einen Löwen-Kopff mit krummen Hörnern und grausame Krallen an den ausgebreiteten Vorder- Pfoten hatte. Jn die Augen waren ihm 2. grosse Diamanten eingesetzt, welche starcke Strahlen von sich warffen, mithin dieses Bild desto gräßlicher vorstelleten, dessen Unter-Leib die Gestalt eines hal- ben Frosches hatte; am allerschändlichsten aber praesentirte sich dasjenige Glied, welches zu ver- decken selbst die Natur erinnert, allein, hier schien es, als wenn das Modell von einem brünstigen Hirsche genommen wäre. Das achte Götzen- Bild, welches an unserer Eingangs-Thür zur Lincken stunde, fiel gegen das vorige etwas besser in die Augen, indem es ein lächlendes Frauenzim- mer vorstellete, die auf dem Haupte eine Crone, von Aehren und allerley Blumen, die reichlich mit Edelgesteinen besetzt, unter dem rechten Arme ein Gefäß mit Obst-Werck, in der lincken Hand aber einen Becher hatte. Unsern Muthmassungen nach, solte dieses Bild vielleicht die Göttin Ceres, so, wie das erste etwa die Dianam vorstellen. Das neun- te hatte die ordentliche Figur eines Affen, der auf dem Hintergestelle saß, die eine Vorder-Pfote in die Höhe, die andere aber niederwerts reckte, und die Zähne fletschte. Das zehende war abermahls ein schändliches Monstrum, indem auf 2. Greiffen- Klauen ein fast Kugel-runder sehr dicker Bauch, woran ein weibliches Geburths-Glied auf ärgerli- che Art bemerckt, zu sehen war. Um den Nabel herum zeigeten sich 6. Zitzen, oben aber lieff der gan- tze Bauch, ohne eine ordentliche Brust zu formiren, immer schmäler zu, so, daß es das Ansehen eines
Halses
einen Loͤwen-Kopff mit krummen Hoͤrnern und grauſame Krallen an den ausgebreiteten Vorder- Pfoten hatte. Jn die Augen waren ihm 2. groſſe Diamanten eingeſetzt, welche ſtarcke Strahlen von ſich warffen, mithin dieſes Bild deſto graͤßlicher vorſtelleten, deſſen Unter-Leib die Geſtalt eines hal- ben Froſches hatte; am allerſchaͤndlichſten aber præſentirte ſich dasjenige Glied, welches zu ver- decken ſelbſt die Natur erinnert, allein, hier ſchien es, als wenn das Modell von einem bruͤnſtigen Hirſche genommen waͤre. Das achte Goͤtzen- Bild, welches an unſerer Eingangs-Thuͤr zur Lincken ſtunde, fiel gegen das vorige etwas beſſer in die Augen, indem es ein laͤchlendes Frauenzim- mer vorſtellete, die auf dem Haupte eine Crone, von Aehren und allerley Blumen, die reichlich mit Edelgeſteinen beſetzt, unter dem rechten Arme ein Gefaͤß mit Obſt-Werck, in der lincken Hand aber einen Becher hatte. Unſern Muthmaſſungen nach, ſolte dieſes Bild vielleicht die Goͤttin Ceres, ſo, wie das erſte etwa die Dianam vorſtellen. Das neun- te hatte die ordentliche Figur eines Affen, der auf dem Hintergeſtelle ſaß, die eine Vorder-Pfote in die Hoͤhe, die andere aber niederwerts reckte, und die Zaͤhne fletſchte. Das zehende war abermahls ein ſchaͤndliches Monſtrum, indem auf 2. Greiffen- Klauen ein faſt Kugel-runder ſehr dicker Bauch, woran ein weibliches Geburths-Glied auf aͤrgerli- che Art bemerckt, zu ſehen war. Um den Nabel herum zeigeten ſich 6. Zitzen, oben aber lieff der gan- tze Bauch, ohne eine ordentliche Bruſt zu formiren, immer ſchmaͤler zu, ſo, daß es das Anſehen eines
Halſes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0328"n="320"/>
einen Loͤwen-Kopff mit krummen Hoͤrnern und<lb/>
grauſame Krallen an den ausgebreiteten Vorder-<lb/>
Pfoten hatte. Jn die Augen waren ihm 2. groſſe<lb/>
Diamanten eingeſetzt, welche ſtarcke Strahlen von<lb/>ſich warffen, mithin dieſes Bild deſto graͤßlicher<lb/>
vorſtelleten, deſſen Unter-Leib die Geſtalt eines hal-<lb/>
ben Froſches hatte; am allerſchaͤndlichſten aber<lb/><hirendition="#aq">præſentir</hi>te ſich dasjenige Glied, welches zu ver-<lb/>
decken ſelbſt die Natur erinnert, allein, hier ſchien<lb/>
es, als wenn das Modell von einem bruͤnſtigen<lb/>
Hirſche genommen waͤre. Das achte Goͤtzen-<lb/>
Bild, welches an unſerer Eingangs-Thuͤr zur<lb/>
Lincken ſtunde, fiel gegen das vorige etwas beſſer<lb/>
in die Augen, indem es ein laͤchlendes Frauenzim-<lb/>
mer vorſtellete, die auf dem Haupte eine Crone,<lb/>
von Aehren und allerley Blumen, die reichlich mit<lb/>
Edelgeſteinen beſetzt, unter dem rechten Arme ein<lb/>
Gefaͤß mit Obſt-Werck, in der lincken Hand aber<lb/>
einen Becher hatte. Unſern Muthmaſſungen nach,<lb/>ſolte dieſes Bild vielleicht die Goͤttin <hirendition="#aq">Ceres,</hi>ſo, wie<lb/>
das erſte etwa die <hirendition="#aq">Dianam</hi> vorſtellen. Das neun-<lb/>
te hatte die ordentliche Figur eines Affen, der auf<lb/>
dem Hintergeſtelle ſaß, die eine Vorder-Pfote in<lb/>
die Hoͤhe, die andere aber niederwerts reckte, und<lb/>
die Zaͤhne fletſchte. Das zehende war abermahls<lb/>
ein ſchaͤndliches <hirendition="#aq">Monſtrum,</hi> indem auf 2. Greiffen-<lb/>
Klauen ein faſt Kugel-runder ſehr dicker Bauch,<lb/>
woran ein weibliches Geburths-Glied auf aͤrgerli-<lb/>
che Art bemerckt, zu ſehen war. Um den Nabel<lb/>
herum zeigeten ſich 6. Zitzen, oben aber lieff der gan-<lb/>
tze Bauch, ohne eine ordentliche Bruſt zu <hirendition="#aq">formir</hi>en,<lb/>
immer ſchmaͤler zu, ſo, daß es das Anſehen eines<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Halſes</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[320/0328]
einen Loͤwen-Kopff mit krummen Hoͤrnern und
grauſame Krallen an den ausgebreiteten Vorder-
Pfoten hatte. Jn die Augen waren ihm 2. groſſe
Diamanten eingeſetzt, welche ſtarcke Strahlen von
ſich warffen, mithin dieſes Bild deſto graͤßlicher
vorſtelleten, deſſen Unter-Leib die Geſtalt eines hal-
ben Froſches hatte; am allerſchaͤndlichſten aber
præſentirte ſich dasjenige Glied, welches zu ver-
decken ſelbſt die Natur erinnert, allein, hier ſchien
es, als wenn das Modell von einem bruͤnſtigen
Hirſche genommen waͤre. Das achte Goͤtzen-
Bild, welches an unſerer Eingangs-Thuͤr zur
Lincken ſtunde, fiel gegen das vorige etwas beſſer
in die Augen, indem es ein laͤchlendes Frauenzim-
mer vorſtellete, die auf dem Haupte eine Crone,
von Aehren und allerley Blumen, die reichlich mit
Edelgeſteinen beſetzt, unter dem rechten Arme ein
Gefaͤß mit Obſt-Werck, in der lincken Hand aber
einen Becher hatte. Unſern Muthmaſſungen nach,
ſolte dieſes Bild vielleicht die Goͤttin Ceres, ſo, wie
das erſte etwa die Dianam vorſtellen. Das neun-
te hatte die ordentliche Figur eines Affen, der auf
dem Hintergeſtelle ſaß, die eine Vorder-Pfote in
die Hoͤhe, die andere aber niederwerts reckte, und
die Zaͤhne fletſchte. Das zehende war abermahls
ein ſchaͤndliches Monſtrum, indem auf 2. Greiffen-
Klauen ein faſt Kugel-runder ſehr dicker Bauch,
woran ein weibliches Geburths-Glied auf aͤrgerli-
che Art bemerckt, zu ſehen war. Um den Nabel
herum zeigeten ſich 6. Zitzen, oben aber lieff der gan-
tze Bauch, ohne eine ordentliche Bruſt zu formiren,
immer ſchmaͤler zu, ſo, daß es das Anſehen eines
Halſes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/328>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.