Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

daß wir ohne fernere allzugefährliche Beunruhigung
wohl vergnügt bey der Jnsul Java anlangeten. Der
Portugiese blieb, ich weiß nicht, ob vielleicht aus be-
sondern Ursachen, eine ziemliche Weite zurücke, ich
aber ließ mich von dem treuhertzigen Engelländer be-
reden, in dem Bantamischen Haven einzufahren
und daselbst mein Gewerbe zu treiben, welches
mich auch nicht gereuet hat, denn meine Leute, so
wohl als ich selbst, zogen an diesem Orte einen unge-
meinen Profit.

Hergegen war der gute Capitain Wodley desto
unglücklicher, inmassen seine gemachte Anschläge,
sich allhier wieder in guten Stand zu setzen, das ge-
wünschte Ziel nicht erreichten. Denn seine übrig
gebliebenen 5. Geferten, spieleten ihm gar garstige
Streiche, und brachten den ehrlichen Mann um sehr
viel Vermögen, derowegen, ob er schon noch eine
ziemliche Geld-Summe vor sich hatte, wolte er den-
noch mit selbigen keinen andern Hazard wagen, als
sich mit mir in Compagnie einzulassen, und meiner
Redlichkeit anzuvertrauen.

Mir und den Meinigen war dieses ein gefunde-
ner Handel, denn er besaß im Seefahren und Han-
deln eine weit stärckere Erfahrung und Wissen-
schafft, als wir alle miteinander, derowegen nah-
men wir ihn, seinen Feinden und Verfolgern zum
Possen, uns aber zum Vortheil mit Freuden auf,
und fuhren mit ihm ohne viel Wesens zu machen,
von dannen nach der grossen Jnsul Borneo
zu.

Daselbst ließ es sich vor mich und die Meinigen
zu einer sehr profitablen Handlung an, denn die-

jeni-

daß wir ohne fernere allzugefaͤhrliche Beunruhigung
wohl vergnuͤgt bey der Jnſul Java anlangeten. Der
Portugieſe blieb, ich weiß nicht, ob vielleicht aus be-
ſondern Urſachen, eine ziemliche Weite zuruͤcke, ich
aber ließ mich von dem treuhertzigen Engellaͤnder be-
reden, in dem Bantamiſchen Haven einzufahren
und daſelbſt mein Gewerbe zu treiben, welches
mich auch nicht gereuet hat, denn meine Leute, ſo
wohl als ich ſelbſt, zogen an dieſem Orte einen unge-
meinen Profit.

Hergegen war der gute Capitain Wodley deſto
ungluͤcklicher, inmaſſen ſeine gemachte Anſchlaͤge,
ſich allhier wieder in guten Stand zu ſetzen, das ge-
wuͤnſchte Ziel nicht erreichten. Denn ſeine uͤbrig
gebliebenen 5. Geferten, ſpieleten ihm gar garſtige
Streiche, und brachten den ehrlichen Mann um ſehr
viel Vermoͤgen, derowegen, ob er ſchon noch eine
ziemliche Geld-Summe vor ſich hatte, wolte er den-
noch mit ſelbigen keinen andern Hazard wagen, als
ſich mit mir in Compagnie einzulaſſen, und meiner
Redlichkeit anzuvertrauen.

Mir und den Meinigen war dieſes ein gefunde-
ner Handel, denn er beſaß im Seefahren und Han-
deln eine weit ſtaͤrckere Erfahrung und Wiſſen-
ſchafft, als wir alle miteinander, derowegen nah-
men wir ihn, ſeinen Feinden und Verfolgern zum
Poſſen, uns aber zum Vortheil mit Freuden auf,
und fuhren mit ihm ohne viel Weſens zu machen,
von dannen nach der groſſen Jnſul Borneo
zu.

Daſelbſt ließ es ſich vor mich und die Meinigen
zu einer ſehr profitablen Handlung an, denn die-

jeni-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0544" n="528"/>
daß wir ohne fernere allzugefa&#x0364;hrliche Beunruhigung<lb/>
wohl vergnu&#x0364;gt bey der Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Java</hi> anlangeten. Der<lb/>
Portugie&#x017F;e blieb, ich weiß nicht, ob vielleicht aus be-<lb/>
&#x017F;ondern Ur&#x017F;achen, eine ziemliche Weite zuru&#x0364;cke, ich<lb/>
aber ließ mich von dem treuhertzigen Engella&#x0364;nder be-<lb/>
reden, in dem <hi rendition="#aq">Bantami</hi>&#x017F;chen Haven einzufahren<lb/>
und da&#x017F;elb&#x017F;t mein Gewerbe zu treiben, welches<lb/>
mich auch nicht gereuet hat, denn meine Leute, &#x017F;o<lb/>
wohl als ich &#x017F;elb&#x017F;t, zogen an die&#x017F;em Orte einen unge-<lb/>
meinen <hi rendition="#aq">Profit.</hi></p><lb/>
            <p>Hergegen war der gute <hi rendition="#aq">Capitain Wodley</hi> de&#x017F;to<lb/>
unglu&#x0364;cklicher, inma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eine gemachte An&#x017F;chla&#x0364;ge,<lb/>
&#x017F;ich allhier wieder in guten Stand zu &#x017F;etzen, das ge-<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte Ziel nicht erreichten. Denn &#x017F;eine u&#x0364;brig<lb/>
gebliebenen 5. Geferten, &#x017F;pieleten ihm gar gar&#x017F;tige<lb/>
Streiche, und brachten den ehrlichen Mann um &#x017F;ehr<lb/>
viel Vermo&#x0364;gen, derowegen, ob er &#x017F;chon noch eine<lb/>
ziemliche Geld-<hi rendition="#aq">Summe</hi> vor &#x017F;ich hatte, wolte er den-<lb/>
noch mit &#x017F;elbigen keinen andern <hi rendition="#aq">Hazard</hi> wagen, als<lb/>
&#x017F;ich mit mir in <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> einzula&#x017F;&#x017F;en, und meiner<lb/>
Redlichkeit anzuvertrauen.</p><lb/>
            <p>Mir und den Meinigen war die&#x017F;es ein gefunde-<lb/>
ner Handel, denn er be&#x017F;aß im Seefahren und Han-<lb/>
deln eine weit &#x017F;ta&#x0364;rckere Erfahrung und Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chafft, als wir alle miteinander, derowegen nah-<lb/>
men wir ihn, &#x017F;einen Feinden und Verfolgern zum<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;en, uns aber zum Vortheil mit Freuden auf,<lb/>
und fuhren mit ihm ohne viel We&#x017F;ens zu machen,<lb/>
von dannen nach der gro&#x017F;&#x017F;en Jn&#x017F;ul <hi rendition="#aq">Borneo</hi><lb/>
zu.</p><lb/>
            <p>Da&#x017F;elb&#x017F;t ließ es &#x017F;ich vor mich und die Meinigen<lb/>
zu einer &#x017F;ehr <hi rendition="#aq">profitablen</hi> Handlung an, denn die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jeni-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[528/0544] daß wir ohne fernere allzugefaͤhrliche Beunruhigung wohl vergnuͤgt bey der Jnſul Java anlangeten. Der Portugieſe blieb, ich weiß nicht, ob vielleicht aus be- ſondern Urſachen, eine ziemliche Weite zuruͤcke, ich aber ließ mich von dem treuhertzigen Engellaͤnder be- reden, in dem Bantamiſchen Haven einzufahren und daſelbſt mein Gewerbe zu treiben, welches mich auch nicht gereuet hat, denn meine Leute, ſo wohl als ich ſelbſt, zogen an dieſem Orte einen unge- meinen Profit. Hergegen war der gute Capitain Wodley deſto ungluͤcklicher, inmaſſen ſeine gemachte Anſchlaͤge, ſich allhier wieder in guten Stand zu ſetzen, das ge- wuͤnſchte Ziel nicht erreichten. Denn ſeine uͤbrig gebliebenen 5. Geferten, ſpieleten ihm gar garſtige Streiche, und brachten den ehrlichen Mann um ſehr viel Vermoͤgen, derowegen, ob er ſchon noch eine ziemliche Geld-Summe vor ſich hatte, wolte er den- noch mit ſelbigen keinen andern Hazard wagen, als ſich mit mir in Compagnie einzulaſſen, und meiner Redlichkeit anzuvertrauen. Mir und den Meinigen war dieſes ein gefunde- ner Handel, denn er beſaß im Seefahren und Han- deln eine weit ſtaͤrckere Erfahrung und Wiſſen- ſchafft, als wir alle miteinander, derowegen nah- men wir ihn, ſeinen Feinden und Verfolgern zum Poſſen, uns aber zum Vortheil mit Freuden auf, und fuhren mit ihm ohne viel Weſens zu machen, von dannen nach der groſſen Jnſul Borneo zu. Daſelbſt ließ es ſich vor mich und die Meinigen zu einer ſehr profitablen Handlung an, denn die- jeni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/544
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/544>, abgerufen am 17.05.2024.