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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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treffen, was er suchte, nehmlich, (wie er mir nach
langer Zeit selbst erzählet) die Frau von A.* als
seine ehemahlige kostbare Geliebte, wegen welcher,
wie ich schon gemeldet, er den strengen! Befehl be-
kommen hatte. Endlich kam einer von seinen Spi-
ons, denn er hielt deren verschiedene, und belohne-
te sie reichlich, dieser kam, sage ich, und meldete
ihm, wo offt erwehnte Dame auf einer Masque-
rade
anzutreffen seyn würde, beschrieb ihm auch
dreverley kostbare Kleidungen, woran er sie vor al-
len andern erkennen könte. Mein Herr war nicht
faul, sich auch dahin zu begeben, und prostituiret die
Frau von A.* auf eine gantz besondere und verzweif-
felte Art, die ich nachzusagen, mich itzo selbst noch
schämen müste. Es mag ihm solches zwar von
den allerwenigsten unter der Compagnie wohl
ausgelegt worden seyn, doch movirt sich niemand
dieserwegen, als ein eintziger Cavalier, dieser nimmt
sich der Dame öffentlich an, geräth mit meinem
Herrn in Wort-Streit, welcher verschiedene zwey-
deutige Reden, die hernach einer höhern Person
unordentlich vorgebracht worden, fliegen läst, biß
es endlich so weit kömmt/ daß beyde einander auf
ein paar Degen-Spitzen heraus fodern. Die
Dame läst sich vor Chagrin halb ohnmächtig in
einer Sänffte nach Hause tragen, mein Herr kam
auch zu Hause, lase einen von seinen besten Stoß-
Degens aus, legte ihn nebst den steiffen Hand-
Schuen zurechte, und befahl dem Cammer-Diener,
gleich mit anbrechenden Tage ein Pferd vor ihn,
den Herrn, eins vor den Cammer-Diener, und
eins vor den Reut-Knecht satteln zu lassen, aus

welchen

treffen, was er ſuchte, nehmlich, (wie er mir nach
langer Zeit ſelbſt erzaͤhlet) die Frau von A.* als
ſeine ehemahlige koſtbare Geliebte, wegen welcher,
wie ich ſchon gemeldet, er den ſtrengen! Befehl be-
kommen hatte. Endlich kam einer von ſeinen Spi-
ons, denn er hielt deren verſchiedene, und belohne-
te ſie reichlich, dieſer kam, ſage ich, und meldete
ihm, wo offt erwehnte Dame auf einer Masque-
rade
anzutreffen ſeyn wuͤrde, beſchrieb ihm auch
dreverley koſtbare Kleidungen, woran er ſie vor al-
len andern erkennen koͤnte. Mein Herr war nicht
faul, ſich auch dahin zu begeben, und proſtituiret die
Frau von A.* auf eine gantz beſondere und verzweif-
felte Art, die ich nachzuſagen, mich itzo ſelbſt noch
ſchaͤmen muͤſte. Es mag ihm ſolches zwar von
den allerwenigſten unter der Compagnie wohl
ausgelegt worden ſeyn, doch movirt ſich niemand
dieſerwegen, als ein eintziger Cavalier, dieſer nimmt
ſich der Dame oͤffentlich an, geraͤth mit meinem
Herrn in Wort-Streit, welcher verſchiedene zwey-
deutige Reden, die hernach einer hoͤhern Perſon
unordentlich vorgebracht worden, fliegen laͤſt, biß
es endlich ſo weit koͤmmt/ daß beyde einander auf
ein paar Degen-Spitzen heraus fodern. Die
Dame laͤſt ſich vor Chagrin halb ohnmaͤchtig in
einer Saͤnffte nach Hauſe tragen, mein Herr kam
auch zu Hauſe, laſe einen von ſeinen beſten Stoß-
Degens aus, legte ihn nebſt den ſteiffen Hand-
Schuen zurechte, und befahl dem Cammer-Diener,
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[384/0392] treffen, was er ſuchte, nehmlich, (wie er mir nach langer Zeit ſelbſt erzaͤhlet) die Frau von A.* als ſeine ehemahlige koſtbare Geliebte, wegen welcher, wie ich ſchon gemeldet, er den ſtrengen! Befehl be- kommen hatte. Endlich kam einer von ſeinen Spi- ons, denn er hielt deren verſchiedene, und belohne- te ſie reichlich, dieſer kam, ſage ich, und meldete ihm, wo offt erwehnte Dame auf einer Masque- rade anzutreffen ſeyn wuͤrde, beſchrieb ihm auch dreverley koſtbare Kleidungen, woran er ſie vor al- len andern erkennen koͤnte. Mein Herr war nicht faul, ſich auch dahin zu begeben, und proſtituiret die Frau von A.* auf eine gantz beſondere und verzweif- felte Art, die ich nachzuſagen, mich itzo ſelbſt noch ſchaͤmen muͤſte. Es mag ihm ſolches zwar von den allerwenigſten unter der Compagnie wohl ausgelegt worden ſeyn, doch movirt ſich niemand dieſerwegen, als ein eintziger Cavalier, dieſer nimmt ſich der Dame oͤffentlich an, geraͤth mit meinem Herrn in Wort-Streit, welcher verſchiedene zwey- deutige Reden, die hernach einer hoͤhern Perſon unordentlich vorgebracht worden, fliegen laͤſt, biß es endlich ſo weit koͤmmt/ daß beyde einander auf ein paar Degen-Spitzen heraus fodern. Die Dame laͤſt ſich vor Chagrin halb ohnmaͤchtig in einer Saͤnffte nach Hauſe tragen, mein Herr kam auch zu Hauſe, laſe einen von ſeinen beſten Stoß- Degens aus, legte ihn nebſt den ſteiffen Hand- Schuen zurechte, und befahl dem Cammer-Diener, gleich mit anbrechenden Tage ein Pferd vor ihn, den Herrn, eins vor den Cammer-Diener, und eins vor den Reut-Knecht ſatteln zu laſſen, aus welchen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/392>, abgerufen am 22.11.2024.