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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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einen Löwen-Kopff mit krummen Hörnern und
grausame Krallen an den ausgebreiteten Vorder-
Pfoten hatte. Jn die Augen waren ihm 2. grosse
Diamanten eingesetzt, welche starcke Strahlen von
sich warffen, mithin dieses Bild desto gräßlicher
vorstelleten, dessen Unter-Leib die Gestalt eines hal-
ben Frosches hatte; am allerschändlichsten aber
praesentirte sich dasjenige Glied, welches zu ver-
decken selbst die Natur erinnert, allein, hier schien
es, als wenn das Modell von einem brünstigen
Hirsche genommen wäre. Das achte Götzen-
Bild, welches an unserer Eingangs-Thür zur
Lincken stunde, fiel gegen das vorige etwas besser
in die Augen, indem es ein lächlendes Frauenzim-
mer vorstellete, die auf dem Haupte eine Crone,
von Aehren und allerley Blumen, die reichlich mit
Edelgesteinen besetzt, unter dem rechten Arme ein
Gefäß mit Obst-Werck, in der lincken Hand aber
einen Becher hatte. Unsern Muthmassungen nach,
solte dieses Bild vielleicht die Göttin Ceres, so, wie
das erste etwa die Dianam vorstellen. Das neun-
te hatte die ordentliche Figur eines Affen, der auf
dem Hintergestelle saß, die eine Vorder-Pfote in
die Höhe, die andere aber niederwerts reckte, und
die Zähne fletschte. Das zehende war abermahls
ein schändliches Monstrum, indem auf 2. Greiffen-
Klauen ein fast Kugel-runder sehr dicker Bauch,
woran ein weibliches Geburths-Glied auf ärgerli-
che Art bemerckt, zu sehen war. Um den Nabel
herum zeigeten sich 6. Zitzen, oben aber lieff der gan-
tze Bauch, ohne eine ordentliche Brust zu formiren,
immer schmäler zu, so, daß es das Ansehen eines

Halses

einen Loͤwen-Kopff mit krummen Hoͤrnern und
grauſame Krallen an den ausgebreiteten Vorder-
Pfoten hatte. Jn die Augen waren ihm 2. groſſe
Diamanten eingeſetzt, welche ſtarcke Strahlen von
ſich warffen, mithin dieſes Bild deſto graͤßlicher
vorſtelleten, deſſen Unter-Leib die Geſtalt eines hal-
ben Froſches hatte; am allerſchaͤndlichſten aber
præſentirte ſich dasjenige Glied, welches zu ver-
decken ſelbſt die Natur erinnert, allein, hier ſchien
es, als wenn das Modell von einem bruͤnſtigen
Hirſche genommen waͤre. Das achte Goͤtzen-
Bild, welches an unſerer Eingangs-Thuͤr zur
Lincken ſtunde, fiel gegen das vorige etwas beſſer
in die Augen, indem es ein laͤchlendes Frauenzim-
mer vorſtellete, die auf dem Haupte eine Crone,
von Aehren und allerley Blumen, die reichlich mit
Edelgeſteinen beſetzt, unter dem rechten Arme ein
Gefaͤß mit Obſt-Werck, in der lincken Hand aber
einen Becher hatte. Unſern Muthmaſſungen nach,
ſolte dieſes Bild vielleicht die Goͤttin Ceres, ſo, wie
das erſte etwa die Dianam vorſtellen. Das neun-
te hatte die ordentliche Figur eines Affen, der auf
dem Hintergeſtelle ſaß, die eine Vorder-Pfote in
die Hoͤhe, die andere aber niederwerts reckte, und
die Zaͤhne fletſchte. Das zehende war abermahls
ein ſchaͤndliches Monſtrum, indem auf 2. Greiffen-
Klauen ein faſt Kugel-runder ſehr dicker Bauch,
woran ein weibliches Geburths-Glied auf aͤrgerli-
che Art bemerckt, zu ſehen war. Um den Nabel
herum zeigeten ſich 6. Zitzen, oben aber lieff der gan-
tze Bauch, ohne eine ordentliche Bruſt zu formiren,
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[320/0328] einen Loͤwen-Kopff mit krummen Hoͤrnern und grauſame Krallen an den ausgebreiteten Vorder- Pfoten hatte. Jn die Augen waren ihm 2. groſſe Diamanten eingeſetzt, welche ſtarcke Strahlen von ſich warffen, mithin dieſes Bild deſto graͤßlicher vorſtelleten, deſſen Unter-Leib die Geſtalt eines hal- ben Froſches hatte; am allerſchaͤndlichſten aber præſentirte ſich dasjenige Glied, welches zu ver- decken ſelbſt die Natur erinnert, allein, hier ſchien es, als wenn das Modell von einem bruͤnſtigen Hirſche genommen waͤre. Das achte Goͤtzen- Bild, welches an unſerer Eingangs-Thuͤr zur Lincken ſtunde, fiel gegen das vorige etwas beſſer in die Augen, indem es ein laͤchlendes Frauenzim- mer vorſtellete, die auf dem Haupte eine Crone, von Aehren und allerley Blumen, die reichlich mit Edelgeſteinen beſetzt, unter dem rechten Arme ein Gefaͤß mit Obſt-Werck, in der lincken Hand aber einen Becher hatte. Unſern Muthmaſſungen nach, ſolte dieſes Bild vielleicht die Goͤttin Ceres, ſo, wie das erſte etwa die Dianam vorſtellen. Das neun- te hatte die ordentliche Figur eines Affen, der auf dem Hintergeſtelle ſaß, die eine Vorder-Pfote in die Hoͤhe, die andere aber niederwerts reckte, und die Zaͤhne fletſchte. Das zehende war abermahls ein ſchaͤndliches Monſtrum, indem auf 2. Greiffen- Klauen ein faſt Kugel-runder ſehr dicker Bauch, woran ein weibliches Geburths-Glied auf aͤrgerli- che Art bemerckt, zu ſehen war. Um den Nabel herum zeigeten ſich 6. Zitzen, oben aber lieff der gan- tze Bauch, ohne eine ordentliche Bruſt zu formiren, immer ſchmaͤler zu, ſo, daß es das Anſehen eines Halſes

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/328>, abgerufen am 17.05.2024.