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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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das Evangelium vom barmhertzigen Samariter,
die Talli sonderlich, stellete sich dergestalt andächtig,
daß jederman glauben mußte, wie es ihr ein recht-
schaffener Ernst sey den christlichen Glauben anzu-
nehmen. Herr Mag. Schmeltzer ließ sich nach ge-
haltener Nachmittags-Predigt mit derselben in ein
ernsthafftes Gespräch ein, und befand in der That
wahrhafftig zu seyn, daß sie des Capitain Horns
Bericht nach, schon einen ziemlichen Begriff von
dem christlichen Glauben hätte, um nun auf die-
sen Grund ferner fort zu bauen, nahm Herr Mag.
Schmeltzer
selbige von dato an täglich etliche Stun-
den vor, die übrige Zeit aber wurde ihr von dessen und
Mons. Wolffgangs Liebste der Catechismus, nebst
verschiedenen schönen Gebetern, auswendig herzu-
sagen gelehret, so daß sie binnen 4. Wochen hin-
länglich zubereitet erfunden wurde die Heil. Tauffe
zu empfangen.

Eines Abends, da nach der Mahlzeit der Alt-Va-
ter vor der Burg auf dem Hügel in der freyen Lufft
saß, und von vielen seinen Angehörigen um geben war,
sahen wir die Talli mit Hr. Mag. Schmeltzers Lieb-
ste von Christians- Raum her spazirt kommen, weil
sie daselbst die Frau Wolffgangin besucht hatten,
weßwegen der Alt-Vater den neben ihm sitzenden
Capitain bey einer Pfeiffe Toback also anredete:
Mein Herr! nehmet doch meine Neugierigkeit nicht
übel auf, wenn ich frage: Was ihr doch eigentlich in
Zukunfft mit und aus eurer Sclavin der Talli zu ma-
chen willens seyd? Capitain Horn gab hierauf ge-
schwind zur Antwort: Wenn mein Herr erlauben

wolte

das Evangelium vom barmhertzigen Samariter,
die Talli ſonderlich, ſtellete ſich dergeſtalt andaͤchtig,
daß jederman glauben mußte, wie es ihr ein recht-
ſchaffener Ernſt ſey den chriſtlichen Glauben anzu-
nehmen. Herr Mag. Schmeltzer ließ ſich nach ge-
haltener Nachmittags-Predigt mit derſelben in ein
ernſthafftes Geſpraͤch ein, und befand in der That
wahrhafftig zu ſeyn, daß ſie des Capitain Horns
Bericht nach, ſchon einen ziemlichen Begriff von
dem chriſtlichen Glauben haͤtte, um nun auf die-
ſen Grund ferner fort zu bauen, nahm Herr Mag.
Schmeltzer
ſelbige von dato an taͤglich etliche Stun-
den vor, die uͤbrige Zeit aber wurde ihr von deſſen und
Monſ. Wolffgangs Liebſte der Catechiſmus, nebſt
verſchiedenen ſchoͤnen Gebetern, auswendig herzu-
ſagen gelehret, ſo daß ſie binnen 4. Wochen hin-
laͤnglich zubereitet erfunden wurde die Heil. Tauffe
zu empfangen.

Eines Abends, da nach der Mahlzeit der Alt-Va-
ter vor der Burg auf dem Huͤgel in der freyen Lufft
ſaß, und von vielen ſeinen Angehoͤrigen um geben war,
ſahen wir die Talli mit Hr. Mag. Schmeltzers Lieb-
ſte von Chriſtians- Raum her ſpazirt kommen, weil
ſie daſelbſt die Frau Wolffgangin beſucht hatten,
weßwegen der Alt-Vater den neben ihm ſitzenden
Capitain bey einer Pfeiffe Toback alſo anredete:
Mein Herr! nehmet doch meine Neugierigkeit nicht
uͤbel auf, wenn ich frage: Was ihr doch eigentlich in
Zukunfft mit und aus eurer Sclavin der Talli zu ma-
chen willens ſeyd? Capitain Horn gab hierauf ge-
ſchwind zur Antwort: Wenn mein Herr erlauben

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[554/0570] das Evangelium vom barmhertzigen Samariter, die Talli ſonderlich, ſtellete ſich dergeſtalt andaͤchtig, daß jederman glauben mußte, wie es ihr ein recht- ſchaffener Ernſt ſey den chriſtlichen Glauben anzu- nehmen. Herr Mag. Schmeltzer ließ ſich nach ge- haltener Nachmittags-Predigt mit derſelben in ein ernſthafftes Geſpraͤch ein, und befand in der That wahrhafftig zu ſeyn, daß ſie des Capitain Horns Bericht nach, ſchon einen ziemlichen Begriff von dem chriſtlichen Glauben haͤtte, um nun auf die- ſen Grund ferner fort zu bauen, nahm Herr Mag. Schmeltzer ſelbige von dato an taͤglich etliche Stun- den vor, die uͤbrige Zeit aber wurde ihr von deſſen und Monſ. Wolffgangs Liebſte der Catechiſmus, nebſt verſchiedenen ſchoͤnen Gebetern, auswendig herzu- ſagen gelehret, ſo daß ſie binnen 4. Wochen hin- laͤnglich zubereitet erfunden wurde die Heil. Tauffe zu empfangen. Eines Abends, da nach der Mahlzeit der Alt-Va- ter vor der Burg auf dem Huͤgel in der freyen Lufft ſaß, und von vielen ſeinen Angehoͤrigen um geben war, ſahen wir die Talli mit Hr. Mag. Schmeltzers Lieb- ſte von Chriſtians- Raum her ſpazirt kommen, weil ſie daſelbſt die Frau Wolffgangin beſucht hatten, weßwegen der Alt-Vater den neben ihm ſitzenden Capitain bey einer Pfeiffe Toback alſo anredete: Mein Herr! nehmet doch meine Neugierigkeit nicht uͤbel auf, wenn ich frage: Was ihr doch eigentlich in Zukunfft mit und aus eurer Sclavin der Talli zu ma- chen willens ſeyd? Capitain Horn gab hierauf ge- ſchwind zur Antwort: Wenn mein Herr erlauben wolte

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/570>, abgerufen am 24.11.2024.