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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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speiset, welches er und der eine Portugiese zu allem
Glück unterlassen hatten. Zu noch stärckern Be-
weißthume aber dienete des Capitain Wodley
Hund, welcher nicht das geringste vom Gemüse, je-
doch die zwey hinweg geworffene Eingeweide, nebst
den Knochen der Vogel gefressen hatte, und noch in
selbiger Nacht gestorben war.

Jch habe etliche Tage hernach in Gesellschafft
unsers Chirurgi selbst 8. Stück von eben dergleichen
Art Vogeln geschossen, dieser secirte derselben 3. und
fand in ihren Mägen eine gewisse Sorte grünlicher
Beeren, nebst einem dicken sehr scharffen Saffte,
welcher so gleich sein Incision-Messer blau anlauf-
fend machte, und zwar so, daß es nicht wieder blanck
zu machen war. Mich daureten unsere 4 getreuen
bey uns befindlichen Hunde, sonst hätte ich so fort ein
paar Vogel braten und die Probe machen lassen,
allein der Chirurgus Mons. Brachmann, war den-
noch so neugierig und schalckhafft gewesen, ein paar
zu braten, und dieselben unvermerckt eines Por-
tugiesen Hunde vorzuwerffen, welcher dieselben be-
gierig gefressen hatte, und noch vor abends verreckt
war.

Nachdem aber so wohl das Portugiesische als un-
ser eigenes Schiff völlig Seegelfertig gemacht war,
nahmen wir, auf inständiges Anhalten des Engel-
länders, unsern Weg zurücke nach dessen versuncke-
nen Schiffe, denn er hatte sich mit dreyen bey mir
befindlichen Täuchern beredet, und nicht allein ih-
nen, sondern uns allen ansehnliche Geschencke ver-
sprochen, wenn ihm die besten Sachen aus seinem so
tieff unter Wasser stehenden Schiffe herauf geho-

let

ſpeiſet, welches er und der eine Portugieſe zu allem
Gluͤck unterlaſſen hatten. Zu noch ſtaͤrckern Be-
weißthume aber dienete des Capitain Wodley
Hund, welcher nicht das geringſte vom Gemuͤſe, je-
doch die zwey hinweg geworffene Eingeweide, nebſt
den Knochen der Vogel gefreſſen hatte, und noch in
ſelbiger Nacht geſtorben war.

Jch habe etliche Tage hernach in Geſellſchafft
unſers Chirurgi ſelbſt 8. Stuͤck von eben dergleichen
Art Vogeln geſchoſſen, dieſer ſecirte derſelben 3. und
fand in ihren Maͤgen eine gewiſſe Sorte gruͤnlicher
Beeren, nebſt einem dicken ſehr ſcharffen Saffte,
welcher ſo gleich ſein Inciſion-Meſſer blau anlauf-
fend machte, und zwar ſo, daß es nicht wieder blanck
zu machen war. Mich daureten unſere 4 getreuen
bey uns befindlichen Hunde, ſonſt haͤtte ich ſo fort ein
paar Vogel braten und die Probe machen laſſen,
allein der Chirurgus Monſ. Brachmann, war den-
noch ſo neugierig und ſchalckhafft geweſen, ein paar
zu braten, und dieſelben unvermerckt eines Por-
tugieſen Hunde vorzuwerffen, welcher dieſelben be-
gierig gefreſſen hatte, und noch vor abends verreckt
war.

Nachdem aber ſo wohl das Portugieſiſche als un-
ſer eigenes Schiff voͤllig Seegelfertig gemacht war,
nahmen wir, auf inſtaͤndiges Anhalten des Engel-
laͤnders, unſern Weg zuruͤcke nach deſſen verſuncke-
nen Schiffe, denn er hatte ſich mit dreyen bey mir
befindlichen Taͤuchern beredet, und nicht allein ih-
nen, ſondern uns allen anſehnliche Geſchencke ver-
ſprochen, wenn ihm die beſten Sachen aus ſeinem ſo
tieff unter Waſſer ſtehenden Schiffe herauf geho-

let
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[526/0542] ſpeiſet, welches er und der eine Portugieſe zu allem Gluͤck unterlaſſen hatten. Zu noch ſtaͤrckern Be- weißthume aber dienete des Capitain Wodley Hund, welcher nicht das geringſte vom Gemuͤſe, je- doch die zwey hinweg geworffene Eingeweide, nebſt den Knochen der Vogel gefreſſen hatte, und noch in ſelbiger Nacht geſtorben war. Jch habe etliche Tage hernach in Geſellſchafft unſers Chirurgi ſelbſt 8. Stuͤck von eben dergleichen Art Vogeln geſchoſſen, dieſer ſecirte derſelben 3. und fand in ihren Maͤgen eine gewiſſe Sorte gruͤnlicher Beeren, nebſt einem dicken ſehr ſcharffen Saffte, welcher ſo gleich ſein Inciſion-Meſſer blau anlauf- fend machte, und zwar ſo, daß es nicht wieder blanck zu machen war. Mich daureten unſere 4 getreuen bey uns befindlichen Hunde, ſonſt haͤtte ich ſo fort ein paar Vogel braten und die Probe machen laſſen, allein der Chirurgus Monſ. Brachmann, war den- noch ſo neugierig und ſchalckhafft geweſen, ein paar zu braten, und dieſelben unvermerckt eines Por- tugieſen Hunde vorzuwerffen, welcher dieſelben be- gierig gefreſſen hatte, und noch vor abends verreckt war. Nachdem aber ſo wohl das Portugieſiſche als un- ſer eigenes Schiff voͤllig Seegelfertig gemacht war, nahmen wir, auf inſtaͤndiges Anhalten des Engel- laͤnders, unſern Weg zuruͤcke nach deſſen verſuncke- nen Schiffe, denn er hatte ſich mit dreyen bey mir befindlichen Taͤuchern beredet, und nicht allein ih- nen, ſondern uns allen anſehnliche Geſchencke ver- ſprochen, wenn ihm die beſten Sachen aus ſeinem ſo tieff unter Waſſer ſtehenden Schiffe herauf geho- let

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/542>, abgerufen am 17.05.2024.