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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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fen und allen andern Wollüsten ungemein ergeben,
bekümmern sich wenig um die Arbeit, sondern ihre
Sclaven müssen alles besorgen, weil die meisten
Hauß-Wirthe ungemein wohl begüthert sind; dan-
nenhero war es mein besonders Glücke, daß ich in
Portugall mein Geld an solche Waaren gelegt,
die solchen wollüstigen Leuten in die Augen fielen, und
dieserwegen konte ich in kurtzer Zeit alles mein mit-
gebrachtes zu Gelde machen, und einen wichtigen
Profit ziehen, welchen ich denn nebst dem allermei-
sten meines Capitals wieder anlegte und Ambra,
Toback, Balsam, Saffran, Baumwolle auch et-
was von Jaspis und Crystall, meistentheils aber
Zucker darvor kauffte, als woran ich in Europa ei-
nen gewaltig starcken Profit vor mir sahe, auch
sicher glauben konte, daß ich bey nahe die Helffte
von meinen Verlohrnen wieder erworben, mithin
wünschte, daß wir nur bald wieder abfahren möch-
ten, indem ich gesonnen war, noch ein oder 2. Touren
nach Brasilien zu thun, in Hoffnung dadurch wieder
in meinen vorigen Stand zu kommen und alle meine
Creditores biß auf den letzten Heller zu bezahlen.

Ohngeacht ich dasiges Orts nicht der geringste
Handelsmann unter allen Mitgereiseten war, hat-
te ich doch das Glück, mich am allerersten expedirt
zu haben, da wir aber nicht ehe als mit der Flotte ab-
seegeln konten, wurde mir die Zeit ungemein lang.
Es wolten mich zwar einige Wage-Hälse immer be-
reden, tieffer mit ins Land hinein zu gehen, indem
wir ein und andern wilden eingebohrnen Brasilia-
nern verschiedene Kostbarkeiten an puren Golde und
dergleichen umsonst abzwacken und uns damit be-

reichern
(B) 2

fen und allen andern Wolluͤſten ungemein ergeben,
bekuͤmmern ſich wenig um die Arbeit, ſondern ihre
Sclaven muͤſſen alles beſorgen, weil die meiſten
Hauß-Wirthe ungemein wohl beguͤthert ſind; dan-
nenhero war es mein beſonders Gluͤcke, daß ich in
Portugall mein Geld an ſolche Waaren gelegt,
die ſolchen wolluͤſtigẽ Leuten in die Augen fielen, und
dieſerwegen konte ich in kurtzer Zeit alles mein mit-
gebrachtes zu Gelde machen, und einen wichtigen
Profit ziehen, welchen ich denn nebſt dem allermei-
ſten meines Capitals wieder anlegte und Ambra,
Toback, Balſam, Saffran, Baumwolle auch et-
was von Jaſpis und Cryſtall, meiſtentheils aber
Zucker darvor kauffte, als woran ich in Europa ei-
nen gewaltig ſtarcken Profit vor mir ſahe, auch
ſicher glauben konte, daß ich bey nahe die Helffte
von meinen Verlohrnen wieder erworben, mithin
wuͤnſchte, daß wir nur bald wieder abfahren moͤch-
ten, indem ich geſonnen war, noch ein oder 2. Touren
nach Braſilien zu thun, in Hoffnung dadurch wieder
in meinen vorigen Stand zu kommen und alle meine
Creditores biß auf den letzten Heller zu bezahlen.

Ohngeacht ich daſiges Orts nicht der geringſte
Handelsmann unter allen Mitgereiſeten war, hat-
te ich doch das Gluͤck, mich am allererſten expedirt
zu haben, da wir aber nicht ehe als mit der Flotte ab-
ſeegeln konten, wurde mir die Zeit ungemein lang.
Es wolten mich zwar einige Wage-Haͤlſe immer be-
reden, tieffer mit ins Land hinein zu gehen, indem
wir ein und andern wilden eingebohrnen Braſilia-
nern verſchiedene Koſtbarkeiten an puren Golde und
dergleichen umſonſt abzwacken und uns damit be-

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(B) 2
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[19/0027] fen und allen andern Wolluͤſten ungemein ergeben, bekuͤmmern ſich wenig um die Arbeit, ſondern ihre Sclaven muͤſſen alles beſorgen, weil die meiſten Hauß-Wirthe ungemein wohl beguͤthert ſind; dan- nenhero war es mein beſonders Gluͤcke, daß ich in Portugall mein Geld an ſolche Waaren gelegt, die ſolchen wolluͤſtigẽ Leuten in die Augen fielen, und dieſerwegen konte ich in kurtzer Zeit alles mein mit- gebrachtes zu Gelde machen, und einen wichtigen Profit ziehen, welchen ich denn nebſt dem allermei- ſten meines Capitals wieder anlegte und Ambra, Toback, Balſam, Saffran, Baumwolle auch et- was von Jaſpis und Cryſtall, meiſtentheils aber Zucker darvor kauffte, als woran ich in Europa ei- nen gewaltig ſtarcken Profit vor mir ſahe, auch ſicher glauben konte, daß ich bey nahe die Helffte von meinen Verlohrnen wieder erworben, mithin wuͤnſchte, daß wir nur bald wieder abfahren moͤch- ten, indem ich geſonnen war, noch ein oder 2. Touren nach Braſilien zu thun, in Hoffnung dadurch wieder in meinen vorigen Stand zu kommen und alle meine Creditores biß auf den letzten Heller zu bezahlen. Ohngeacht ich daſiges Orts nicht der geringſte Handelsmann unter allen Mitgereiſeten war, hat- te ich doch das Gluͤck, mich am allererſten expedirt zu haben, da wir aber nicht ehe als mit der Flotte ab- ſeegeln konten, wurde mir die Zeit ungemein lang. Es wolten mich zwar einige Wage-Haͤlſe immer be- reden, tieffer mit ins Land hinein zu gehen, indem wir ein und andern wilden eingebohrnen Braſilia- nern verſchiedene Koſtbarkeiten an puren Golde und dergleichen umſonſt abzwacken und uns damit be- reichern (B) 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/27>, abgerufen am 25.11.2024.