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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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zur Erkänntlichkeit auf Morgen in seine Behausung
nöthigte, worinnen ich ihm denn zu willfahren ver-
sprach.

Mein Herr hat sich mittlerweile im Gasthofe höch-
lich über mein langes Aussenbleiben verwundert, da
ich aber halb berauscht nach Hause kam, und auf
sein Befragen ihm die wahre Ursache erzehlet, war
er sehr wohl zufrieden und sagte: Es ist gut mein
Sohn, daß du mich an einer nöthigen Sache erin-
nerst, hier hast du zwey Ducaten, gehe Morgen hin zu
dem Zimmer-Meister, und bitte denselben, daß er dir
vor dieses Geld einen Gerichtlichen Geburts-Brief
wegen deines ehrlichen Herkommens verschaffe, denn
ich bin gesonnen, dich ein Handwerck lernen zu las-
sen, als worzu dergleichen Brief höchst nöthig ist.
Solte, sprach er ferner, dieses Geld nicht zurei-
chen, so kanst du mehr fordern. Jch war von Her-
tzen erfreuet über dieses Anerbieten, denn ich hatte
in Wahrheit grössere Lust ein ehrlich Handwerck
zu lernen, als ein Laquey oder Pferd-Knecht zu
werden, danckte derowegen meinem Herrn aufs
verbindlichste, und gelobte an, mich in allem nach
seinen Befehlen zu richten.

Es passirten nicht die geringsten Weitläufftigkei-
ten wegen meines Geburts-Briefs, denn der Zim-
mer-Meister nahm mich folgenden Tages nur zu
zwey oder drey Personen mit, auf welchen derglei-
chen Sachen zu beruhen pflegen, also wurde dersel-
be binnen 24. Stunden ausgefertiget, und meinem
Herrn überliefert, welcher dem Zimmer-Meister
noch einen Gulden Trinck-Geld gab, den Brief
selbst in seine Verwahrung nahm, und wenige

Tage

zur Erkaͤnntlichkeit auf Morgen in ſeine Behauſung
noͤthigte, worinnen ich ihm denn zu willfahren ver-
ſprach.

Mein Herr hat ſich mittlerweile im Gaſthofe hoͤch-
lich uͤber mein langes Auſſenbleiben verwundert, da
ich aber halb berauſcht nach Hauſe kam, und auf
ſein Befragen ihm die wahre Urſache erzehlet, war
er ſehr wohl zufrieden und ſagte: Es iſt gut mein
Sohn, daß du mich an einer noͤthigen Sache erin-
nerſt, hier haſt du zwey Ducaten, gehe Morgen hin zu
dem Zimmer-Meiſter, und bitte denſelben, daß er dir
vor dieſes Geld einen Gerichtlichen Geburts-Brief
wegen deines ehrlichen Herkommens verſchaffe, denn
ich bin geſonnen, dich ein Handwerck lernen zu laſ-
ſen, als worzu dergleichen Brief hoͤchſt noͤthig iſt.
Solte, ſprach er ferner, dieſes Geld nicht zurei-
chen, ſo kanſt du mehr fordern. Jch war von Her-
tzen erfreuet uͤber dieſes Anerbieten, denn ich hatte
in Wahrheit groͤſſere Luſt ein ehrlich Handwerck
zu lernen, als ein Laquey oder Pferd-Knecht zu
werden, danckte derowegen meinem Herrn aufs
verbindlichſte, und gelobte an, mich in allem nach
ſeinen Befehlen zu richten.

Es paſſirten nicht die geringſten Weitlaͤufftigkei-
ten wegen meines Geburts-Briefs, denn der Zim-
mer-Meiſter nahm mich folgenden Tages nur zu
zwey oder drey Perſonen mit, auf welchen derglei-
chen Sachen zu beruhen pflegen, alſo wurde derſel-
be binnen 24. Stunden ausgefertiget, und meinem
Herrn uͤberliefert, welcher dem Zimmer-Meiſter
noch einen Gulden Trinck-Geld gab, den Brief
ſelbſt in ſeine Verwahrung nahm, und wenige

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[480/0496] zur Erkaͤnntlichkeit auf Morgen in ſeine Behauſung noͤthigte, worinnen ich ihm denn zu willfahren ver- ſprach. Mein Herr hat ſich mittlerweile im Gaſthofe hoͤch- lich uͤber mein langes Auſſenbleiben verwundert, da ich aber halb berauſcht nach Hauſe kam, und auf ſein Befragen ihm die wahre Urſache erzehlet, war er ſehr wohl zufrieden und ſagte: Es iſt gut mein Sohn, daß du mich an einer noͤthigen Sache erin- nerſt, hier haſt du zwey Ducaten, gehe Morgen hin zu dem Zimmer-Meiſter, und bitte denſelben, daß er dir vor dieſes Geld einen Gerichtlichen Geburts-Brief wegen deines ehrlichen Herkommens verſchaffe, denn ich bin geſonnen, dich ein Handwerck lernen zu laſ- ſen, als worzu dergleichen Brief hoͤchſt noͤthig iſt. Solte, ſprach er ferner, dieſes Geld nicht zurei- chen, ſo kanſt du mehr fordern. Jch war von Her- tzen erfreuet uͤber dieſes Anerbieten, denn ich hatte in Wahrheit groͤſſere Luſt ein ehrlich Handwerck zu lernen, als ein Laquey oder Pferd-Knecht zu werden, danckte derowegen meinem Herrn aufs verbindlichſte, und gelobte an, mich in allem nach ſeinen Befehlen zu richten. Es paſſirten nicht die geringſten Weitlaͤufftigkei- ten wegen meines Geburts-Briefs, denn der Zim- mer-Meiſter nahm mich folgenden Tages nur zu zwey oder drey Perſonen mit, auf welchen derglei- chen Sachen zu beruhen pflegen, alſo wurde derſel- be binnen 24. Stunden ausgefertiget, und meinem Herrn uͤberliefert, welcher dem Zimmer-Meiſter noch einen Gulden Trinck-Geld gab, den Brief ſelbſt in ſeine Verwahrung nahm, und wenige Tage

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/496>, abgerufen am 23.11.2024.