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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Tage von der kümmerlichen Reise auszuruhen, her-
nach zu meinem, in Elbingen befindlichen Geschwister
zu reisen, allein es fügte sich unverhofft, daß ich vor-
hero von gegenwärtigen Herrn Wolffgang mußte
ins Predigt-Amt berufen werden. Es hat der-
selbe nur neulichst alles umständlich erzehlet, was
zwischen und mit uns vorgegangen, derowegen
will Weitläufftigkeit zu vermeiden, solches nicht noch
einmahl wiederhohlen, sondern nur melden, daß so
bald unter uns alles richtig verabredet wor-
den, ich die Reise zu meinem Geschwister aufs eilig-
ste vornahm. Dieselben fand ich zwar nicht alle
beysammen, denn der nach mir folgende Bruder,
welcher die Handlung erlernet hatte, war nach Cop-
penhagen
gereiset, und daselbst so glücklich gewesen,
eine sehr begüterte junge Witwe zu he[yr]athen, die
zweyte Schwester, war allbereits dem substituirten
Sohne desjenigen Priesters angetrauet, der mei-
nem sel. Vater in der Pfarre succedirt hatte, der
jüngste Bruder aber befand sich schon seit andert-
halb Jahren auf der Universität, dem ohngeacht
erfreute ich mich hertzlich Nachricht zu erhalten, daß
es einem jeglichen meiner Geschwister wohl gienge.
Die älteste und jüngste Schwester empfiengen mich
so wohl als mein Schwager selbst, mit freudigen
Thränen, selbige aber wurden in Jammer und Kla-
gen verwandelt, so bald sie meinen Vorsatz vernom-
men, eine sehr weite Reise zur See anzutreten, dero-
wegen suchte ich sie aufs möglichste zu besänfftigen,
reisete auch gleich folgendes Tages nach meiner An-
kunfft, in ihrer Gesellschafft zur mittlern Schwester
aufs Land. Daselbst giengen die hertzlichen Freu-

den-

Tage von der kuͤmmerlichen Reiſe auszuruhen, her-
nach zu meinem, in Elbingen befindlichen Geſchwiſter
zu reiſen, allein es fuͤgte ſich unverhofft, daß ich vor-
hero von gegenwaͤrtigen Herrn Wolffgang mußte
ins Predigt-Amt berufen werden. Es hat der-
ſelbe nur neulichſt alles umſtaͤndlich erzehlet, was
zwiſchen und mit uns vorgegangen, derowegen
will Weitlaͤufftigkeit zu vermeiden, ſolches nicht noch
einmahl wiederhohlen, ſondern nur melden, daß ſo
bald unter uns alles richtig verabredet wor-
den, ich die Reiſe zu meinem Geſchwiſter aufs eilig-
ſte vornahm. Dieſelben fand ich zwar nicht alle
beyſammen, denn der nach mir folgende Bruder,
welcher die Handlung erlernet hatte, war nach Cop-
penhagen
gereiſet, und daſelbſt ſo gluͤcklich geweſen,
eine ſehr beguͤterte junge Witwe zu he[yr]athen, die
zweyte Schweſter, war allbereits dem ſubſtituirten
Sohne desjenigen Prieſters angetrauet, der mei-
nem ſel. Vater in der Pfarre ſuccedirt hatte, der
juͤngſte Bruder aber befand ſich ſchon ſeit andert-
halb Jahren auf der Univerſitaͤt, dem ohngeacht
erfreute ich mich hertzlich Nachricht zu erhalten, daß
es einem jeglichen meiner Geſchwiſter wohl gienge.
Die aͤlteſte und juͤngſte Schweſter empfiengen mich
ſo wohl als mein Schwager ſelbſt, mit freudigen
Thraͤnen, ſelbige aber wurden in Jammer und Kla-
gen verwandelt, ſo bald ſie meinen Vorſatz vernom-
men, eine ſehr weite Reiſe zur See anzutreten, dero-
wegen ſuchte ich ſie aufs moͤglichſte zu beſaͤnfftigen,
reiſete auch gleich folgendes Tages nach meiner An-
kunfft, in ihrer Geſellſchafft zur mittlern Schweſter
aufs Land. Daſelbſt giengen die hertzlichen Freu-

den-
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[66/0080] Tage von der kuͤmmerlichen Reiſe auszuruhen, her- nach zu meinem, in Elbingen befindlichen Geſchwiſter zu reiſen, allein es fuͤgte ſich unverhofft, daß ich vor- hero von gegenwaͤrtigen Herrn Wolffgang mußte ins Predigt-Amt berufen werden. Es hat der- ſelbe nur neulichſt alles umſtaͤndlich erzehlet, was zwiſchen und mit uns vorgegangen, derowegen will Weitlaͤufftigkeit zu vermeiden, ſolches nicht noch einmahl wiederhohlen, ſondern nur melden, daß ſo bald unter uns alles richtig verabredet wor- den, ich die Reiſe zu meinem Geſchwiſter aufs eilig- ſte vornahm. Dieſelben fand ich zwar nicht alle beyſammen, denn der nach mir folgende Bruder, welcher die Handlung erlernet hatte, war nach Cop- penhagen gereiſet, und daſelbſt ſo gluͤcklich geweſen, eine ſehr beguͤterte junge Witwe zu heyrathen, die zweyte Schweſter, war allbereits dem ſubſtituirten Sohne desjenigen Prieſters angetrauet, der mei- nem ſel. Vater in der Pfarre ſuccedirt hatte, der juͤngſte Bruder aber befand ſich ſchon ſeit andert- halb Jahren auf der Univerſitaͤt, dem ohngeacht erfreute ich mich hertzlich Nachricht zu erhalten, daß es einem jeglichen meiner Geſchwiſter wohl gienge. Die aͤlteſte und juͤngſte Schweſter empfiengen mich ſo wohl als mein Schwager ſelbſt, mit freudigen Thraͤnen, ſelbige aber wurden in Jammer und Kla- gen verwandelt, ſo bald ſie meinen Vorſatz vernom- men, eine ſehr weite Reiſe zur See anzutreten, dero- wegen ſuchte ich ſie aufs moͤglichſte zu beſaͤnfftigen, reiſete auch gleich folgendes Tages nach meiner An- kunfft, in ihrer Geſellſchafft zur mittlern Schweſter aufs Land. Daſelbſt giengen die hertzlichen Freu- den-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/80>, abgerufen am 21.11.2024.