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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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bewahret, eines andern Kebs Weib zu wer-
den, wie es aber um eure eigene Ehre steher,
könnet ihr am allerbesten nachdencken und
wissen. So bald als dieser Schand-Balg
dergleichen Reden von mir hörete, fiel sie
als eine Furie über mich her, wolte mich zu
Boden reissen, und mir die Augen auskra-
tzen, allein, ich wehrete mich meiner Haut
so gut, und so lange, biß erstlich einige von
den Hauß-Genossen, und endlich der
van
Steen
selbst darzu kamen, und uns von ein-
ander brachten. Mir blutete zwar die Na-
se, allein, meine Feindin hatte doch noch
stärckere Trümphe in die Augen, so wohl als
auf die Nase und auf das Maul bekommen,
weßwegen sie mich durchaus todt haben
wolte; allein, in diesem Stück war der
van
Steen
doch etwas vernünfftiger, und sagte
zu mir:
Madame! ich kenne euch sehr wohl,
bin auch sehr etfreuet, daß ihr aus der Scla-
verey entronnen seyd, allein, vergebet mir,
daß ich euch nimmermehr wieder zu meiner
Ehe-Frau annehmen kan, doch will ich euch
alles das Eurige heraus geben, und ausser-
dem noch ein übriges thun, nur thut so wohl,
und
reciriret euch, um ferneres Unglück zu
vermeiden, aus meinem Hause, glauber an-
bey, daß es mir sehr schmertzlich fällt, euch
solchergestalt abzufertigen; welcher Mensch
aber ist so kräfftig, sein Verhängniß zu besie-
gen?
Monsieur! war meine Antwort, ich
habe schon von ferne gehöret, was die Glo-

cke
(N 2)

bewahret, eines andern Kebs Weib zu wer-
den, wie es aber um eure eigene Ehre ſteher,
koͤnnet ihr am allerbeſten nachdencken und
wiſſen. So bald als dieſer Schand-Balg
dergleichen Reden von mir hoͤrete, fiel ſie
als eine Furie uͤber mich her, wolte mich zu
Boden reiſſen, und mir die Augen auskra-
tzen, allein, ich wehrete mich meiner Haut
ſo gut, und ſo lange, biß erſtlich einige von
den Hauß-Genoſſen, und endlich der
van
Steen
ſelbſt darzu kamen, und uns von ein-
ander brachten. Mir blutete zwar die Na-
ſe, allein, meine Feindin hatte doch noch
ſtaͤrckere Truͤmphe in die Augen, ſo wohl als
auf die Naſe und auf das Maul bekommen,
weßwegen ſie mich durchaus todt haben
wolte; allein, in dieſem Stuͤck war der
van
Steen
doch etwas vernuͤnfftiger, und ſagte
zu mir:
Madame! ich kenne euch ſehr wohl,
bin auch ſehr etfreuet, daß ihr aus der Scla-
verey entronnen ſeyd, allein, vergebet mir,
daß ich euch nimmermehr wieder zu meiner
Ehe-Frau annehmen kan, doch will ich euch
alles das Eurige heraus geben, und auſſer-
dem noch ein uͤbriges thun, nur thut ſo wohl,
und
reciriret euch, um ferneres Ungluͤck zu
vermeiden, aus meinem Hauſe, glauber an-
bey, daß es mir ſehr ſchmertzlich faͤllt, euch
ſolchergeſtalt abzufertigen; welcher Menſch
aber iſt ſo kraͤfftig, ſein Verhaͤngniß zu beſie-
gen?
Monſieur! war meine Antwort, ich
habe ſchon von ferne gehoͤret, was die Glo-

cke
(N 2)
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[195/0203] bewahret, eines andern Kebs Weib zu wer- den, wie es aber um eure eigene Ehre ſteher, koͤnnet ihr am allerbeſten nachdencken und wiſſen. So bald als dieſer Schand-Balg dergleichen Reden von mir hoͤrete, fiel ſie als eine Furie uͤber mich her, wolte mich zu Boden reiſſen, und mir die Augen auskra- tzen, allein, ich wehrete mich meiner Haut ſo gut, und ſo lange, biß erſtlich einige von den Hauß-Genoſſen, und endlich der van Steen ſelbſt darzu kamen, und uns von ein- ander brachten. Mir blutete zwar die Na- ſe, allein, meine Feindin hatte doch noch ſtaͤrckere Truͤmphe in die Augen, ſo wohl als auf die Naſe und auf das Maul bekommen, weßwegen ſie mich durchaus todt haben wolte; allein, in dieſem Stuͤck war der van Steen doch etwas vernuͤnfftiger, und ſagte zu mir: Madame! ich kenne euch ſehr wohl, bin auch ſehr etfreuet, daß ihr aus der Scla- verey entronnen ſeyd, allein, vergebet mir, daß ich euch nimmermehr wieder zu meiner Ehe-Frau annehmen kan, doch will ich euch alles das Eurige heraus geben, und auſſer- dem noch ein uͤbriges thun, nur thut ſo wohl, und reciriret euch, um ferneres Ungluͤck zu vermeiden, aus meinem Hauſe, glauber an- bey, daß es mir ſehr ſchmertzlich faͤllt, euch ſolchergeſtalt abzufertigen; welcher Menſch aber iſt ſo kraͤfftig, ſein Verhaͤngniß zu beſie- gen? Monſieur! war meine Antwort, ich habe ſchon von ferne gehoͤret, was die Glo- cke (N 2)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/203>, abgerufen am 23.11.2024.