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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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ich mich niemahls sehr umgesehen, weiln gehöret
hatte, daß wenig oder gar keine Christen oder Ju-
den darinnen angetroffen würden. Da |ich nun
merckte, daß mir sehr viel Freyheit gelassen wurde,
indem mich kein Mensch unbescheiden fragte, we-
der, wo ich hin wolte? noch wo ich herkäme?
oder wo ich gewesen wäre? so stellete mich gantz
dreuste an, und gab hier und dar bey den höhern
Bedienten zu vernehmen, wie ich nur darum aus-
gienge, etwa eine mir anständige Christen-Sclavin
anzutreffen, selbige zu erkauffen und mit derselben
eine Heyrath und eigene Wirthschafft zu stifften,
damit ich nachhero meine Dienste desto ordentli-
cher und lustiger verrichten könte; ja ich war eins-
mahls so verwegen, eben dieses dem Kayser selbst,
da er bey guter Laune war, aufzubinden, und ver-
merckte, daß ihm meine Absichten wohl gefielen,
denn er versprach, wenn ich mir auch die aller-
schönste und beste Sclavin ausläse, mir selbige zu
schencken. Mittlerweile lernete ich nun, mich
meiner Freyheit immer besser und besser zu bedie-
nen, ließ aber keine 2. oder 3. Tage vorbey strei-
chen, daß ich meiner Lebens-Erhalterin, Lands-
Männin und besondern Wohlthäterin nicht or-
dentliche Nachricht von allen gegeben hätte, und
zwar vermittelst einer besondern Schrifft, die nie-
mand als wir beyde lesen und verstehen konte, und
worüber wir mit einander eins worden waren.
Jnzwischen schickte sie mir gewaltige Geld-Summen
und sehr kostbare Kleinodien zu, so daß mir recht
angst und bange darüber wurde, weil ich noch kei-
nen eintzigen guten Freund angetroffen, dem ich

mein

ich mich niemahls ſehr umgeſehen, weiln gehoͤret
hatte, daß wenig oder gar keine Chriſten oder Ju-
den darinnen angetroffen wuͤrden. Da |ich nun
merckte, daß mir ſehr viel Freyheit gelaſſen wurde,
indem mich kein Menſch unbeſcheiden fragte, we-
der, wo ich hin wolte? noch wo ich herkaͤme?
oder wo ich geweſen waͤre? ſo ſtellete mich gantz
dreuſte an, und gab hier und dar bey den hoͤhern
Bedienten zu vernehmen, wie ich nur darum aus-
gienge, etwa eine mir anſtaͤndige Chriſten-Sclavin
anzutreffen, ſelbige zu erkauffen und mit derſelben
eine Heyrath und eigene Wirthſchafft zu ſtifften,
damit ich nachhero meine Dienſte deſto ordentli-
cher und luſtiger verrichten koͤnte; ja ich war eins-
mahls ſo verwegen, eben dieſes dem Kayſer ſelbſt,
da er bey guter Laune war, aufzubinden, und ver-
merckte, daß ihm meine Abſichten wohl gefielen,
denn er verſprach, wenn ich mir auch die aller-
ſchoͤnſte und beſte Sclavin auslaͤſe, mir ſelbige zu
ſchencken. Mittlerweile lernete ich nun, mich
meiner Freyheit immer beſſer und beſſer zu bedie-
nen, ließ aber keine 2. oder 3. Tage vorbey ſtrei-
chen, daß ich meiner Lebens-Erhalterin, Lands-
Maͤnnin und beſondern Wohlthaͤterin nicht or-
dentliche Nachricht von allen gegeben haͤtte, und
zwar vermittelſt einer beſondern Schrifft, die nie-
mand als wir beyde leſen und verſtehen konte, und
woruͤber wir mit einander eins worden waren.
Jnzwiſchen ſchickte ſie mir gewaltige Geld-Sum̃en
und ſehr koſtbare Kleinodien zu, ſo daß mir recht
angſt und bange daruͤber wurde, weil ich noch kei-
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mein
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[120/0128] ich mich niemahls ſehr umgeſehen, weiln gehoͤret hatte, daß wenig oder gar keine Chriſten oder Ju- den darinnen angetroffen wuͤrden. Da |ich nun merckte, daß mir ſehr viel Freyheit gelaſſen wurde, indem mich kein Menſch unbeſcheiden fragte, we- der, wo ich hin wolte? noch wo ich herkaͤme? oder wo ich geweſen waͤre? ſo ſtellete mich gantz dreuſte an, und gab hier und dar bey den hoͤhern Bedienten zu vernehmen, wie ich nur darum aus- gienge, etwa eine mir anſtaͤndige Chriſten-Sclavin anzutreffen, ſelbige zu erkauffen und mit derſelben eine Heyrath und eigene Wirthſchafft zu ſtifften, damit ich nachhero meine Dienſte deſto ordentli- cher und luſtiger verrichten koͤnte; ja ich war eins- mahls ſo verwegen, eben dieſes dem Kayſer ſelbſt, da er bey guter Laune war, aufzubinden, und ver- merckte, daß ihm meine Abſichten wohl gefielen, denn er verſprach, wenn ich mir auch die aller- ſchoͤnſte und beſte Sclavin auslaͤſe, mir ſelbige zu ſchencken. Mittlerweile lernete ich nun, mich meiner Freyheit immer beſſer und beſſer zu bedie- nen, ließ aber keine 2. oder 3. Tage vorbey ſtrei- chen, daß ich meiner Lebens-Erhalterin, Lands- Maͤnnin und beſondern Wohlthaͤterin nicht or- dentliche Nachricht von allen gegeben haͤtte, und zwar vermittelſt einer beſondern Schrifft, die nie- mand als wir beyde leſen und verſtehen konte, und woruͤber wir mit einander eins worden waren. Jnzwiſchen ſchickte ſie mir gewaltige Geld-Sum̃en und ſehr koſtbare Kleinodien zu, ſo daß mir recht angſt und bange daruͤber wurde, weil ich noch kei- nen eintzigen guten Freund angetroffen, dem ich mein

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/128>, abgerufen am 22.11.2024.