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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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und fragte so gleich nach dem van Steen, wel-
cher ausgegangen war, jedoch kam seine Ge-
mahlin, die
Helena, so gleich zur Stelle, und
fragte, was ich beliebte?
Madam! gab ich
zur Antwort, ich habe zwar die Ehre nicht,
sie zu kennen, möchte aber gern meinen Ehe-
Mann den
van Steen sehen. Hierauf sahe
mir die
Helena etwas tieffer in die Augen,
und da sie mich so gleich erkennen mochte,
wurde sie so blaß als eine Leiche, stund auch
eine gute Zeit als ein steinern Bild vor mir,
weßwegen ich zu ihr sprach:
Madam, war-
um werden sie so verwirret? Jst ihnen etwa
nicht wohl? Sie wuste erstlich noch nicht,
was sie antworten solre, endlich aber flos-
sen diese Worte aus ihrem Munde: Jst der

van Steen euer Mann, so müsset ihr nicht
wohl im Gehirne verwahret seyn, denn ich
habe ihn nun schon einige Zeit zur Ehe, auch
ein Kind in der Wiege, und eins im Leibe
von ihm, wüste auch nicht, wer mir meinen
Mann ab
disputiren wolte, zumahlen da sei-
ne erste Frau in Marocco unter den Kebs-
Weibern des Kaysers befindlich, und er die-
serwegen alhier Erlaubniß erhalten sich als
ein von ihr geschiedener mit mir zu verhey-
rathen.
Madame! replicirte ich, ihr seyd
von der gantzen Sache entweder gar zu viel
oder gar zu wenig unterrichtet; ich bin die
erste Frau des
van Steen, und habe noch nie-
mahls einen andern Mann, als ihn erkannt,
auch hat mich der Himmel sonderlich davor

bewah-

und fragte ſo gleich nach dem van Steen, wel-
cher ausgegangen war, jedoch kam ſeine Ge-
mahlin, die
Helena, ſo gleich zur Stelle, und
fragte, was ich beliebte?
Madam! gab ich
zur Antwort, ich habe zwar die Ehre nicht,
ſie zu kennen, moͤchte aber gern meinen Ehe-
Mann den
van Steen ſehen. Hierauf ſahe
mir die
Helena etwas tieffer in die Augen,
und da ſie mich ſo gleich erkennen mochte,
wurde ſie ſo blaß als eine Leiche, ſtund auch
eine gute Zeit als ein ſteinern Bild vor mir,
weßwegen ich zu ihr ſprach:
Madam, war-
um werden ſie ſo verwirret? Jſt ihnen etwa
nicht wohl? Sie wuſte erſtlich noch nicht,
was ſie antworten ſolre, endlich aber floſ-
ſen dieſe Worte aus ihrem Munde: Jſt der

van Steen euer Mann, ſo muͤſſet ihr nicht
wohl im Gehirne verwahret ſeyn, denn ich
habe ihn nun ſchon einige Zeit zur Ehe, auch
ein Kind in der Wiege, und eins im Leibe
von ihm, wuͤſte auch nicht, wer mir meinen
Mann ab
diſputiren wolte, zumahlen da ſei-
ne erſte Frau in Marocco unter den Kebs-
Weibern des Kayſers befindlich, und er die-
ſerwegen alhier Erlaubniß erhalten ſich als
ein von ihr geſchiedener mit mir zu verhey-
rathen.
Madame! replicirte ich, ihr ſeyd
von der gantzen Sache entweder gar zu viel
oder gar zu wenig unterrichtet; ich bin die
erſte Frau des
van Steen, und habe noch nie-
mahls einen andern Mann, als ihn erkannt,
auch hat mich der Himmel ſonderlich davor

bewah-
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[194/0202] und fragte ſo gleich nach dem van Steen, wel- cher ausgegangen war, jedoch kam ſeine Ge- mahlin, die Helena, ſo gleich zur Stelle, und fragte, was ich beliebte? Madam! gab ich zur Antwort, ich habe zwar die Ehre nicht, ſie zu kennen, moͤchte aber gern meinen Ehe- Mann den van Steen ſehen. Hierauf ſahe mir die Helena etwas tieffer in die Augen, und da ſie mich ſo gleich erkennen mochte, wurde ſie ſo blaß als eine Leiche, ſtund auch eine gute Zeit als ein ſteinern Bild vor mir, weßwegen ich zu ihr ſprach: Madam, war- um werden ſie ſo verwirret? Jſt ihnen etwa nicht wohl? Sie wuſte erſtlich noch nicht, was ſie antworten ſolre, endlich aber floſ- ſen dieſe Worte aus ihrem Munde: Jſt der van Steen euer Mann, ſo muͤſſet ihr nicht wohl im Gehirne verwahret ſeyn, denn ich habe ihn nun ſchon einige Zeit zur Ehe, auch ein Kind in der Wiege, und eins im Leibe von ihm, wuͤſte auch nicht, wer mir meinen Mann ab diſputiren wolte, zumahlen da ſei- ne erſte Frau in Marocco unter den Kebs- Weibern des Kayſers befindlich, und er die- ſerwegen alhier Erlaubniß erhalten ſich als ein von ihr geſchiedener mit mir zu verhey- rathen. Madame! replicirte ich, ihr ſeyd von der gantzen Sache entweder gar zu viel oder gar zu wenig unterrichtet; ich bin die erſte Frau des van Steen, und habe noch nie- mahls einen andern Mann, als ihn erkannt, auch hat mich der Himmel ſonderlich davor bewah-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/202>, abgerufen am 23.11.2024.