Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

funden, sprach er mit ziemlich bestürtzten Gebär-
den, als welche Zeugen seiner Bosheit waren, die
Sachen sind zwar gut, allein aufs höchste taxirt,
so werden sie wenig über 40000. Thlr. betragen.
Mein Herr! gab ich zur Antwort, lernet entweder
solche Sachen besser kennen, oder redlicher taxiren,
denn ihr habt in Wahrheit mit ehrlichen Leuten und
mit keinen Juden zu thun. Jndem nun Peterson
von dergleichen Sachen ebenfalls gute Wissenschafft
zu haben vorgab, und sich verlauten ließ, daß er die-
selben kaum vor 30000. Thlr. annehmen könte,
sprach ich: Mein Herr, ihr thut euch selbsten Scha-
den, denn in Betrachtung eures guten Gemüths,
welches ihr gewisser massen gegen meinen Vater
und Schwester blicken lassen, hätte ich euch alle die-
se Sachen, nebst der güldenen Dose, welche unter
Brüdern eine Tonne Goldes werth sind, theils zu
Bezahlung der väterlichen Schuld, theils zum gu-
ten Andencken überlassen, bey so gestalten Sachen
aber, werdet ihr euch gefallen lassen, daß ich meine
Schwester, als eine freye Person, mit mir hinweg
führe, euer Geld aber könnet ihr noch vor Abends in
Nyköping entweder selbst, oder durch einen Be-
vollmächtigten in Empfang nehmen, und mich, mei-
nes Vaters gemachten Contracts wegen, völlig
quittiren. Mithin sehet ihr, daß ich ein solcher Ca-
pitalist
e bin, der eure Praetensiones aufs genaueste
erfüllen kan. Peterson wußte vor Verwirrung nicht,
was er antworten solte, indem er sich dergleichen
Schicksal nimmermehr eingebildet hatte, wolte also
vorwenden, er hätte nichts mit dem Sohne, sondern

mit

funden, ſprach er mit ziemlich beſtuͤrtzten Gebaͤr-
den, als welche Zeugen ſeiner Bosheit waren, die
Sachen ſind zwar gut, allein aufs hoͤchſte taxirt,
ſo werden ſie wenig uͤber 40000. Thlr. betragen.
Mein Herr! gab ich zur Antwort, lernet entweder
ſolche Sachen beſſer kennen, oder redlicher taxiren,
denn ihr habt in Wahrheit mit ehrlichen Leuten und
mit keinen Juden zu thun. Jndem nun Peterſon
von dergleichen Sachen ebenfalls gute Wiſſenſchafft
zu haben vorgab, und ſich verlauten ließ, daß er die-
ſelben kaum vor 30000. Thlr. annehmen koͤnte,
ſprach ich: Mein Herr, ihr thut euch ſelbſten Scha-
den, denn in Betrachtung eures guten Gemuͤths,
welches ihr gewiſſer maſſen gegen meinen Vater
und Schweſter blicken laſſen, haͤtte ich euch alle die-
ſe Sachen, nebſt der guͤldenen Doſe, welche unter
Bruͤdern eine Tonne Goldes werth ſind, theils zu
Bezahlung der vaͤterlichen Schuld, theils zum gu-
ten Andencken uͤberlaſſen, bey ſo geſtalten Sachen
aber, werdet ihr euch gefallen laſſen, daß ich meine
Schweſter, als eine freye Perſon, mit mir hinweg
fuͤhre, euer Geld aber koͤnnet ihr noch vor Abends in
Nyköping entweder ſelbſt, oder durch einen Be-
vollmaͤchtigten in Empfang nehmen, und mich, mei-
nes Vaters gemachten Contracts wegen, voͤllig
quittiren. Mithin ſehet ihr, daß ich ein ſolcher Ca-
pitaliſt
e bin, der eure Prætenſiones aufs genaueſte
erfuͤllen kan. Peterſon wußte vor Verwirrung nicht,
was er antworten ſolte, indem er ſich dergleichen
Schickſal nimmermehr eingebildet hatte, wolte alſo
vorwenden, er haͤtte nichts mit dem Sohne, ſondern

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0610" n="594"/>
funden, &#x017F;prach er mit ziemlich be&#x017F;tu&#x0364;rtzten Geba&#x0364;r-<lb/>
den, als welche Zeugen &#x017F;einer Bosheit waren, die<lb/>
Sachen &#x017F;ind zwar gut, allein aufs ho&#x0364;ch&#x017F;te <hi rendition="#aq">taxi</hi>rt,<lb/>
&#x017F;o werden &#x017F;ie wenig u&#x0364;ber 40000. Thlr. betragen.<lb/>
Mein Herr! gab ich zur Antwort, lernet entweder<lb/>
&#x017F;olche Sachen be&#x017F;&#x017F;er kennen, oder redlicher <hi rendition="#aq">taxi</hi>ren,<lb/>
denn ihr habt in Wahrheit mit ehrlichen Leuten und<lb/>
mit keinen Juden zu thun. Jndem nun <hi rendition="#aq">Peter&#x017F;on</hi><lb/>
von dergleichen Sachen ebenfalls gute Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft<lb/>
zu haben vorgab, und &#x017F;ich verlauten ließ, daß er die-<lb/>
&#x017F;elben kaum vor 30000. Thlr. annehmen ko&#x0364;nte,<lb/>
&#x017F;prach ich: Mein Herr, ihr thut euch &#x017F;elb&#x017F;ten Scha-<lb/>
den, denn in Betrachtung eures guten Gemu&#x0364;ths,<lb/>
welches ihr gewi&#x017F;&#x017F;er ma&#x017F;&#x017F;en gegen meinen Vater<lb/>
und Schwe&#x017F;ter blicken la&#x017F;&#x017F;en, ha&#x0364;tte ich euch alle die-<lb/>
&#x017F;e Sachen, neb&#x017F;t der gu&#x0364;ldenen <hi rendition="#aq">Do&#x017F;e,</hi> welche unter<lb/>
Bru&#x0364;dern eine Tonne Goldes werth &#x017F;ind, theils zu<lb/>
Bezahlung der va&#x0364;terlichen Schuld, theils zum gu-<lb/>
ten Andencken u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, bey &#x017F;o ge&#x017F;talten Sachen<lb/>
aber, werdet ihr euch gefallen la&#x017F;&#x017F;en, daß ich meine<lb/>
Schwe&#x017F;ter, als eine freye Per&#x017F;on, mit mir hinweg<lb/>
fu&#x0364;hre, euer Geld aber ko&#x0364;nnet ihr noch vor Abends in<lb/><hi rendition="#aq">Nyköping</hi> entweder &#x017F;elb&#x017F;t, oder durch einen Be-<lb/>
vollma&#x0364;chtigten in Empfang nehmen, und mich, mei-<lb/>
nes Vaters gemachten <hi rendition="#aq">Contracts</hi> wegen, vo&#x0364;llig<lb/><hi rendition="#aq">quittir</hi>en. Mithin &#x017F;ehet ihr, daß ich ein &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
pitali&#x017F;t</hi>e bin, der eure <hi rendition="#aq">Præten&#x017F;iones</hi> aufs genaue&#x017F;te<lb/>
erfu&#x0364;llen kan. <hi rendition="#aq">Peter&#x017F;on</hi> wußte vor Verwirrung nicht,<lb/>
was er antworten &#x017F;olte, indem er &#x017F;ich dergleichen<lb/>
Schick&#x017F;al nimmermehr eingebildet hatte, wolte al&#x017F;o<lb/>
vorwenden, er ha&#x0364;tte nichts mit dem Sohne, &#x017F;ondern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[594/0610] funden, ſprach er mit ziemlich beſtuͤrtzten Gebaͤr- den, als welche Zeugen ſeiner Bosheit waren, die Sachen ſind zwar gut, allein aufs hoͤchſte taxirt, ſo werden ſie wenig uͤber 40000. Thlr. betragen. Mein Herr! gab ich zur Antwort, lernet entweder ſolche Sachen beſſer kennen, oder redlicher taxiren, denn ihr habt in Wahrheit mit ehrlichen Leuten und mit keinen Juden zu thun. Jndem nun Peterſon von dergleichen Sachen ebenfalls gute Wiſſenſchafft zu haben vorgab, und ſich verlauten ließ, daß er die- ſelben kaum vor 30000. Thlr. annehmen koͤnte, ſprach ich: Mein Herr, ihr thut euch ſelbſten Scha- den, denn in Betrachtung eures guten Gemuͤths, welches ihr gewiſſer maſſen gegen meinen Vater und Schweſter blicken laſſen, haͤtte ich euch alle die- ſe Sachen, nebſt der guͤldenen Doſe, welche unter Bruͤdern eine Tonne Goldes werth ſind, theils zu Bezahlung der vaͤterlichen Schuld, theils zum gu- ten Andencken uͤberlaſſen, bey ſo geſtalten Sachen aber, werdet ihr euch gefallen laſſen, daß ich meine Schweſter, als eine freye Perſon, mit mir hinweg fuͤhre, euer Geld aber koͤnnet ihr noch vor Abends in Nyköping entweder ſelbſt, oder durch einen Be- vollmaͤchtigten in Empfang nehmen, und mich, mei- nes Vaters gemachten Contracts wegen, voͤllig quittiren. Mithin ſehet ihr, daß ich ein ſolcher Ca- pitaliſte bin, der eure Prætenſiones aufs genaueſte erfuͤllen kan. Peterſon wußte vor Verwirrung nicht, was er antworten ſolte, indem er ſich dergleichen Schickſal nimmermehr eingebildet hatte, wolte alſo vorwenden, er haͤtte nichts mit dem Sohne, ſondern mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/610
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/610>, abgerufen am 22.11.2024.