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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Platze an, allwo wir etliche Stunden vorhero ge-
speiset und den Ausflug der Vögel gesehen hatten,
beschlossen auch, die Nacht über, welche sehr warm
und angenehm war, allda zu verbleiben. Monsieur
van Blac
hatte seine Grillen, daß nehmlich in dem
grossen Berge, vielleicht eine ausgehauene Woh-
nung und andere Spuren von Menschen anzutref-
fen seyn würden, einem jeden von uns alle derge-
stalt scharff eingeprägt, daß wir auch alle glaubten,
es könte und müste nicht anders seyn, derowegen
berathschlagten wir biß in die späte Nacht, was zu
thun sey? Beschlossen erstlich, gleich morgendes
Tages wieder zurück nach Felsenburg zu fahren, un-
sern Aeltern und andern guten Freunden alle diese
Seltsamkeiten, so wir allhier gefunden, zu zeigen
und zu erzehlen, nachhero wieder herüber zu rudern,
lange Balcken und Bolen herbey zu schaffen, um
eine rechte veste Brücke über den Abgrund zu schla-
gen, und so dann hinüber zu paßiren; doch würde
auch nöthig seyn, daß wir Fackeln, Wind-Lichter,
Gewehr und andere Bedürffnisse mit uns nähmen,
indem wir nicht wüsten, ob man in dunckele Gänge
oder Hölen gerathen, und daselbst etwa mit Schlan-
gen oder andern Thieren zu streiten haben würde.
Hiernächst wurde auch verabredet, dem Capitain
Horn nicht alle unsere Gedancken zu offenbaren, je-
doch denselben zu bitten, uns durch seine Leute in
dem nächst an dem Berge gelegenen Walde etwa
6. oder 8. Stück, 15. bis 16. Ellen lange Balcken,
und denn auch etliche 30. biß 40. Queer-Stücke
aushauen und an den Fuß des Gebürges schaffen zu
lassen; zu welchem Ende wir ihm denn einige Zei-

chen
(U 2)

Platze an, allwo wir etliche Stunden vorhero ge-
ſpeiſet und den Ausflug der Voͤgel geſehen hatten,
beſchloſſen auch, die Nacht uͤber, welche ſehr warm
und angenehm war, allda zu verbleiben. Monsieur
van Blac
hatte ſeine Grillen, daß nehmlich in dem
groſſen Berge, vielleicht eine ausgehauene Woh-
nung und andere Spuren von Menſchen anzutref-
fen ſeyn wuͤrden, einem jeden von uns alle derge-
ſtalt ſcharff eingepraͤgt, daß wir auch alle glaubten,
es koͤnte und muͤſte nicht anders ſeyn, derowegen
berathſchlagten wir biß in die ſpaͤte Nacht, was zu
thun ſey? Beſchloſſen erſtlich, gleich morgendes
Tages wieder zuruͤck nach Felſenburg zu fahren, un-
ſern Aeltern und andern guten Freunden alle dieſe
Seltſamkeiten, ſo wir allhier gefunden, zu zeigen
und zu erzehlen, nachhero wieder heruͤber zu rudern,
lange Balcken und Bolen herbey zu ſchaffen, um
eine rechte veſte Bruͤcke uͤber den Abgrund zu ſchla-
gen, und ſo dann hinuͤber zu paßiren; doch wuͤrde
auch noͤthig ſeyn, daß wir Fackeln, Wind-Lichter,
Gewehr und andere Beduͤrffniſſe mit uns naͤhmen,
indem wir nicht wuͤſten, ob man in dunckele Gaͤnge
oder Hoͤlen gerathen, und daſelbſt etwa mit Schlan-
gen oder andern Thieren zu ſtreiten haben wuͤrde.
Hiernaͤchſt wurde auch verabredet, dem Capitain
Horn nicht alle unſere Gedancken zu offenbaren, je-
doch denſelben zu bitten, uns durch ſeine Leute in
dem naͤchſt an dem Berge gelegenen Walde etwa
6. oder 8. Stuͤck, 15. bis 16. Ellen lange Balcken,
und denn auch etliche 30. biß 40. Queer-Stuͤcke
aushauen und an den Fuß des Gebuͤrges ſchaffen zu
laſſen; zu welchem Ende wir ihm denn einige Zei-

chen
(U 2)
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[307/0315] Platze an, allwo wir etliche Stunden vorhero ge- ſpeiſet und den Ausflug der Voͤgel geſehen hatten, beſchloſſen auch, die Nacht uͤber, welche ſehr warm und angenehm war, allda zu verbleiben. Monsieur van Blac hatte ſeine Grillen, daß nehmlich in dem groſſen Berge, vielleicht eine ausgehauene Woh- nung und andere Spuren von Menſchen anzutref- fen ſeyn wuͤrden, einem jeden von uns alle derge- ſtalt ſcharff eingepraͤgt, daß wir auch alle glaubten, es koͤnte und muͤſte nicht anders ſeyn, derowegen berathſchlagten wir biß in die ſpaͤte Nacht, was zu thun ſey? Beſchloſſen erſtlich, gleich morgendes Tages wieder zuruͤck nach Felſenburg zu fahren, un- ſern Aeltern und andern guten Freunden alle dieſe Seltſamkeiten, ſo wir allhier gefunden, zu zeigen und zu erzehlen, nachhero wieder heruͤber zu rudern, lange Balcken und Bolen herbey zu ſchaffen, um eine rechte veſte Bruͤcke uͤber den Abgrund zu ſchla- gen, und ſo dann hinuͤber zu paßiren; doch wuͤrde auch noͤthig ſeyn, daß wir Fackeln, Wind-Lichter, Gewehr und andere Beduͤrffniſſe mit uns naͤhmen, indem wir nicht wuͤſten, ob man in dunckele Gaͤnge oder Hoͤlen gerathen, und daſelbſt etwa mit Schlan- gen oder andern Thieren zu ſtreiten haben wuͤrde. Hiernaͤchſt wurde auch verabredet, dem Capitain Horn nicht alle unſere Gedancken zu offenbaren, je- doch denſelben zu bitten, uns durch ſeine Leute in dem naͤchſt an dem Berge gelegenen Walde etwa 6. oder 8. Stuͤck, 15. bis 16. Ellen lange Balcken, und denn auch etliche 30. biß 40. Queer-Stuͤcke aushauen und an den Fuß des Gebuͤrges ſchaffen zu laſſen; zu welchem Ende wir ihm denn einige Zei- chen (U 2)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/315>, abgerufen am 17.05.2024.