Person und Redlichkeit hat niemand das geringste auszusetzen, allein, wie ich vermercke, so ist dem Be- fehlshaber dieses kleinen Landes eure Profession zu- wider, wie ihr denn selbst absehen könnet, daß sel- bige allhier gantz nichts nützig ist, weil kein eintziger eine Peruque trägt, ich vor meine Person habe zwar selbst, so wohl als Herr Mag. Schmeltzer, Mons. Litzberg und andere mehr, in Europa auch Peru- quen getragen, allein auf Zureden Herrn Wolff- gangs, warffen wir dieselben hinweg, so bald wir in Amsterdam zu Schiffe gegangen waren, und liessen unsere Haare, der Natur gemäß, wachsen, demnach hat von hiesigen eingebohrnen Jnsulanern niemahls einer eine Peruque gesehen, es sollen auch dergleichen niemahls eingeführet werden. Saget also, was ihr uns auf dieser Jnsul vor Nutzen schaffen köntet, und ob es nicht besser vor euch sey, wenn ihr ein ansehnliches Geschencke empfanget, wodurch ihr euch, so bald wir in Europa anlanden, an irgend einem guten Orte niederlassen, und eure Profession treiben könnet? Der gute Dietrich wur- de dieser Rede wegen noch betrübter, und gab zu vernehmen, wie auf der gantzen Welt wohl kein Mensch zu finden, der des Herumschweiffens über- drießiger wäre als er, derowegen er inständig bitten wolte, es doch auf eine Person mehr oder weniger nicht ankommen zu lassen, sondern ihm das Da- bleiben zu erlauben, indem er sich so hertzlich sehr nach dergleichen ruhigen und vergnügten Leben seh- nete, er wolte hingegen an seine Peruquenmacher- Profession gantz und gar nicht mehr gedencken, son-
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Perſon und Redlichkeit hat niemand das geringſte auszuſetzen, allein, wie ich vermercke, ſo iſt dem Be- fehlshaber dieſes kleinen Landes eure Profeſſion zu- wider, wie ihr denn ſelbſt abſehen koͤnnet, daß ſel- bige allhier gantz nichts nuͤtzig iſt, weil kein eintziger eine Peruque traͤgt, ich vor meine Perſon habe zwar ſelbſt, ſo wohl als Herr Mag. Schmeltzer, Monſ. Litzberg und andere mehr, in Europa auch Peru- quen getragen, allein auf Zureden Herrn Wolff- gangs, warffen wir dieſelben hinweg, ſo bald wir in Amſterdam zu Schiffe gegangen waren, und lieſſen unſere Haare, der Natur gemaͤß, wachſen, demnach hat von hieſigen eingebohrnen Jnſulanern niemahls einer eine Peruque geſehen, es ſollen auch dergleichen niemahls eingefuͤhret werden. Saget alſo, was ihr uns auf dieſer Jnſul vor Nutzen ſchaffen koͤntet, und ob es nicht beſſer vor euch ſey, wenn ihr ein anſehnliches Geſchencke empfanget, wodurch ihr euch, ſo bald wir in Europa anlanden, an irgend einem guten Orte niederlaſſen, und eure Profeſſion treiben koͤnnet? Der gute Dietrich wur- de dieſer Rede wegen noch betruͤbter, und gab zu vernehmen, wie auf der gantzen Welt wohl kein Menſch zu finden, der des Herumſchweiffens uͤber- drießiger waͤre als er, derowegen er inſtaͤndig bitten wolte, es doch auf eine Perſon mehr oder weniger nicht ankommen zu laſſen, ſondern ihm das Da- bleiben zu erlauben, indem er ſich ſo hertzlich ſehr nach dergleichen ruhigen und vergnuͤgten Leben ſeh- nete, er wolte hingegen an ſeine Peruquenmacher- Profeſſion gantz und gar nicht mehr gedencken, ſon-
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Perſon und Redlichkeit hat niemand das geringſte
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fehlshaber dieſes kleinen Landes eure Profeſſion zu-
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bige allhier gantz nichts nuͤtzig iſt, weil kein eintziger
eine Peruque traͤgt, ich vor meine Perſon habe zwar
ſelbſt, ſo wohl als Herr Mag. Schmeltzer, Monſ.
Litzberg und andere mehr, in Europa auch Peru-
quen getragen, allein auf Zureden Herrn Wolff-
gangs, warffen wir dieſelben hinweg, ſo bald wir
in Amſterdam zu Schiffe gegangen waren, und
lieſſen unſere Haare, der Natur gemaͤß, wachſen,
demnach hat von hieſigen eingebohrnen Jnſulanern
niemahls einer eine Peruque geſehen, es ſollen auch
dergleichen niemahls eingefuͤhret werden. Saget
alſo, was ihr uns auf dieſer Jnſul vor Nutzen
ſchaffen koͤntet, und ob es nicht beſſer vor euch ſey,
wenn ihr ein anſehnliches Geſchencke empfanget,
wodurch ihr euch, ſo bald wir in Europa anlanden,
an irgend einem guten Orte niederlaſſen, und eure
Profeſſion treiben koͤnnet? Der gute Dietrich wur-
de dieſer Rede wegen noch betruͤbter, und gab zu
vernehmen, wie auf der gantzen Welt wohl kein
Menſch zu finden, der des Herumſchweiffens uͤber-
drießiger waͤre als er, derowegen er inſtaͤndig bitten
wolte, es doch auf eine Perſon mehr oder weniger
nicht ankommen zu laſſen, ſondern ihm das Da-
bleiben zu erlauben, indem er ſich ſo hertzlich ſehr
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/579>, abgerufen am 24.11.2024.
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