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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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bereits in Händen trugen. Die 4. Bewaffneten
fingen so gleich an, sich nach abgelegtem Gewehr,
meiner zu bemächtigen, wolten mich auf den Tisch
legen, damit die vortrefflichen Operateurs ihre
Kunst an mir ausüben könten, ich wehrete mich
mit gröster Gewalt, wurde aber vermahnet, mich
nur mit Gedult darein zu geben, oder mir es selbst
zuzuschreiben, wenn der Schnitt mir zum Scha-
den oder gar zum Tode gereichte; da nun ver-
merckte, daß ich mich ihrer nicht mehr erwehren
könte, bath ich nur um ein bequemeres Lager und
etwas Zeit zum Verschnauben. Es wurde mir
gewillfahret, auch angerathen, mich auf mein
Bette zu legen, allwo die Operation eben so füg-
lich verrichtet werden könte, mitlerweile aber hat-
te ich Zeit, in meinen Schubsack zu greiffen, und ein
starckes Feder Messer aus der Scheide zu ziehen,
welches ich dem Operateur, so bald er sich von
neuem an mich machte, dergestalt tieff in das Hertz
hinein stach, daß er augenblicklich zu Boden sanck.
Hierüber wurden die andern bestürtzt, ich aber be-
kam Lufft, aufzuspringen, und sagte: Nun will
ich mit Freuden sterben, weil ich doch weiß, wa-
rum? Doch hoffe die Gnade zu haben, vor meinem
Ende den Kayser Muley Ismael erstlich noch ein-
mahl zu sprechen. Rieff hierauf auch noch etliche
mahl den Nahmen Muley Ismael aus.

Diese kurtze Appellation würckte so viel, daß
die Schwartzen keine fernere Gewaltthätigkeiten
an mir verübten, sondern mich nur in genauer
Verwahrung hielten, biß der Abgeschickte, der
nebst meinem bißherigen Informatore weg ging,

nach

bereits in Haͤnden trugen. Die 4. Bewaffneten
fingen ſo gleich an, ſich nach abgelegtem Gewehr,
meiner zu bemaͤchtigen, wolten mich auf den Tiſch
legen, damit die vortrefflichen Operateurs ihre
Kunſt an mir ausuͤben koͤnten, ich wehrete mich
mit groͤſter Gewalt, wurde aber vermahnet, mich
nur mit Gedult darein zu geben, oder mir es ſelbſt
zuzuſchreiben, wenn der Schnitt mir zum Scha-
den oder gar zum Tode gereichte; da nun ver-
merckte, daß ich mich ihrer nicht mehr erwehren
koͤnte, bath ich nur um ein bequemeres Lager und
etwas Zeit zum Verſchnauben. Es wurde mir
gewillfahret, auch angerathen, mich auf mein
Bette zu legen, allwo die Operation eben ſo fuͤg-
lich verrichtet werden koͤnte, mitlerweile aber hat-
te ich Zeit, in meinen Schubſack zu greiffen, und ein
ſtarckes Feder Meſſer aus der Scheide zu ziehen,
welches ich dem Operateur, ſo bald er ſich von
neuem an mich machte, dergeſtalt tieff in das Hertz
hinein ſtach, daß er augenblicklich zu Boden ſanck.
Hieruͤber wurden die andern beſtuͤrtzt, ich aber be-
kam Lufft, aufzuſpringen, und ſagte: Nun will
ich mit Freuden ſterben, weil ich doch weiß, wa-
rum? Doch hoffe die Gnade zu haben, vor meinem
Ende den Kayſer Muley Iſmaël erſtlich noch ein-
mahl zu ſprechen. Rieff hierauf auch noch etliche
mahl den Nahmen Muley Iſmaël aus.

Dieſe kurtze Appellation wuͤrckte ſo viel, daß
die Schwartzen keine fernere Gewaltthaͤtigkeiten
an mir veruͤbten, ſondern mich nur in genauer
Verwahrung hielten, biß der Abgeſchickte, der
nebſt meinem bißherigen Informatore weg ging,

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[104/0112] bereits in Haͤnden trugen. Die 4. Bewaffneten fingen ſo gleich an, ſich nach abgelegtem Gewehr, meiner zu bemaͤchtigen, wolten mich auf den Tiſch legen, damit die vortrefflichen Operateurs ihre Kunſt an mir ausuͤben koͤnten, ich wehrete mich mit groͤſter Gewalt, wurde aber vermahnet, mich nur mit Gedult darein zu geben, oder mir es ſelbſt zuzuſchreiben, wenn der Schnitt mir zum Scha- den oder gar zum Tode gereichte; da nun ver- merckte, daß ich mich ihrer nicht mehr erwehren koͤnte, bath ich nur um ein bequemeres Lager und etwas Zeit zum Verſchnauben. Es wurde mir gewillfahret, auch angerathen, mich auf mein Bette zu legen, allwo die Operation eben ſo fuͤg- lich verrichtet werden koͤnte, mitlerweile aber hat- te ich Zeit, in meinen Schubſack zu greiffen, und ein ſtarckes Feder Meſſer aus der Scheide zu ziehen, welches ich dem Operateur, ſo bald er ſich von neuem an mich machte, dergeſtalt tieff in das Hertz hinein ſtach, daß er augenblicklich zu Boden ſanck. Hieruͤber wurden die andern beſtuͤrtzt, ich aber be- kam Lufft, aufzuſpringen, und ſagte: Nun will ich mit Freuden ſterben, weil ich doch weiß, wa- rum? Doch hoffe die Gnade zu haben, vor meinem Ende den Kayſer Muley Iſmaël erſtlich noch ein- mahl zu ſprechen. Rieff hierauf auch noch etliche mahl den Nahmen Muley Iſmaël aus. Dieſe kurtze Appellation wuͤrckte ſo viel, daß die Schwartzen keine fernere Gewaltthaͤtigkeiten an mir veruͤbten, ſondern mich nur in genauer Verwahrung hielten, biß der Abgeſchickte, der nebſt meinem bißherigen Informatore weg ging, nach

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/112>, abgerufen am 25.11.2024.