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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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tausend andern Europäern auf diese oder jene Art
sehr vergnügt leben könnet.

Es wären freylich noch ein und andere höfliche
Reden gewechselt worden, allein Herr M. Schmel-
tzers Liebste hatte die Abend-Mahlzeit in dem größ-
ten Zimmer bereits auftragen lassen, weßwegen
wir uns in Begleitung der mehresten Aeltesten der
Geschlechter, und einiger naturelisirten Felsenbur-
ger dahin verfügten, unsern neu-angekommenen
Gast best möglichst zu bewirthen. Herr Wolff-
gang allein war nicht zu bereden, sich mit zu Tische
zu setzen, sondern er ließ sich ein Pferd satteln, jagte
damit nach der mittägigen Seite, und halff dem
Alt-Vater David alle diejenigen Sachen einschif-
fen, welche denen vor Ancker liegenden gleich mit
anbrechenden Tage überbracht werden solten, un-
terrichtete auch einen jeglichen mitfahrenden, was er
gegen die Fremden sprechen, und wie er sich gegen die-
selben aufführen solte.

Jmmittelst speiseten wir andern in gutem Ver-
gnügen, vermerckten aber, daß sich Mons. Horn
fast mehr nach einer sanfften Ruhe, als nach lecker-
hafften Speisen und Geträncken sehnete, denn er
hatte würcklich etliche Tage daher nicht allein einen
mittelmäßigen Sturm ausgestanden, sondern war
wegen Wiederantreffung dieser Jnsul dergestalt
besorgt gewesen, daß er bereits seit etlichen Wochen
sehr wenig schlafen und ruhen können. Derowe-
gen wurde er bald nach aufgehobener Tafel, und
nachdem wir uns ingesamt eine kleine Bewegung
gemacht, in meine Kammer auf ein besonders gutes
Lager geführet, und ermahnet, ohne alle Sorgen

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tauſend andern Europaͤern auf dieſe oder jene Art
ſehr vergnuͤgt leben koͤnnet.

Es waͤren freylich noch ein und andere hoͤfliche
Reden gewechſelt worden, allein Herr M. Schmel-
tzers Liebſte hatte die Abend-Mahlzeit in dem groͤß-
ten Zimmer bereits auftragen laſſen, weßwegen
wir uns in Begleitung der mehreſten Aelteſten der
Geſchlechter, und einiger natureliſirten Felſenbur-
ger dahin verfuͤgten, unſern neu-angekommenen
Gaſt beſt moͤglichſt zu bewirthen. Herr Wolff-
gang allein war nicht zu bereden, ſich mit zu Tiſche
zu ſetzen, ſondern er ließ ſich ein Pferd ſatteln, jagte
damit nach der mittaͤgigen Seite, und halff dem
Alt-Vater David alle diejenigen Sachen einſchif-
fen, welche denen vor Ancker liegenden gleich mit
anbrechenden Tage uͤberbracht werden ſolten, un-
terrichtete auch einen jeglichen mitfahrenden, was er
gegen die Fremden ſprechen, und wie er ſich gegen die-
ſelben auffuͤhren ſolte.

Jmmittelſt ſpeiſeten wir andern in gutem Ver-
gnuͤgen, vermerckten aber, daß ſich Monſ. Horn
faſt mehr nach einer ſanfften Ruhe, als nach lecker-
hafften Speiſen und Getraͤncken ſehnete, denn er
hatte wuͤrcklich etliche Tage daher nicht allein einen
mittelmaͤßigen Sturm ausgeſtanden, ſondern war
wegen Wiederantreffung dieſer Jnſul dergeſtalt
beſorgt geweſen, daß er bereits ſeit etlichen Wochen
ſehr wenig ſchlafen und ruhen koͤnnen. Derowe-
gen wurde er bald nach aufgehobener Tafel, und
nachdem wir uns ingeſamt eine kleine Bewegung
gemacht, in meine Kammer auf ein beſonders gutes
Lager gefuͤhret, und ermahnet, ohne alle Sorgen

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[519/0535] tauſend andern Europaͤern auf dieſe oder jene Art ſehr vergnuͤgt leben koͤnnet. Es waͤren freylich noch ein und andere hoͤfliche Reden gewechſelt worden, allein Herr M. Schmel- tzers Liebſte hatte die Abend-Mahlzeit in dem groͤß- ten Zimmer bereits auftragen laſſen, weßwegen wir uns in Begleitung der mehreſten Aelteſten der Geſchlechter, und einiger natureliſirten Felſenbur- ger dahin verfuͤgten, unſern neu-angekommenen Gaſt beſt moͤglichſt zu bewirthen. Herr Wolff- gang allein war nicht zu bereden, ſich mit zu Tiſche zu ſetzen, ſondern er ließ ſich ein Pferd ſatteln, jagte damit nach der mittaͤgigen Seite, und halff dem Alt-Vater David alle diejenigen Sachen einſchif- fen, welche denen vor Ancker liegenden gleich mit anbrechenden Tage uͤberbracht werden ſolten, un- terrichtete auch einen jeglichen mitfahrenden, was er gegen die Fremden ſprechen, und wie er ſich gegen die- ſelben auffuͤhren ſolte. Jmmittelſt ſpeiſeten wir andern in gutem Ver- gnuͤgen, vermerckten aber, daß ſich Monſ. Horn faſt mehr nach einer ſanfften Ruhe, als nach lecker- hafften Speiſen und Getraͤncken ſehnete, denn er hatte wuͤrcklich etliche Tage daher nicht allein einen mittelmaͤßigen Sturm ausgeſtanden, ſondern war wegen Wiederantreffung dieſer Jnſul dergeſtalt beſorgt geweſen, daß er bereits ſeit etlichen Wochen ſehr wenig ſchlafen und ruhen koͤnnen. Derowe- gen wurde er bald nach aufgehobener Tafel, und nachdem wir uns ingeſamt eine kleine Bewegung gemacht, in meine Kammer auf ein beſonders gutes Lager gefuͤhret, und ermahnet, ohne alle Sorgen ſo k k 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/535>, abgerufen am 17.05.2024.