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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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mer nach Süden zu gegangen waren, so fand sich
auch auf derselben Seite ein 3. Ellen hohes Loch
oder Thür, oben mit einem ordentlich ausgehauenen
Schwibbogen, und nach fernerer Untersuchung ei-
ne Treppe von breiten Stuffen in die Tieffe. Ehe
wir da hinein traten, thaten wir alle erstlich einen
guten Schluck Weins, hernach ging die Reise fort,
und ich kan nicht läugnen, daß, als ich schon 200.
Schritt hinab gezählet hatte, und dennoch kein
Ende zu sehen war, mir, ohngeacht der Gesellschafft,
doch gantz bange ums Hertze wurde. Endlich, ehe
wir es uns versahen, befanden wir uns vor einem
ordentlichen Tempel, in welchen das Tags-Licht
durch etliche Oeffnungen des Felsens hell und klar
hinein fiel, weßwegen ein Theil unserer Fackeln und
Wind-Lichter ausgelöscht und nur einige derselben
brennend hingesetzt wurden, wir aber gingen sämmt-
lich in den Tempel hinein, um denselben genauer zu
betrachten, da wir denn Dinge fanden, welche wir
alhier nimmermehr gesucht hätten. Um aber alles
genau zu beschreiben, so war der Tempel im Umfan-
ge gantz rund, in der weite 68. Ellen, und 26. Ellen
hoch, nehmlich da, wo er am höchsten war, denn
die Decke war auch rund, als ob sie ordentlich aus-
gewölbt wäre, da es doch nur durch Menschen also
ausgehölet war.

Jn der Mitte dieses Tempels befand sich ein run-
der Altar, auf selbigen ein etwa Ellen hohes Gestel-
le, und auf diesen ruhete eine guldene Kugel, die im
Durchschnitte 3. Viertel Ellen hatte, und deren
eingefügte grosse, mittelmäßige und kleine Diaman-
ten und andere edlen Steine einen wunderbaren

schönen

mer nach Suͤden zu gegangen waren, ſo fand ſich
auch auf derſelben Seite ein 3. Ellen hohes Loch
oder Thuͤr, oben mit einem ordentlich ausgehauenen
Schwibbogen, und nach fernerer Unterſuchung ei-
ne Treppe von breiten Stuffen in die Tieffe. Ehe
wir da hinein traten, thaten wir alle erſtlich einen
guten Schluck Weins, hernach ging die Reiſe fort,
und ich kan nicht laͤugnen, daß, als ich ſchon 200.
Schritt hinab gezaͤhlet hatte, und dennoch kein
Ende zu ſehen war, mir, ohngeacht der Geſellſchafft,
doch gantz bange ums Hertze wurde. Endlich, ehe
wir es uns verſahen, befanden wir uns vor einem
ordentlichen Tempel, in welchen das Tags-Licht
durch etliche Oeffnungen des Felſens hell und klar
hinein fiel, weßwegen ein Theil unſerer Fackeln und
Wind-Lichter ausgeloͤſcht und nur einige derſelben
brennend hingeſetzt wurden, wir aber gingen ſaͤm̃t-
lich in den Tempel hinein, um denſelben genauer zu
betrachten, da wir denn Dinge fanden, welche wir
alhier nimmermehr geſucht haͤtten. Um aber alles
genau zu beſchreiben, ſo war der Tempel im Umfan-
ge gantz rund, in der weite 68. Ellen, und 26. Ellen
hoch, nehmlich da, wo er am hoͤchſten war, denn
die Decke war auch rund, als ob ſie ordentlich aus-
gewoͤlbt waͤre, da es doch nur durch Menſchen alſo
ausgehoͤlet war.

Jn der Mitte dieſes Tempels befand ſich ein run-
der Altar, auf ſelbigen ein etwa Ellen hohes Geſtel-
le, und auf dieſen ruhete eine guldene Kugel, die im
Durchſchnitte 3. Viertel Ellen hatte, und deren
eingefuͤgte groſſe, mittelmaͤßige und kleine Diaman-
ten und andere edlen Steine einen wunderbaren

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[318/0326] mer nach Suͤden zu gegangen waren, ſo fand ſich auch auf derſelben Seite ein 3. Ellen hohes Loch oder Thuͤr, oben mit einem ordentlich ausgehauenen Schwibbogen, und nach fernerer Unterſuchung ei- ne Treppe von breiten Stuffen in die Tieffe. Ehe wir da hinein traten, thaten wir alle erſtlich einen guten Schluck Weins, hernach ging die Reiſe fort, und ich kan nicht laͤugnen, daß, als ich ſchon 200. Schritt hinab gezaͤhlet hatte, und dennoch kein Ende zu ſehen war, mir, ohngeacht der Geſellſchafft, doch gantz bange ums Hertze wurde. Endlich, ehe wir es uns verſahen, befanden wir uns vor einem ordentlichen Tempel, in welchen das Tags-Licht durch etliche Oeffnungen des Felſens hell und klar hinein fiel, weßwegen ein Theil unſerer Fackeln und Wind-Lichter ausgeloͤſcht und nur einige derſelben brennend hingeſetzt wurden, wir aber gingen ſaͤm̃t- lich in den Tempel hinein, um denſelben genauer zu betrachten, da wir denn Dinge fanden, welche wir alhier nimmermehr geſucht haͤtten. Um aber alles genau zu beſchreiben, ſo war der Tempel im Umfan- ge gantz rund, in der weite 68. Ellen, und 26. Ellen hoch, nehmlich da, wo er am hoͤchſten war, denn die Decke war auch rund, als ob ſie ordentlich aus- gewoͤlbt waͤre, da es doch nur durch Menſchen alſo ausgehoͤlet war. Jn der Mitte dieſes Tempels befand ſich ein run- der Altar, auf ſelbigen ein etwa Ellen hohes Geſtel- le, und auf dieſen ruhete eine guldene Kugel, die im Durchſchnitte 3. Viertel Ellen hatte, und deren eingefuͤgte groſſe, mittelmaͤßige und kleine Diaman- ten und andere edlen Steine einen wunderbaren ſchoͤnen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/326>, abgerufen am 23.11.2024.