schaffen, so bald ich eure Freyheit zuwege gebracht. Mittlerweile will auch schon auf Mittel bedacht seyn, Gelegenheit zu verschaffen, daß wir einander einmahl auf eine Stunde mündlich sprechen können. Weil ich sonsten glaubte, daß ihr vielleicht eben nicht mit vielen Mitteln versehen, so habe einige Gold-Stücke beygelegt, damit ihr euch ein und anderes beliebige davor köntet einkauffen lassen, zu unterst aber liegt meinPortrait,damit ihr an selbigen möchtet erkennen lernen
Eure redlich gesinnete Landsmännin.
P. S.Findet ihr euch im Stande, mir auf dieses zu antworten, so könnet ihr das Schreiben nur in ein ausgehöltes Wachs- Licht einhüllen, und euren kleinen Moh- ren anvertrauen, denn er ist getreu, so wie seine Schwester bey mir, diesen Brief aber verbrennet, oder nehmet ihn nebst dem Bild- nisse sehr wohl in Acht, damit wir nicht beyde unglücklich dadurch werden.
Nach etlichmahliger Uberlesung dieses Briefes beschauete ich das Portrait etwas genauer, und befand dessen Lineamenten sehr schön gezeichnet, küssete selbiges aus hertzlicher Danckbarkeit gegen meine Lebens-Erhalterin, wäre auch wohl noch lange in tieffen Gedancken am Fenster stehen ge- blieben, wenn mich nicht mein Aufwärter erinnert
hät-
ſchaffen, ſo bald ich eure Freyheit zuwege gebracht. Mittlerweile will auch ſchon auf Mittel bedacht ſeyn, Gelegenheit zu verſchaffen, daß wir einander einmahl auf eine Stunde muͤndlich ſprechen koͤnnen. Weil ich ſonſten glaubte, daß ihr vielleicht eben nicht mit vielen Mitteln verſehen, ſo habe einige Gold-Stuͤcke beygelegt, damit ihr euch ein und anderes beliebige davor koͤntet einkauffen laſſen, zu unterſt aber liegt meinPortrait,damit ihr an ſelbigen moͤchtet erkennen lernen
Eure redlich geſinnete Landsmaͤnnin.
P. S.Findet ihr euch im Stande, mir auf dieſes zu antworten, ſo koͤnnet ihr das Schreiben nur in ein ausgehoͤltes Wachs- Licht einhuͤllen, und euren kleinen Moh- ren anvertrauen, denn er iſt getreu, ſo wie ſeine Schweſter bey mir, dieſen Brief aber verbrennet, oder nehmet ihn nebſt dem Bild- niſſe ſehr wohl in Acht, damit wir nicht beyde ungluͤcklich dadurch werden.
Nach etlichmahliger Uberleſung dieſes Briefes beſchauete ich das Portrait etwas genauer, und befand deſſen Lineamenten ſehr ſchoͤn gezeichnet, kuͤſſete ſelbiges aus hertzlicher Danckbarkeit gegen meine Lebens-Erhalterin, waͤre auch wohl noch lange in tieffen Gedancken am Fenſter ſtehen ge- blieben, wenn mich nicht mein Aufwaͤrter erinnert
haͤt-
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0120"n="112"/><hirendition="#fr">ſchaffen, ſo bald ich eure Freyheit zuwege<lb/>
gebracht. Mittlerweile will auch ſchon<lb/>
auf Mittel bedacht ſeyn, Gelegenheit zu<lb/>
verſchaffen, daß wir einander einmahl auf<lb/>
eine Stunde muͤndlich ſprechen koͤnnen.<lb/>
Weil ich ſonſten glaubte, daß ihr vielleicht<lb/>
eben nicht mit vielen Mitteln verſehen, ſo<lb/>
habe einige Gold-Stuͤcke beygelegt, damit<lb/>
ihr euch ein und anderes beliebige davor<lb/>
koͤntet einkauffen laſſen, zu unterſt aber<lb/>
liegt mein</hi><hirendition="#aq">Portrait,</hi><hirendition="#fr">damit ihr an ſelbigen<lb/>
moͤchtet erkennen lernen</hi></p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Eure<lb/>
redlich geſinnete<lb/><hirendition="#fr">Landsmaͤnnin.</hi></hi></salute></closer><lb/><postscript><p><hirendition="#aq">P. S.</hi><hirendition="#fr">Findet ihr euch im Stande, mir auf<lb/>
dieſes zu antworten, ſo koͤnnet ihr das<lb/>
Schreiben nur in ein ausgehoͤltes Wachs-<lb/>
Licht einhuͤllen, und euren kleinen Moh-<lb/>
ren anvertrauen, denn er iſt getreu, ſo wie<lb/>ſeine Schweſter bey mir, dieſen Brief aber<lb/>
verbrennet, oder nehmet ihn nebſt dem Bild-<lb/>
niſſe ſehr wohl in Acht, damit wir nicht<lb/>
beyde ungluͤcklich dadurch werden.</hi></p></postscript></div></body></floatingText><lb/><p>Nach etlichmahliger Uberleſung dieſes Briefes<lb/>
beſchauete ich das <hirendition="#aq">Portrait</hi> etwas genauer, und<lb/>
befand deſſen <hirendition="#aq">Lineament</hi>en ſehr ſchoͤn gezeichnet,<lb/>
kuͤſſete ſelbiges aus hertzlicher Danckbarkeit gegen<lb/>
meine Lebens-Erhalterin, waͤre auch wohl noch<lb/>
lange in tieffen Gedancken am Fenſter ſtehen ge-<lb/>
blieben, wenn mich nicht mein Aufwaͤrter erinnert<lb/><fwplace="bottom"type="catch">haͤt-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[112/0120]
ſchaffen, ſo bald ich eure Freyheit zuwege
gebracht. Mittlerweile will auch ſchon
auf Mittel bedacht ſeyn, Gelegenheit zu
verſchaffen, daß wir einander einmahl auf
eine Stunde muͤndlich ſprechen koͤnnen.
Weil ich ſonſten glaubte, daß ihr vielleicht
eben nicht mit vielen Mitteln verſehen, ſo
habe einige Gold-Stuͤcke beygelegt, damit
ihr euch ein und anderes beliebige davor
koͤntet einkauffen laſſen, zu unterſt aber
liegt mein Portrait, damit ihr an ſelbigen
moͤchtet erkennen lernen
Eure
redlich geſinnete
Landsmaͤnnin.
P. S. Findet ihr euch im Stande, mir auf
dieſes zu antworten, ſo koͤnnet ihr das
Schreiben nur in ein ausgehoͤltes Wachs-
Licht einhuͤllen, und euren kleinen Moh-
ren anvertrauen, denn er iſt getreu, ſo wie
ſeine Schweſter bey mir, dieſen Brief aber
verbrennet, oder nehmet ihn nebſt dem Bild-
niſſe ſehr wohl in Acht, damit wir nicht
beyde ungluͤcklich dadurch werden.
Nach etlichmahliger Uberleſung dieſes Briefes
beſchauete ich das Portrait etwas genauer, und
befand deſſen Lineamenten ſehr ſchoͤn gezeichnet,
kuͤſſete ſelbiges aus hertzlicher Danckbarkeit gegen
meine Lebens-Erhalterin, waͤre auch wohl noch
lange in tieffen Gedancken am Fenſter ſtehen ge-
blieben, wenn mich nicht mein Aufwaͤrter erinnert
haͤt-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/120>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.