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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ausgerechnet ist) bald selbsten den Mangel
der Weiber empfinden müssen. Wolte man
sagen, sie solten sich Weiber aus Europa
mitbringen, so laufft dieses wider die Ver-
ordnung und den Willen meines seel. Vaters

Alberti des Ersten, welcher durchaus ver-
bothen, ein fremdes Geschlecht, welches
nicht mit ihm, dem Stamm-Vater, oder der

Concordia als Stamm Mutter, verwandt
ist, ohne die höchste Noth unter uns entste-
hen zu lassen. Hiernächst wäre es auch ei-
ne Thorheit von uns, wenn wir ein Stück
Landes oder die gantze kleine Jnsul, welche
ebenfalls so wohl, wie diese grosse, als unser
Eigenthum, zu betrachten ist, fremden Leu-
ten überliessen, deren Kinder und Nach-
kommen, ob ihre Väter gleich noch so fromm
gewesen, unsern Nachkommen allerhand
Verdruß und Schaden verursachen könten.
Uber dieses so kan es mit der Zeit geschehen,
daß diese grosse Jnsul dergestalt Volck-reich
wird, daß ein Theil derselben unserer Kin-
der-Kinder, selbst Lust bekommen auszuzie-
hen, und die kleine Jnsul zu bevölckern, mit-
hin als Bluts-Verwandten ihren Handel
und Wandel mit einander zu treiben. Wie
ich nun hoffe, mein werthester Herr und
Freund, in diesem letztern Puncte euren Bey-
fall zu bekommen, so glaube auch, ihr werder
es nicht übel empfinden, wenn euren Freyge-
lassenen dieses ihr Begehren versagt wird,
doch wollen wir sie so beschencken, daß sie

in

ausgerechnet iſt) bald ſelbſten den Mangel
der Weiber empfinden muͤſſen. Wolte man
ſagen, ſie ſolten ſich Weiber aus Europa
mitbringen, ſo laufft dieſes wider die Ver-
ordnung und den Willen meines ſeel. Vaters

Alberti des Erſten, welcher durchaus ver-
bothen, ein fremdes Geſchlecht, welches
nicht mit ihm, dem Stamm-Vater, oder der

Concordia als Stamm Mutter, verwandt
iſt, ohne die hoͤchſte Noth unter uns entſte-
hen zu laſſen. Hiernaͤchſt waͤre es auch ei-
ne Thorheit von uns, wenn wir ein Stuͤck
Landes oder die gantze kleine Jnſul, welche
ebenfalls ſo wohl, wie dieſe groſſe, als unſer
Eigenthum, zu betrachten iſt, fremden Leu-
ten uͤberlieſſen, deren Kinder und Nach-
kommen, ob ihre Vaͤter gleich noch ſo fromm
geweſen, unſern Nachkommen allerhand
Verdruß und Schaden verurſachen koͤnten.
Uber dieſes ſo kan es mit der Zeit geſchehen,
daß dieſe groſſe Jnſul dergeſtalt Volck-reich
wird, daß ein Theil derſelben unſerer Kin-
der-Kinder, ſelbſt Luſt bekommen auszuzie-
hen, und die kleine Jnſul zu bevoͤlckern, mit-
hin als Bluts-Verwandten ihren Handel
und Wandel mit einander zu treiben. Wie
ich nun hoffe, mein wertheſter Herr und
Freund, in dieſem letztern Puncte euren Bey-
fall zu bekommen, ſo glaube auch, ihr werder
es nicht uͤbel empfinden, wenn euren Freyge-
laſſenen dieſes ihr Begehren verſagt wird,
doch wollen wir ſie ſo beſchencken, daß ſie

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[358/0366] ausgerechnet iſt) bald ſelbſten den Mangel der Weiber empfinden muͤſſen. Wolte man ſagen, ſie ſolten ſich Weiber aus Europa mitbringen, ſo laufft dieſes wider die Ver- ordnung und den Willen meines ſeel. Vaters Alberti des Erſten, welcher durchaus ver- bothen, ein fremdes Geſchlecht, welches nicht mit ihm, dem Stamm-Vater, oder der Concordia als Stamm Mutter, verwandt iſt, ohne die hoͤchſte Noth unter uns entſte- hen zu laſſen. Hiernaͤchſt waͤre es auch ei- ne Thorheit von uns, wenn wir ein Stuͤck Landes oder die gantze kleine Jnſul, welche ebenfalls ſo wohl, wie dieſe groſſe, als unſer Eigenthum, zu betrachten iſt, fremden Leu- ten uͤberlieſſen, deren Kinder und Nach- kommen, ob ihre Vaͤter gleich noch ſo fromm geweſen, unſern Nachkommen allerhand Verdruß und Schaden verurſachen koͤnten. Uber dieſes ſo kan es mit der Zeit geſchehen, daß dieſe groſſe Jnſul dergeſtalt Volck-reich wird, daß ein Theil derſelben unſerer Kin- der-Kinder, ſelbſt Luſt bekommen auszuzie- hen, und die kleine Jnſul zu bevoͤlckern, mit- hin als Bluts-Verwandten ihren Handel und Wandel mit einander zu treiben. Wie ich nun hoffe, mein wertheſter Herr und Freund, in dieſem letztern Puncte euren Bey- fall zu bekommen, ſo glaube auch, ihr werder es nicht uͤbel empfinden, wenn euren Freyge- laſſenen dieſes ihr Begehren verſagt wird, doch wollen wir ſie ſo beſchencken, daß ſie in

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/366>, abgerufen am 23.11.2024.