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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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seyn, welche die Sonne, als ihren höchsten Gott,
angebetet hätten, weil die Sonne nicht undeutlich,
als ein alles regierendes Weesen, recht in der Mit-
te des Deckels der Urnen abgebildet wäre, hier-
nächst hielt er das oberste Zeichen vor den Mond,
und das unterste vor ihren irrdischen Haupt-Götzen,
weil dieses Zeichen etwas gröber ausgedruckt wäre
als die andern 10. welche vielleicht die übrigen Pla-
neten oder andere Gestirne, oder auch wohl andere
selbst erwählte Götzen anzeigen solten. Doch wolte
Herr Mag. Schmeltzer diese seine Meynung vor kei-
ne untrügliche Wahrheit ausgeben, wir aber hiel-
ten dieselbe, allen Umständen nach, vor sehr ver-
nunfftmäßig. Da wir nun nachhero eine Rela-
tion
von demjenigen abstatteten, was wir bereits
weiter erforscht, und noch ferner zu untersuchen
willens wären, fanden sich nebst dem Alt-Vater
sehr viele, welche uns von diesen verwegenen und
gefährlichen Vornehmen abrathen wolten, andere
Wagehälse hingegen bothen sich an, uns Gesell-
schafft zu leisten, allein, wir liessen uns von den er-
stern nichts einreden und abschrecken, den letztern
aber schlugen wir ihr Anerbiethen höflich ab, weil
die Compagnie sonsten gar zu starck, mithin ver-
drüßlich worden wäre, in Klein-Felsenburg aber
ohnedem Helffers-Helffer genung anzutreffen
waren.

Man machte derowegen alles zu unserer Ab-
fahrt fertig, und wartete nur, mir zu Gefallen, biß
meine Cordula am 19. Mart. zur Kirche gegan-
gen war, Montags den 23. dito aber ging die
Reise fort, nachdem wir uns mit Flinten, Pisiv-

len,
(U 3)

ſeyn, welche die Sonne, als ihren hoͤchſten Gott,
angebetet haͤtten, weil die Sonne nicht undeutlich,
als ein alles regierendes Weeſen, recht in der Mit-
te des Deckels der Urnen abgebildet waͤre, hier-
naͤchſt hielt er das oberſte Zeichen vor den Mond,
und das unterſte vor ihren irrdiſchen Haupt-Goͤtzen,
weil dieſes Zeichen etwas groͤber ausgedruckt waͤre
als die andern 10. welche vielleicht die uͤbrigen Pla-
neten oder andere Geſtirne, oder auch wohl andere
ſelbſt erwaͤhlte Goͤtzen anzeigen ſolten. Doch wolte
Herr Mag. Schmeltzer dieſe ſeine Meynung vor kei-
ne untruͤgliche Wahrheit ausgeben, wir aber hiel-
ten dieſelbe, allen Umſtaͤnden nach, vor ſehr ver-
nunfftmaͤßig. Da wir nun nachhero eine Rela-
tion
von demjenigen abſtatteten, was wir bereits
weiter erforſcht, und noch ferner zu unterſuchen
willens waͤren, fanden ſich nebſt dem Alt-Vater
ſehr viele, welche uns von dieſen verwegenen und
gefaͤhrlichen Vornehmen abrathen wolten, andere
Wagehaͤlſe hingegen bothen ſich an, uns Geſell-
ſchafft zu leiſten, allein, wir lieſſen uns von den er-
ſtern nichts einreden und abſchrecken, den letztern
aber ſchlugen wir ihr Anerbiethen hoͤflich ab, weil
die Compagnie ſonſten gar zu ſtarck, mithin ver-
druͤßlich worden waͤre, in Klein-Felſenburg aber
ohnedem Helffers-Helffer genung anzutreffen
waren.

Man machte derowegen alles zu unſerer Ab-
fahrt fertig, und wartete nur, mir zu Gefallen, biß
meine Cordula am 19. Mart. zur Kirche gegan-
gen war, Montags den 23. dito aber ging die
Reiſe fort, nachdem wir uns mit Flinten, Piſiv-

len,
(U 3)
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[309/0317] ſeyn, welche die Sonne, als ihren hoͤchſten Gott, angebetet haͤtten, weil die Sonne nicht undeutlich, als ein alles regierendes Weeſen, recht in der Mit- te des Deckels der Urnen abgebildet waͤre, hier- naͤchſt hielt er das oberſte Zeichen vor den Mond, und das unterſte vor ihren irrdiſchen Haupt-Goͤtzen, weil dieſes Zeichen etwas groͤber ausgedruckt waͤre als die andern 10. welche vielleicht die uͤbrigen Pla- neten oder andere Geſtirne, oder auch wohl andere ſelbſt erwaͤhlte Goͤtzen anzeigen ſolten. Doch wolte Herr Mag. Schmeltzer dieſe ſeine Meynung vor kei- ne untruͤgliche Wahrheit ausgeben, wir aber hiel- ten dieſelbe, allen Umſtaͤnden nach, vor ſehr ver- nunfftmaͤßig. Da wir nun nachhero eine Rela- tion von demjenigen abſtatteten, was wir bereits weiter erforſcht, und noch ferner zu unterſuchen willens waͤren, fanden ſich nebſt dem Alt-Vater ſehr viele, welche uns von dieſen verwegenen und gefaͤhrlichen Vornehmen abrathen wolten, andere Wagehaͤlſe hingegen bothen ſich an, uns Geſell- ſchafft zu leiſten, allein, wir lieſſen uns von den er- ſtern nichts einreden und abſchrecken, den letztern aber ſchlugen wir ihr Anerbiethen hoͤflich ab, weil die Compagnie ſonſten gar zu ſtarck, mithin ver- druͤßlich worden waͤre, in Klein-Felſenburg aber ohnedem Helffers-Helffer genung anzutreffen waren. Man machte derowegen alles zu unſerer Ab- fahrt fertig, und wartete nur, mir zu Gefallen, biß meine Cordula am 19. Mart. zur Kirche gegan- gen war, Montags den 23. dito aber ging die Reiſe fort, nachdem wir uns mit Flinten, Piſiv- len, (U 3)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/317>, abgerufen am 17.05.2024.