te ihm anders zu Muthe werden, denn er sprach zu mir: Franz! was habe ich gemacht, 10000. Thlr. ist eine schöne Summa, aber 20000. ist gleich noch einmahl so viel. Meine Antwort war: Das ist gewiß, allein mir stehen alle Haare zu Berge, wenn ich daran gedencke; Ach wolte doch der Himmel daß das Schiff wieder käme! Das müssen wir erwarten, versetzte er, kömmt es nicht, so bin ich deß- wegen noch lange nicht ruinirt, kömmt es aber, so solst du vor deinen guten Wunsch 1000. Thlr. von meinem Gewinnste haben. Jch glaubte nicht, daß es Ernst wäre, dachte aber doch, daß, wenn das Schiff käme, mir mein Patron vor die Worte, so er in Trun- ckenheit gesprochen, wenigstens ein neues Kleyd schencken würde, schloß derowegen dieses Schiff al- zeit mit in mein Morgen- und Abend-Gebeth, seuf- zete auch öffters bey Tage im Laden: Ach GOtt! hilff doch, daß das Schiff glücklich zurück kömmt; welches, wie mir mein Herr nachhero erzählete, er öffters gehöret und heimlich darüber gelacht hat. Etwa 8. Wochen darnach schreibt mein Herr ohne mein Wissen an meine Eltern, daß beyde, oder we- nigsten Eins von ihnen auf seine Unkosten zu ihm kommen solten, weil er etwas nothwendiges mit ihnen zu sprechen hätte. Meine Eltern erschrecken und mey- nen, daß ich etwa gar zum Schelme geworden wä- re, setzen sich derowegen beyde auf einen Wagen und kamen in meines Herrn Hauß. Es war eben Zeit zur Mittags-Mahlzeit, weßwegen sie mein Herr so gleich zu Tische führete, jedoch bey Tische von lauter indifferenten Dingen redete, nach der Mahl- zeit aber in sein Cabinet gieng, einen grossen Sack
voll
te ihm anders zu Muthe werden, denn er ſprach zu mir: Franz! was habe ich gemacht, 10000. Thlr. iſt eine ſchoͤne Summa, aber 20000. iſt gleich noch einmahl ſo viel. Meine Antwort war: Das iſt gewiß, allein mir ſtehen alle Haare zu Berge, wenn ich daran gedencke; Ach wolte doch der Himmel daß das Schiff wieder kaͤme! Das muͤſſen wir erwarten, verſetzte er, koͤmmt es nicht, ſo bin ich deß- wegen noch lange nicht ruinirt, koͤmmt es aber, ſo ſolſt du vor deinen guten Wunſch 1000. Thlr. von meinem Gewinnſte haben. Jch glaubte nicht, daß es Ernſt waͤre, dachte aber doch, daß, wenn das Schiff kaͤme, mir mein Patron vor die Worte, ſo er in Trun- ckenheit geſprochen, wenigſtens ein neues Kleyd ſchencken wuͤrde, ſchloß derowegen dieſes Schiff al- zeit mit in mein Morgen- und Abend-Gebeth, ſeuf- zete auch oͤffters bey Tage im Laden: Ach GOtt! hilff doch, daß das Schiff gluͤcklich zuruͤck koͤmmt; welches, wie mir mein Herr nachhero erzaͤhlete, er oͤffters gehoͤret und heimlich daruͤber gelacht hat. Etwa 8. Wochen darnach ſchreibt mein Herr ohne mein Wiſſen an meine Eltern, daß beyde, oder we- nigſten Eins von ihnen auf ſeine Unkoſten zu ihm kom̃en ſolten, weil er etwas nothwendiges mit ihnen zu ſprechen haͤtte. Meine Eltern erſchrecken und mey- nen, daß ich etwa gar zum Schelme geworden waͤ- re, ſetzen ſich derowegen beyde auf einen Wagen und kamen in meines Herrn Hauß. Es war eben Zeit zur Mittags-Mahlzeit, weßwegen ſie mein Herr ſo gleich zu Tiſche fuͤhrete, jedoch bey Tiſche von lauter indifferenten Dingen redete, nach der Mahl- zeit aber in ſein Cabinet gieng, einen groſſen Sack
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te ihm anders zu Muthe werden, denn er ſprach zu
mir: Franz! was habe ich gemacht, 10000. Thlr.
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einmahl ſo viel. Meine Antwort war: Das iſt
gewiß, allein mir ſtehen alle Haare zu Berge, wenn
ich daran gedencke; Ach wolte doch der Himmel
daß das Schiff wieder kaͤme! Das muͤſſen wir
erwarten, verſetzte er, koͤmmt es nicht, ſo bin ich deß-
wegen noch lange nicht ruinirt, koͤmmt es aber, ſo
ſolſt du vor deinen guten Wunſch 1000. Thlr. von
meinem Gewinnſte haben. Jch glaubte nicht, daß es
Ernſt waͤre, dachte aber doch, daß, wenn das Schiff
kaͤme, mir mein Patron vor die Worte, ſo er in Trun-
ckenheit geſprochen, wenigſtens ein neues Kleyd
ſchencken wuͤrde, ſchloß derowegen dieſes Schiff al-
zeit mit in mein Morgen- und Abend-Gebeth, ſeuf-
zete auch oͤffters bey Tage im Laden: Ach GOtt!
hilff doch, daß das Schiff gluͤcklich zuruͤck koͤmmt;
welches, wie mir mein Herr nachhero erzaͤhlete, er
oͤffters gehoͤret und heimlich daruͤber gelacht hat.
Etwa 8. Wochen darnach ſchreibt mein Herr ohne
mein Wiſſen an meine Eltern, daß beyde, oder we-
nigſten Eins von ihnen auf ſeine Unkoſten zu ihm
kom̃en ſolten, weil er etwas nothwendiges mit ihnen
zu ſprechen haͤtte. Meine Eltern erſchrecken und mey-
nen, daß ich etwa gar zum Schelme geworden waͤ-
re, ſetzen ſich derowegen beyde auf einen Wagen
und kamen in meines Herrn Hauß. Es war eben
Zeit zur Mittags-Mahlzeit, weßwegen ſie mein Herr
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/21>, abgerufen am 23.11.2024.
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