Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

Die alle lernen viel verachten,
Da viele sonst nach allen trachten,
Denn vielen ist die Welt zu klein,
Jhr Lecker-Maul recht wohl zu laben.
Ca Capo.

Recit.
Wir Felsenburger sind
Die Reichsten auf der Welt,
Das macht, wir lassen uns begnügen
Mit dem was unser Feld,
Wald, Fluß und See zur Nothdurfft reicht.
Hier weht kein seichter Wollust Wind.
Hier kan so leicht kein eitler Wahn betrügen.
Hier wird die schwerste Arbeit leicht.
Hier ist ein irdisch Paradieß.
Hier schmeckt, was andern bitter scheint,
Recht Zucker-süß,
Hier wird der Nahme, Freund,
Mit Ernst und Wahrheit ausgesprochen,
Hier ist ja, ja, und nein ist nein.
Hier wird durch falschen Schein
Kein zugesagtes Wort gebrochen.
Hier hört man nicht von Grentz- und anderm
Streite.

Denn kurtz gesagt, wir sind vergnügte Leute.
Aria.
Wucher, Hoffart, eitler Tand,
Setzen sonst das beste Land
Leicht in volle Gluth und Brand.
Himmel, steure diesen Feinden,
Daß sie uns vertrauten Freunden
Niemahls ins Gehege gehn.
Laß

Die alle lernen viel verachten,
Da viele ſonſt nach allen trachten,
Denn vielen iſt die Welt zu klein,
Jhr Lecker-Maul recht wohl zu laben.
Ca Capo.

Recit.
Wir Felſenburger ſind
Die Reichſten auf der Welt,
Das macht, wir laſſen uns begnuͤgen
Mit dem was unſer Feld,
Wald, Fluß und See zur Nothdurfft reicht.
Hier weht kein ſeichter Wolluſt Wind.
Hier kan ſo leicht kein eitler Wahn betruͤgen.
Hier wird die ſchwerſte Arbeit leicht.
Hier iſt ein irdiſch Paradieß.
Hier ſchmeckt, was andern bitter ſcheint,
Recht Zucker-ſuͤß,
Hier wird der Nahme, Freund,
Mit Ernſt und Wahrheit ausgeſprochen,
Hier iſt ja, ja, und nein iſt nein.
Hier wird durch falſchen Schein
Kein zugeſagtes Wort gebrochen.
Hier hoͤrt man nicht von Grentz- und anderm
Streite.

Denn kurtz geſagt, wir ſind vergnuͤgte Leute.
Aria.
Wucher, Hoffart, eitler Tand,
Setzen ſonſt das beſte Land
Leicht in volle Gluth und Brand.
Himmel, ſteure dieſen Feinden,
Daß ſie uns vertrauten Freunden
Niemahls ins Gehege gehn.
Laß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>
                <pb facs="#f0462" n="448"/> <hi rendition="#fr">Die alle lernen viel verachten,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Da viele &#x017F;on&#x017F;t nach allen trachten,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Denn vielen i&#x017F;t die Welt zu klein,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Jhr Lecker-Maul recht wohl zu laben.</hi><lb/> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Ca Capo.</hi> </hi> </l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Recit.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Wir Fel&#x017F;enburger &#x017F;ind</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Die Reich&#x017F;ten auf der Welt,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Das macht, wir la&#x017F;&#x017F;en uns begnu&#x0364;gen</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Mit dem was un&#x017F;er Feld,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Wald, Fluß und See zur Nothdurfft reicht.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier weht kein &#x017F;eichter Wollu&#x017F;t Wind.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier kan &#x017F;o leicht kein eitler Wahn betru&#x0364;gen.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier wird die &#x017F;chwer&#x017F;te Arbeit leicht.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier i&#x017F;t ein irdi&#x017F;ch Paradieß.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier &#x017F;chmeckt, was andern bitter &#x017F;cheint,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Recht Zucker-&#x017F;u&#x0364;ß,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier wird der Nahme, Freund,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Mit Ern&#x017F;t und Wahrheit ausge&#x017F;prochen,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier i&#x017F;t ja, ja, und nein i&#x017F;t nein.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier wird durch fal&#x017F;chen Schein</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Kein zuge&#x017F;agtes Wort gebrochen.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Hier ho&#x0364;rt man nicht von Grentz- und anderm<lb/><hi rendition="#et">Streite.</hi></hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Denn kurtz ge&#x017F;agt, wir &#x017F;ind vergnu&#x0364;gte Leute.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Aria.</hi> </hi> </hi> </hi> </head><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Wucher, Hoffart, eitler Tand,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Setzen &#x017F;on&#x017F;t das be&#x017F;te Land</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Leicht in volle Gluth und Brand.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Himmel, &#x017F;teure die&#x017F;en Feinden,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Daß &#x017F;ie uns vertrauten Freunden</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Niemahls ins Gehege gehn.</hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Laß</hi> </fw><lb/>
              </l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[448/0462] Die alle lernen viel verachten, Da viele ſonſt nach allen trachten, Denn vielen iſt die Welt zu klein, Jhr Lecker-Maul recht wohl zu laben. Ca Capo. Recit. Wir Felſenburger ſind Die Reichſten auf der Welt, Das macht, wir laſſen uns begnuͤgen Mit dem was unſer Feld, Wald, Fluß und See zur Nothdurfft reicht. Hier weht kein ſeichter Wolluſt Wind. Hier kan ſo leicht kein eitler Wahn betruͤgen. Hier wird die ſchwerſte Arbeit leicht. Hier iſt ein irdiſch Paradieß. Hier ſchmeckt, was andern bitter ſcheint, Recht Zucker-ſuͤß, Hier wird der Nahme, Freund, Mit Ernſt und Wahrheit ausgeſprochen, Hier iſt ja, ja, und nein iſt nein. Hier wird durch falſchen Schein Kein zugeſagtes Wort gebrochen. Hier hoͤrt man nicht von Grentz- und anderm Streite. Denn kurtz geſagt, wir ſind vergnuͤgte Leute. Aria. Wucher, Hoffart, eitler Tand, Setzen ſonſt das beſte Land Leicht in volle Gluth und Brand. Himmel, ſteure dieſen Feinden, Daß ſie uns vertrauten Freunden Niemahls ins Gehege gehn. Laß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/462
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/462>, abgerufen am 25.11.2024.