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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Jndem nun der Capitain Wodley allhier bereits
Bescheid wußte, fuhren wir bis an den Ort, allwo
wir einen mittelmäßigen Fluß aus der Jnsul in die
See fallen sahen, warffen daselbst etwa auf andert-
halb Meilwegs von der Küste die Ancker aus, steck-
ten grosse neue Englische Flaggen auf, und gaben den
Mindanaern unsere Anwesenheit durch 6. Cano-
n
en-Schüsse zu verstehen. Es wurde uns von der
Jnsul mit dreyen geantwortet, bald aber kam ein
kleines Fahrzeug an, worauf sich ein Ober-Officier
nebst 4. Mindanaischen Soldaten und einem Doll-
metscher, der ein Engelländer war, befanden. Ca-
pitain Wodley
kannte den letztern seit etlichen Jah-
ren her, weßwegen sie einander mit höflichsten Wor-
ten hertzlich bewillkommeten. Er nöthigte nicht
allein diesen seinen Lands-Mann, sondern auch den
Officier nebst seinen Leuten zu uns an Boord zu
kommen, allein die letztern entschuldigten sich damit,
daß ihnen solches bey ihrem Sultan Verantwor-
tung bringen möchte, dem Engelländer aber wurde
das Heraufsteigen erlaubt, mit welchen fich Wod-
ley
in ein ernstliches Gespräch einließ, da inzwischen
ich und einige der Meinigen, den Officier nebst sei-
ner Mannschafft, mit Wein und Confect tractir-
ten, und einen jeglichen reichlich beschenckten.

Mittlerweile rufte mich Wodley auf die Seite
und sagte: Mein Freund, jetzo ist es Zeit darvon,
daß wir einige Kostbarkeiten in die Schantze schla-
gen, und dem Sultan in Mindanao nebst seiner Fa-
milie,
sonderlich auch seinem Groß-Vezir, der sein
naher Vetter ist, ansehnliche Geschencke schicken,

denn

Jndem nun der Capitain Wodley allhier bereits
Beſcheid wußte, fuhren wir bis an den Ort, allwo
wir einen mittelmaͤßigen Fluß aus der Jnſul in die
See fallen ſahen, warffen daſelbſt etwa auf andert-
halb Meilwegs von der Kuͤſte die Ancker aus, ſteck-
ten groſſe neue Engliſche Flaggen auf, und gaben den
Mindanaern unſere Anweſenheit durch 6. Cano-
n
en-Schuͤſſe zu verſtehen. Es wurde uns von der
Jnſul mit dreyen geantwortet, bald aber kam ein
kleines Fahrzeug an, worauf ſich ein Ober-Officier
nebſt 4. Mindanaiſchen Soldaten und einem Doll-
metſcher, der ein Engellaͤnder war, befanden. Ca-
pitain Wodley
kannte den letztern ſeit etlichen Jah-
ren her, weßwegen ſie einander mit hoͤflichſten Wor-
ten hertzlich bewillkommeten. Er noͤthigte nicht
allein dieſen ſeinen Lands-Mann, ſondern auch den
Officier nebſt ſeinen Leuten zu uns an Boord zu
kommen, allein die letztern entſchuldigten ſich damit,
daß ihnen ſolches bey ihrem Sultan Verantwor-
tung bringen moͤchte, dem Engellaͤnder aber wurde
das Heraufſteigen erlaubt, mit welchen fich Wod-
ley
in ein ernſtliches Geſpraͤch einließ, da inzwiſchen
ich und einige der Meinigen, den Officier nebſt ſei-
ner Mannſchafft, mit Wein und Confect tractir-
ten, und einen jeglichen reichlich beſchenckten.

Mittlerweile rufte mich Wodley auf die Seite
und ſagte: Mein Freund, jetzo iſt es Zeit darvon,
daß wir einige Koſtbarkeiten in die Schantze ſchla-
gen, und dem Sultan in Mindanao nebſt ſeiner Fa-
milie,
ſonderlich auch ſeinem Groß-Vezir, der ſein
naher Vetter iſt, anſehnliche Geſchencke ſchicken,

denn
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[539/0555] Jndem nun der Capitain Wodley allhier bereits Beſcheid wußte, fuhren wir bis an den Ort, allwo wir einen mittelmaͤßigen Fluß aus der Jnſul in die See fallen ſahen, warffen daſelbſt etwa auf andert- halb Meilwegs von der Kuͤſte die Ancker aus, ſteck- ten groſſe neue Engliſche Flaggen auf, und gaben den Mindanaern unſere Anweſenheit durch 6. Cano- nen-Schuͤſſe zu verſtehen. Es wurde uns von der Jnſul mit dreyen geantwortet, bald aber kam ein kleines Fahrzeug an, worauf ſich ein Ober-Officier nebſt 4. Mindanaiſchen Soldaten und einem Doll- metſcher, der ein Engellaͤnder war, befanden. Ca- pitain Wodley kannte den letztern ſeit etlichen Jah- ren her, weßwegen ſie einander mit hoͤflichſten Wor- ten hertzlich bewillkommeten. Er noͤthigte nicht allein dieſen ſeinen Lands-Mann, ſondern auch den Officier nebſt ſeinen Leuten zu uns an Boord zu kommen, allein die letztern entſchuldigten ſich damit, daß ihnen ſolches bey ihrem Sultan Verantwor- tung bringen moͤchte, dem Engellaͤnder aber wurde das Heraufſteigen erlaubt, mit welchen fich Wod- ley in ein ernſtliches Geſpraͤch einließ, da inzwiſchen ich und einige der Meinigen, den Officier nebſt ſei- ner Mannſchafft, mit Wein und Confect tractir- ten, und einen jeglichen reichlich beſchenckten. Mittlerweile rufte mich Wodley auf die Seite und ſagte: Mein Freund, jetzo iſt es Zeit darvon, daß wir einige Koſtbarkeiten in die Schantze ſchla- gen, und dem Sultan in Mindanao nebſt ſeiner Fa- milie, ſonderlich auch ſeinem Groß-Vezir, der ſein naher Vetter iſt, anſehnliche Geſchencke ſchicken, denn

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/555>, abgerufen am 23.11.2024.