jeder, daß er nicht geheyrathet, auch nicht heyrathen wolte, sondern seine Schwester, die eine alte Jung- fer war, führete die gantze Wirthschafft, im Ge- wölbe aber befanden sich 3. Diener und 2. Lehrlinge, unter welchen ich des Patrons Vertrauter war.
So bald meine Lehr-Jahre überstanden waren, recommandirte mich mein Patron in die berühmte Handels-Stadt D. an einen Kaufmann, welcher einen erstaunlichen Verkehr hatte, und ich war noch kein Jahr bey diesem meinem neuen Herrn gewe- sen, als derselbige meine Fähigkeit merckte, auf meine Treue ein grosses Vertrauen setzte, dannen- hero mich in seinen Negotiis erstlich nach vielen be- rühmten Handels-Städten Deutschlandes, nach- hero auch nach Rußland, Polen, Schweden, Däne- marck, Holland, Engelland, Portugall, Spa- nien, Franckreich und Jtalien verschickte, da ich denn so glücklich war, das mir aufgetragene jeder- zeit ihm zum Vergnügen auszurichten, weßwegen ich mir denn, weil ich sehr sparsam lebte, auf mei- nen Reisen nicht allein ein gut Stück Geld samm- lete, sondern auch von meinem Herrn zum östern reichlich beschenckt wurde.
Endlich, da An. 1705. ein Handelsmann in sel- biger Stadt verstarb, und nebst seiner 70. Jahr al- ten Frauen nur einen eintzigen Sohn hinterließ, wel- cher ein vornehmer Rechts-Gelehrter war, und in einem honorablen Amte saß, begieng dieser mein Patron die Redlichkeit an mir, daß er mir nicht allein behülflich war diese Handlung anzutreten, sondern auch schon gemeldten Rechts-Gelehrtens Tochter zu heyrathen, mit welcher ich ein schön Stück
Geld
jeder, daß er nicht geheyrathet, auch nicht heyrathen wolte, ſondern ſeine Schweſter, die eine alte Jung- fer war, fuͤhrete die gantze Wirthſchafft, im Ge- woͤlbe aber befanden ſich 3. Diener und 2. Lehrlinge, unter welchen ich des Patrons Vertrauter war.
So bald meine Lehr-Jahre uͤberſtanden waren, recommandirte mich mein Patron in die beruͤhmte Handels-Stadt D. an einen Kaufmann, welcher einen erſtaunlichen Verkehr hatte, und ich war noch kein Jahr bey dieſem meinem neuen Herrn gewe- ſen, als derſelbige meine Faͤhigkeit merckte, auf meine Treue ein groſſes Vertrauen ſetzte, dannen- hero mich in ſeinen Negotiis erſtlich nach vielen be- ruͤhmten Handels-Staͤdten Deutſchlandes, nach- hero auch nach Rußland, Polen, Schweden, Daͤne- marck, Holland, Engelland, Portugall, Spa- nien, Franckreich und Jtalien verſchickte, da ich denn ſo gluͤcklich war, das mir aufgetragene jeder- zeit ihm zum Vergnuͤgen auszurichten, weßwegen ich mir denn, weil ich ſehr ſparſam lebte, auf mei- nen Reiſen nicht allein ein gut Stuͤck Geld ſamm- lete, ſondern auch von meinem Herrn zum oͤſtern reichlich beſchenckt wurde.
Endlich, da An. 1705. ein Handelsmann in ſel- biger Stadt verſtarb, und nebſt ſeiner 70. Jahr al- ten Frauen nur einen eintzigen Sohn hinterließ, wel- cher ein vornehmer Rechts-Gelehrter war, und in einem honorablen Amte ſaß, begieng dieſer mein Patron die Redlichkeit an mir, daß er mir nicht allein behuͤlflich war dieſe Handlung anzutreten, ſondern auch ſchon gemeldten Rechts-Gelehrtens Tochter zu heyꝛathen, mit welcher ich ein ſchoͤn Stuͤck
Geld
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0023"n="15"/>
jeder, daß er nicht geheyrathet, auch nicht heyrathen<lb/>
wolte, ſondern ſeine Schweſter, die eine alte Jung-<lb/>
fer war, fuͤhrete die gantze Wirthſchafft, im Ge-<lb/>
woͤlbe aber befanden ſich 3. Diener und 2. Lehrlinge,<lb/>
unter welchen ich des <hirendition="#aq">Patrons</hi> Vertrauter war.</p><lb/><p>So bald meine Lehr-Jahre uͤberſtanden waren,<lb/><hirendition="#aq">recommandir</hi>te mich mein <hirendition="#aq">Patron</hi> in die beruͤhmte<lb/>
Handels-Stadt <hirendition="#aq">D.</hi> an einen Kaufmann, welcher<lb/>
einen erſtaunlichen Verkehr hatte, und ich war noch<lb/>
kein Jahr bey dieſem meinem neuen Herrn gewe-<lb/>ſen, als derſelbige meine Faͤhigkeit merckte, auf<lb/>
meine Treue ein groſſes Vertrauen ſetzte, dannen-<lb/>
hero mich in ſeinen <hirendition="#aq">Negotiis</hi> erſtlich nach vielen be-<lb/>
ruͤhmten Handels-Staͤdten Deutſchlandes, nach-<lb/>
hero auch nach Rußland, Polen, Schweden, Daͤne-<lb/>
marck, Holland, Engelland, Portugall, Spa-<lb/>
nien, Franckreich und Jtalien verſchickte, da ich<lb/>
denn ſo gluͤcklich war, das mir aufgetragene jeder-<lb/>
zeit ihm zum Vergnuͤgen auszurichten, weßwegen<lb/>
ich mir denn, weil ich ſehr ſparſam lebte, auf mei-<lb/>
nen Reiſen nicht allein ein gut Stuͤck Geld ſamm-<lb/>
lete, ſondern auch von meinem Herrn zum oͤſtern<lb/>
reichlich beſchenckt wurde.</p><lb/><p>Endlich, da An. 1705. ein Handelsmann in ſel-<lb/>
biger Stadt verſtarb, und nebſt ſeiner 70. Jahr al-<lb/>
ten Frauen nur einen eintzigen Sohn hinterließ, wel-<lb/>
cher ein vornehmer Rechts-Gelehrter war, und in<lb/>
einem <hirendition="#aq">honorabl</hi>en Amte ſaß, begieng dieſer mein<lb/><hirendition="#aq">Patron</hi> die Redlichkeit an mir, daß er mir nicht<lb/>
allein behuͤlflich war dieſe Handlung anzutreten,<lb/>ſondern auch ſchon gemeldten Rechts-Gelehrtens<lb/>
Tochter zu heyꝛathen, mit welcher ich ein ſchoͤn Stuͤck<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Geld</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[15/0023]
jeder, daß er nicht geheyrathet, auch nicht heyrathen
wolte, ſondern ſeine Schweſter, die eine alte Jung-
fer war, fuͤhrete die gantze Wirthſchafft, im Ge-
woͤlbe aber befanden ſich 3. Diener und 2. Lehrlinge,
unter welchen ich des Patrons Vertrauter war.
So bald meine Lehr-Jahre uͤberſtanden waren,
recommandirte mich mein Patron in die beruͤhmte
Handels-Stadt D. an einen Kaufmann, welcher
einen erſtaunlichen Verkehr hatte, und ich war noch
kein Jahr bey dieſem meinem neuen Herrn gewe-
ſen, als derſelbige meine Faͤhigkeit merckte, auf
meine Treue ein groſſes Vertrauen ſetzte, dannen-
hero mich in ſeinen Negotiis erſtlich nach vielen be-
ruͤhmten Handels-Staͤdten Deutſchlandes, nach-
hero auch nach Rußland, Polen, Schweden, Daͤne-
marck, Holland, Engelland, Portugall, Spa-
nien, Franckreich und Jtalien verſchickte, da ich
denn ſo gluͤcklich war, das mir aufgetragene jeder-
zeit ihm zum Vergnuͤgen auszurichten, weßwegen
ich mir denn, weil ich ſehr ſparſam lebte, auf mei-
nen Reiſen nicht allein ein gut Stuͤck Geld ſamm-
lete, ſondern auch von meinem Herrn zum oͤſtern
reichlich beſchenckt wurde.
Endlich, da An. 1705. ein Handelsmann in ſel-
biger Stadt verſtarb, und nebſt ſeiner 70. Jahr al-
ten Frauen nur einen eintzigen Sohn hinterließ, wel-
cher ein vornehmer Rechts-Gelehrter war, und in
einem honorablen Amte ſaß, begieng dieſer mein
Patron die Redlichkeit an mir, daß er mir nicht
allein behuͤlflich war dieſe Handlung anzutreten,
ſondern auch ſchon gemeldten Rechts-Gelehrtens
Tochter zu heyꝛathen, mit welcher ich ein ſchoͤn Stuͤck
Geld
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/23>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.