fort, der
Jäger aber nebst den Reut-Knechten und Pferden
solten sachte nachkommen. Ohngeacht nun viel
schöne Städte unterwegs zu besehen waren, so hielt
sich doch mein Herr nirgends lange auf, weiln
ihm recht innigst verlangte, das Weltberühmte Pa-
ris zu sehen.

Endlich wurde seine Sehnsucht gestillet, denn
wir kamen gleich in der schönsten Zeit, nehmlich
im May-Monath, in diese kleine Welt, und zwar so
wählete mein Herr keins der schlechtesten Quar-
tiere darinnen, sondern ein solches, wo kurtz vorhe-
ro nur ein Deutscher Printz logirt hatte, weßwe-
gen viele auf die Gedancken geriethen, er wäre
ein würcklicher Printz, und wolte sich des Ceremo-
niells
und der Kosten wegen nur unter verdeckten
Nahmen daselbst auffuhren. Demnach ist leicht-
lich zu erachten, daß er bald in Gesellschafft gera-
then, und in derselben, nach Französischer Manier,
von jedermann complaisant tractiret worden, son-
derlichaber von dem Frauenzimmer, denn er sahe
im Gesichte vor eine Manns-Person sehr schön,
war von Leibe wohl gewachsen, und sonst in der Auf-
führung ein vollkommener Staats-Mann. Von

seinen

Herr von E.* aber gab uns, da wir des Nachts
bey Mond-Scheine fort reiſeten, das Geleite mit
2. ſeiner Bedienten, weiter, als 3. Meil Weges;
kehrete hernach um, wir beyde aber reiſeten ſo ei-
ligſt: als moͤglich war, fort, biß wir unſere Leute an
dem beſtellten Orte antraffen. Allhier ruhete
mein Herr nur einen Tag aus, nahm ſo dann ei-
ne Extra-Poſt, den Cammer-Diener und mich
mit ſich, und ſetzte die Reiſe auf Paris fort, der
Jaͤger aber nebſt den Reut-Knechten und Pferden
ſolten ſachte nachkommen. Ohngeacht nun viel
ſchoͤne Staͤdte unterwegs zu beſehen waren, ſo hielt
ſich doch mein Herr nirgends lange auf, weiln
ihm recht innigſt verlangte, das Weltberuͤhmte Pa-
ris zu ſehen.

Endlich wurde ſeine Sehnſucht geſtillet, denn
wir kamen gleich in der ſchoͤnſten Zeit, nehmlich
im May-Monath, in dieſe kleine Welt, und zwar ſo
waͤhlete mein Herr keins der ſchlechteſten Quar-
tiere darinnen, ſondern ein ſolches, wo kurtz vorhe-
ro nur ein Deutſcher Printz logirt hatte, weßwe-
gen viele auf die Gedancken geriethen, er waͤre
ein wuͤrcklicher Printz, und wolte ſich des Ceremo-
niells
und der Koſten wegen nur unter verdeckten
Nahmen daſelbſt auffuhren. Demnach iſt leicht-
lich zu erachten, daß er bald in Geſellſchafft gera-
then, und in derſelben, nach Franzoͤſiſcher Manier,
von jedermann complaiſant tractiret worden, ſon-
derlichaber von dem Frauenzimmer, denn er ſahe
im Geſichte vor eine Manns-Perſon ſehr ſchoͤn,
war von Leibe wohl gewachſen, und ſonſt in der Auf-
fuͤhrung ein vollkommener Staats-Mann. Von

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[390/0398] Herr von E.* aber gab uns, da wir des Nachts bey Mond-Scheine fort reiſeten, das Geleite mit 2. ſeiner Bedienten, weiter, als 3. Meil Weges; kehrete hernach um, wir beyde aber reiſeten ſo ei- ligſt: als moͤglich war, fort, biß wir unſere Leute an dem beſtellten Orte antraffen. Allhier ruhete mein Herr nur einen Tag aus, nahm ſo dann ei- ne Extra-Poſt, den Cammer-Diener und mich mit ſich, und ſetzte die Reiſe auf Paris fort, der Jaͤger aber nebſt den Reut-Knechten und Pferden ſolten ſachte nachkommen. Ohngeacht nun viel ſchoͤne Staͤdte unterwegs zu beſehen waren, ſo hielt ſich doch mein Herr nirgends lange auf, weiln ihm recht innigſt verlangte, das Weltberuͤhmte Pa- ris zu ſehen. Endlich wurde ſeine Sehnſucht geſtillet, denn wir kamen gleich in der ſchoͤnſten Zeit, nehmlich im May-Monath, in dieſe kleine Welt, und zwar ſo waͤhlete mein Herr keins der ſchlechteſten Quar- tiere darinnen, ſondern ein ſolches, wo kurtz vorhe- ro nur ein Deutſcher Printz logirt hatte, weßwe- gen viele auf die Gedancken geriethen, er waͤre ein wuͤrcklicher Printz, und wolte ſich des Ceremo- niells und der Koſten wegen nur unter verdeckten Nahmen daſelbſt auffuhren. Demnach iſt leicht- lich zu erachten, daß er bald in Geſellſchafft gera- then, und in derſelben, nach Franzoͤſiſcher Manier, von jedermann complaiſant tractiret worden, ſon- derlichaber von dem Frauenzimmer, denn er ſahe im Geſichte vor eine Manns-Perſon ſehr ſchoͤn, war von Leibe wohl gewachſen, und ſonſt in der Auf- fuͤhrung ein vollkommener Staats-Mann. Von ſeinen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/398>, abgerufen am 23.11.2024.