Major kennen lernete, schenckte mir gleich anfäng- lich ein feines Kleid nebst 12 spec. Ducaten an Gol- de, betheurete auch höchlich, daß er von Grund der Seelen gern alle Kosten herschiessen wolte, mich nach Elbingen zu meiner Mutter zu schaffen, allein es zeigte sich keine Gelegenheit darzu. Solche Reise aber allein zu Fusse oder zu Pferde vorzunehmen, wäre allzugefährlich, ja thörigt gewesen. Demnach muß- te aus der Noth eine Tugend machen, und unter denen Soldaten bleiben, bis sich bessere Gelegen- heit zeigte, wiederum auf eine Evangelische Schule zu kommen. Jmmittelst da ich bey dem Major täg- lich freyen Tisch hatte, profitirte ich von denen ho- hen Officiers manchen schönen Ducaten wegen mei- nes Singens, bekam auch von denen Herren Feld- Predigern, allerhand schöne, so wohl teutsche als lateinische Bücher, um vermittelst selbiger, meine wenigen Studia beständig in frischen Gedächtnisse zu erhalten. Endlich aber da ich mit meinem Major nach Warschau gereiset war, traff ich daselbst einen bekandten Breßlauer Kauffmann, gantz unverhofft, zu allergrößten Freuden an, erzehlete demselben mei- ne gehabten unglücklichen Avanturen, und fand ihn so gleich willig, mich mit nach Breßlau zu nehmen, daferne er solches nur, ohne mit dem Schwedischen Major Verdruß zu haben, thun könte. Allein die- ser redliche Herr, war viel zu gewissenhafft und zärtlich, mich an meinem vorgesetzten Studiren zu hindern, willigte derowegen gleich in mein Ansu- chen, ließ den Breßlauer selbst zu sich kommen, em- pfahl mich demselben aufs beste, beschenckte mich noch mit 12. spec. Ducaten, und verschaffte über die-
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II.Theil. c
Major kennen lernete, ſchenckte mir gleich anfaͤng- lich ein feines Kleid nebſt 12 ſpec. Ducaten an Gol- de, betheurete auch hoͤchlich, daß er von Grund der Seelen gern alle Koſten herſchieſſen wolte, mich nach Elbingen zu meiner Mutter zu ſchaffen, allein es zeigte ſich keine Gelegenheit darzu. Solche Reiſe aber allein zu Fuſſe oder zu Pferde vorzunehmen, waͤre allzugefaͤhrlich, ja thoͤrigt geweſen. Demnach muß- te aus der Noth eine Tugend machen, und unter denen Soldaten bleiben, bis ſich beſſere Gelegen- heit zeigte, wiederum auf eine Evangeliſche Schule zu kommen. Jmmittelſt da ich bey dem Major taͤg- lich freyen Tiſch hatte, profitirte ich von denen ho- hen Officiers manchen ſchoͤnen Ducaten wegen mei- nes Singens, bekam auch von denen Herren Feld- Predigern, allerhand ſchoͤne, ſo wohl teutſche als lateiniſche Buͤcher, um vermittelſt ſelbiger, meine wenigen Studia beſtaͤndig in friſchen Gedaͤchtniſſe zu erhalten. Endlich aber da ich mit meinem Major nach Warſchau gereiſet war, traff ich daſelbſt einen bekandten Breßlauer Kauffmann, gantz unverhofft, zu allergroͤßten Freuden an, erzehlete demſelben mei- ne gehabten ungluͤcklichen Avanturen, und fand ihn ſo gleich willig, mich mit nach Breßlau zu nehmen, daferne er ſolches nur, ohne mit dem Schwediſchen Major Verdruß zu haben, thun koͤnte. Allein die- ſer redliche Herr, war viel zu gewiſſenhafft und zaͤrtlich, mich an meinem vorgeſetzten Studiren zu hindern, willigte derowegen gleich in mein Anſu- chen, ließ den Breßlauer ſelbſt zu ſich kommen, em- pfahl mich demſelben aufs beſte, beſchenckte mich noch mit 12. ſpec. Ducaten, und verſchaffte uͤber die-
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II.Theil. c
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Major kennen lernete, ſchenckte mir gleich anfaͤng-
lich ein feines Kleid nebſt 12 ſpec. Ducaten an Gol-
de, betheurete auch hoͤchlich, daß er von Grund der
Seelen gern alle Koſten herſchieſſen wolte, mich nach
Elbingen zu meiner Mutter zu ſchaffen, allein es zeigte
ſich keine Gelegenheit darzu. Solche Reiſe aber
allein zu Fuſſe oder zu Pferde vorzunehmen, waͤre
allzugefaͤhrlich, ja thoͤrigt geweſen. Demnach muß-
te aus der Noth eine Tugend machen, und unter
denen Soldaten bleiben, bis ſich beſſere Gelegen-
heit zeigte, wiederum auf eine Evangeliſche Schule zu
kommen. Jmmittelſt da ich bey dem Major taͤg-
lich freyen Tiſch hatte, profitirte ich von denen ho-
hen Officiers manchen ſchoͤnen Ducaten wegen mei-
nes Singens, bekam auch von denen Herren Feld-
Predigern, allerhand ſchoͤne, ſo wohl teutſche als
lateiniſche Buͤcher, um vermittelſt ſelbiger, meine
wenigen Studia beſtaͤndig in friſchen Gedaͤchtniſſe zu
erhalten. Endlich aber da ich mit meinem Major
nach Warſchau gereiſet war, traff ich daſelbſt einen
bekandten Breßlauer Kauffmann, gantz unverhofft,
zu allergroͤßten Freuden an, erzehlete demſelben mei-
ne gehabten ungluͤcklichen Avanturen, und fand ihn
ſo gleich willig, mich mit nach Breßlau zu nehmen,
daferne er ſolches nur, ohne mit dem Schwediſchen
Major Verdruß zu haben, thun koͤnte. Allein die-
ſer redliche Herr, war viel zu gewiſſenhafft und
zaͤrtlich, mich an meinem vorgeſetzten Studiren zu
hindern, willigte derowegen gleich in mein Anſu-
chen, ließ den Breßlauer ſelbſt zu ſich kommen, em-
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noch mit 12. ſpec. Ducaten, und verſchaffte uͤber die-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/47>, abgerufen am 24.11.2024.
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