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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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meine wieder Fort-Reise zu hintertreiben, hergegen
fest versicherten, die Sache ohne meine geringste
Bekümmerniß und ohne allen fernern Streit auf
erwünschten Fuß zu setzen; allein, da ich binnen
wenig Tagen erfuhr, daß der oben erwehnte halb-
gelehrte Compatronus mit seinem Anhange aller-
hand verdrießliche Händel in der Stadt anzuspin-
nen suchte, hergegen von andern rechtschaffenen
Patrioten allerhand Gegen-Verfassungen gemacht
wurden, nahm ich alles Bittens und Zuredens un-
geacht, von allen redlich-gesinneten Gönnern und
Freunden plötzlichen Abschied, und zwar aus kei-
ner andern Ursache, als meine Person nicht zur
Ursache des Zwiespalts, Zancks und Streits zu
machen.

Meine Rückreise ging abermahls zu dem offt-
erwehnten Universitäts-Patrono, welcher nach
Anhörung meiner Fatalitäten diesen Virgilianischen
Vers ausrief: Ah!

Discite justitiam, moniti, nec temnere
divos.

der bey dieser Gelegenheit auf Teutsch so viel zu ver-
stehen geben solte:

Jhr Richter lernt das Recht, und gebet
GOtt die Ehre,
Verdammt nicht unerwegt gescheider
Leute Lehre.

Dem allen ohngeacht war dieser mein grosser Pa-
tron
sehr geflissen, ja gantz unermüdet, mich recht-
schaffen unterzubringen, da aber bey allen Gelegen-
heiten gantz besonders scrupuleuse Umstände ver-

sirten
d 3

meine wieder Fort-Reiſe zu hintertreiben, hergegen
feſt verſicherten, die Sache ohne meine geringſte
Bekuͤmmerniß und ohne allen fernern Streit auf
erwuͤnſchten Fuß zu ſetzen; allein, da ich binnen
wenig Tagen erfuhr, daß der oben erwehnte halb-
gelehrte Compatronus mit ſeinem Anhange aller-
hand verdrießliche Haͤndel in der Stadt anzuſpin-
nen ſuchte, hergegen von andern rechtſchaffenen
Patrioten allerhand Gegen-Verfaſſungen gemacht
wurden, nahm ich alles Bittens und Zuredens un-
geacht, von allen redlich-geſinneten Goͤnnern und
Freunden ploͤtzlichen Abſchied, und zwar aus kei-
ner andern Urſache, als meine Perſon nicht zur
Urſache des Zwieſpalts, Zancks und Streits zu
machen.

Meine Ruͤckreiſe ging abermahls zu dem offt-
erwehnten Univerſitaͤts-Patrono, welcher nach
Anhoͤrung meiner Fatalitaͤten dieſen Virgilianiſchen
Vers ausrief: Ah!

Diſcite juſtitiam, moniti, nec temnere
divos.

der bey dieſer Gelegenheit auf Teutſch ſo viel zu ver-
ſtehen geben ſolte:

Jhr Richter lernt das Recht, und gebet
GOtt die Ehre,
Verdammt nicht unerwegt geſcheider
Leute Lehre.

Dem allen ohngeacht war dieſer mein groſſer Pa-
tron
ſehr gefliſſen, ja gantz unermuͤdet, mich recht-
ſchaffen unterzubringen, da aber bey allen Gelegen-
heiten gantz beſonders ſcrupuleuſe Umſtaͤnde ver-

ſirten
d 3
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[53/0067] meine wieder Fort-Reiſe zu hintertreiben, hergegen feſt verſicherten, die Sache ohne meine geringſte Bekuͤmmerniß und ohne allen fernern Streit auf erwuͤnſchten Fuß zu ſetzen; allein, da ich binnen wenig Tagen erfuhr, daß der oben erwehnte halb- gelehrte Compatronus mit ſeinem Anhange aller- hand verdrießliche Haͤndel in der Stadt anzuſpin- nen ſuchte, hergegen von andern rechtſchaffenen Patrioten allerhand Gegen-Verfaſſungen gemacht wurden, nahm ich alles Bittens und Zuredens un- geacht, von allen redlich-geſinneten Goͤnnern und Freunden ploͤtzlichen Abſchied, und zwar aus kei- ner andern Urſache, als meine Perſon nicht zur Urſache des Zwieſpalts, Zancks und Streits zu machen. Meine Ruͤckreiſe ging abermahls zu dem offt- erwehnten Univerſitaͤts-Patrono, welcher nach Anhoͤrung meiner Fatalitaͤten dieſen Virgilianiſchen Vers ausrief: Ah! Diſcite juſtitiam, moniti, nec temnere divos. der bey dieſer Gelegenheit auf Teutſch ſo viel zu ver- ſtehen geben ſolte: Jhr Richter lernt das Recht, und gebet GOtt die Ehre, Verdammt nicht unerwegt geſcheider Leute Lehre. Dem allen ohngeacht war dieſer mein groſſer Pa- tron ſehr gefliſſen, ja gantz unermuͤdet, mich recht- ſchaffen unterzubringen, da aber bey allen Gelegen- heiten gantz beſonders ſcrupuleuſe Umſtaͤnde ver- ſirten d 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/67>, abgerufen am 05.05.2024.