Glas-Fensterlein selbsten gesehen, derowe- gen jammerte es mich, daß ihr sterben sol- tet, und brachte durch einen Fußfall und hefftiges Bitten es bey dem Kayser, welcher mir bißhero fast keine eintzige Bitte versagt, dahin, daß er euch so gleich das Leben schenckte, und mit dem gedroheten Haupt- Abschlagen nur eure Beständigkeit probi- ren wolte. Bleibet derowegen beständig bey eurem Christlichen Glauben, da ihr be- reits eine solche starcke Probe abgelegt, und kehret euch an nichts, denn auf mein Ange- ben seyd ihr zwar gefangen gesetzt, ich hof- fe aber, eure Freyheit nächstens mit guter Manier zu befördern. Von meinem eige- nen Wesen will ich euch voritzo so viel er- öffnen, daß ich Unglückselige, eine Ehe- Frau eines Holländischen Kauffmanns, auf der Fahrt nach Ost-Jndien aber vor 3. Jah- ren von den See-Räubern gefangen und anhero geführet worden bin, da man mich denn unter die Zahl der Kayserlichen Con- cubinen gebracht, und zu einer unglückse- ligen Bett-Wärmerin des alten Kaysers ma- chen will. Jedoch ist der Himmel mein Zeu- ge, daß er mich noch niemahls vollkommen fleischlich berühret hat, sondern ich habe mein bestes Kleinod noch biß diese Stunde unzerbrochen erhalten. Ob mein Mann aus der Sclaverey errettet, und noch am Leben ist, habe ich nicht erfahren können, jedoch durch euch hoffe ich es auszukund-
schaf-
Glas-Fenſterlein ſelbſten geſehen, derowe- gen jammerte es mich, daß ihr ſterben ſol- tet, und brachte durch einen Fußfall und hefftiges Bitten es bey dem Kayſer, welcher mir bißhero faſt keine eintzige Bitte verſagt, dahin, daß er euch ſo gleich das Leben ſchenckte, und mit dem gedroheten Haupt- Abſchlagen nur eure Beſtaͤndigkeit probi- ren wolte. Bleibet derowegen beſtaͤndig bey eurem Chriſtlichen Glauben, da ihr be- reits eine ſolche ſtarcke Probe abgelegt, und kehret euch an nichts, denn auf mein Ange- ben ſeyd ihr zwar gefangen geſetzt, ich hof- fe aber, eure Freyheit naͤchſtens mit guter Manier zu befoͤrdern. Von meinem eige- nen Weſen will ich euch voritzo ſo viel er- oͤffnen, daß ich Ungluͤckſelige, eine Ehe- Frau eines Hollaͤndiſchen Kauffmanns, auf der Fahrt nach Oſt-Jndien aber vor 3. Jah- ren von den See-Raͤubern gefangen und anhero gefuͤhret worden bin, da man mich denn unter die Zahl der Kayſerlichen Con- cubinen gebracht, und zu einer ungluͤckſe- ligen Bett-Waͤrmerin des alten Kayſers ma- chen will. Jedoch iſt der Himmel mein Zeu- ge, daß er mich noch niemahls vollkommen fleiſchlich beruͤhret hat, ſondern ich habe mein beſtes Kleinod noch biß dieſe Stunde unzerbrochen erhalten. Ob mein Mann aus der Sclaverey errettet, und noch am Leben iſt, habe ich nicht erfahren koͤnnen, jedoch durch euch hoffe ich es auszukund-
ſchaf-
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Glas-Fenſterlein ſelbſten geſehen, derowe-
gen jammerte es mich, daß ihr ſterben ſol-
tet, und brachte durch einen Fußfall und
hefftiges Bitten es bey dem Kayſer, welcher
mir bißhero faſt keine eintzige Bitte verſagt,
dahin, daß er euch ſo gleich das Leben
ſchenckte, und mit dem gedroheten Haupt-
Abſchlagen nur eure Beſtaͤndigkeit probi-
ren wolte. Bleibet derowegen beſtaͤndig
bey eurem Chriſtlichen Glauben, da ihr be-
reits eine ſolche ſtarcke Probe abgelegt, und
kehret euch an nichts, denn auf mein Ange-
ben ſeyd ihr zwar gefangen geſetzt, ich hof-
fe aber, eure Freyheit naͤchſtens mit guter
Manier zu befoͤrdern. Von meinem eige-
nen Weſen will ich euch voritzo ſo viel er-
oͤffnen, daß ich Ungluͤckſelige, eine Ehe-
Frau eines Hollaͤndiſchen Kauffmanns, auf
der Fahrt nach Oſt-Jndien aber vor 3. Jah-
ren von den See-Raͤubern gefangen und
anhero gefuͤhret worden bin, da man mich
denn unter die Zahl der Kayſerlichen Con-
cubinen gebracht, und zu einer ungluͤckſe-
ligen Bett-Waͤrmerin des alten Kayſers ma-
chen will. Jedoch iſt der Himmel mein Zeu-
ge, daß er mich noch niemahls vollkommen
fleiſchlich beruͤhret hat, ſondern ich habe
mein beſtes Kleinod noch biß dieſe Stunde
unzerbrochen erhalten. Ob mein Mann
aus der Sclaverey errettet, und noch am
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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