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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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mahl besuchen, ehe ich schwächer werde,
denn ich spüre, daß mein Lebens-Ende nicht
mehr weit entfernet ist.
Wir musten ihm dem-
nach des andern Morgens seine besten Kleider an-
ziehen, und in die Kirche tragen lassen, allwo er den
GOttes-Dienst recht frisch und munter gantz aus
abwartete, auch die geistlichen Lieder mit heller Stim-
me mitsunge. Diesen gantzen Tag über schien er,
gegen die bißherigen sehr starck zu seyn, folgendes
Tages aber wieder so schwächlich, als die vorigen.
Sonntags nach Michaelis hielt Herr Herrmann
eine Predigt in des Alt-Vaters Zimmer, welche
mein Vater, ich und einige andere, die sich nicht von
ihm hinweg begeben wolten, mit anhöreten. Nach-
dem er nun etwas weniges von Speise und Tranck
zu sich genommen, verlangete er, man solte den Tisch-
ler Lademann zu ihm kommen lassen, jedoch nicht ehe,
biß die Nachmittags-Predigt vorbey wäre. Da sich
nun dieser zu bestimmter Zeit einstellete, sprach der
Alt-Vater zu ihm: Mein Sohn! ihr habt mir,
so lange ihr alhier auf dieser Jnsul gewesen
seyd, vielen Nutzen gestifftet, und grosse Ge-
fälligkeiten erwiesen, allein, ich habe doch
noch eine Bitte an euch daß ihr mir nehmlich
mein Ruhe-Cämmerlein oder Sarg so eiligst
als nur immer möglich verfertigen möchtet,
denn ich habe nicht lange Zeit mehr hier zu
bleiben, sondern GOtt wird mich nächster
Tags zu sich ruffen, ich möchte doch aber gern
vorhero mein Ruhe-Cämmerlein sehen.

Der ehrliche Lademann fing bitterlich an zu wei-

nen,

mahl beſuchen, ehe ich ſchwaͤcher werde,
denn ich ſpuͤre, daß mein Lebens-Ende nicht
mehr weit entfernet iſt.
Wir muſten ihm dem-
nach des andern Morgens ſeine beſten Kleider an-
ziehen, und in die Kirche tragen laſſen, allwo er den
GOttes-Dienſt recht friſch und munter gantz aus
abwartete, auch die geiſtlichen Lieder mit heller Stim-
me mitſunge. Dieſen gantzen Tag uͤber ſchien er,
gegen die bißherigen ſehr ſtarck zu ſeyn, folgendes
Tages aber wieder ſo ſchwaͤchlich, als die vorigen.
Sonntags nach Michaelis hielt Herr Herrmann
eine Predigt in des Alt-Vaters Zimmer, welche
mein Vater, ich und einige andere, die ſich nicht von
ihm hinweg begeben wolten, mit anhoͤreten. Nach-
dem er nun etwas weniges von Speiſe und Tranck
zu ſich genommen, verlangete er, man ſolte den Tiſch-
ler Lademann zu ihm kommen laſſen, jedoch nicht ehe,
biß die Nachmittags-Predigt vorbey waͤre. Da ſich
nun dieſer zu beſtimmter Zeit einſtellete, ſprach der
Alt-Vater zu ihm: Mein Sohn! ihr habt mir,
ſo lange ihr alhier auf dieſer Jnſul geweſen
ſeyd, vielen Nutzen geſtifftet, und groſſe Ge-
faͤlligkeiten erwieſen, allein, ich habe doch
noch eine Bitte an euch daß ihr mir nehmlich
mein Ruhe-Caͤmmerlein oder Sarg ſo eiligſt
als nur immer moͤglich verfertigen moͤchtet,
denn ich habe nicht lange Zeit mehr hier zu
bleiben, ſondern GOtt wird mich naͤchſter
Tags zu ſich ruffen, ich moͤchte doch aber gern
vorhero mein Ruhe-Caͤmmerlein ſehen.

Der ehrliche Lademann fing bitterlich an zu wei-

nen,
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[234/0242] mahl beſuchen, ehe ich ſchwaͤcher werde, denn ich ſpuͤre, daß mein Lebens-Ende nicht mehr weit entfernet iſt. Wir muſten ihm dem- nach des andern Morgens ſeine beſten Kleider an- ziehen, und in die Kirche tragen laſſen, allwo er den GOttes-Dienſt recht friſch und munter gantz aus abwartete, auch die geiſtlichen Lieder mit heller Stim- me mitſunge. Dieſen gantzen Tag uͤber ſchien er, gegen die bißherigen ſehr ſtarck zu ſeyn, folgendes Tages aber wieder ſo ſchwaͤchlich, als die vorigen. Sonntags nach Michaelis hielt Herr Herrmann eine Predigt in des Alt-Vaters Zimmer, welche mein Vater, ich und einige andere, die ſich nicht von ihm hinweg begeben wolten, mit anhoͤreten. Nach- dem er nun etwas weniges von Speiſe und Tranck zu ſich genommen, verlangete er, man ſolte den Tiſch- ler Lademann zu ihm kommen laſſen, jedoch nicht ehe, biß die Nachmittags-Predigt vorbey waͤre. Da ſich nun dieſer zu beſtimmter Zeit einſtellete, ſprach der Alt-Vater zu ihm: Mein Sohn! ihr habt mir, ſo lange ihr alhier auf dieſer Jnſul geweſen ſeyd, vielen Nutzen geſtifftet, und groſſe Ge- faͤlligkeiten erwieſen, allein, ich habe doch noch eine Bitte an euch daß ihr mir nehmlich mein Ruhe-Caͤmmerlein oder Sarg ſo eiligſt als nur immer moͤglich verfertigen moͤchtet, denn ich habe nicht lange Zeit mehr hier zu bleiben, ſondern GOtt wird mich naͤchſter Tags zu ſich ruffen, ich moͤchte doch aber gern vorhero mein Ruhe-Caͤmmerlein ſehen. Der ehrliche Lademann fing bitterlich an zu wei- nen,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/242>, abgerufen am 23.11.2024.