Solennitäten unterwegens geblieben, nem- lich, es wären keine Sauen gemacht wor- den, und die übrigeProstibulationhätte auch unterwegens bleiben können. Davor muß ich sagen, daß derOrganiste 1000. mahl mehr Verstand in seinem kleinen Finger hat, denn es wird mir und ihm, sonderlich, so lange ich dieCalicantenChargeverwaltet habe, kein Mensch nachsagen können, daß wir nur das geringste Ferckel, geschweige denn sol- che Sauen in derMusicgemacht hätten, als am vergangenen Sonntage herum gelauf- fen sind. Jn derMusicaist dieHarmonicadie al- lerschönste Tugend, und diese muß sich nicht allein in den Geigen und Pfeiffen, sondern auch unter den Personen finden lassen, aber ich weiß gar wohl, daß es grobe Flegels giebt, welche denCalicanten weit geringer schätzen wollen, als einen Stadt-Pfeiffer- Jungen, der kaum in die Lehre getreten ist, welcher Unverstand aber von der löblichen Stadt Obrigkeit, billig nach befinden, mit ein paar Alten oder wohl gar Neuen-Schock- Strafe belegt werden solte. Jch hoffe also meine Unschuld klar genug dargethan zu haben, und weil ich ohnedem gewohnt bin, meine schrifftlichen Sachen sehr kurtz zu fas- sen, so bitte Ew. Hoch Ehrwürd und Hoch- gelahrtheiten, mir in allen Dingen Recht zu sprechen, und demCantor,wenn sie ihm ja die Strafe schencken wollen, dahin anzuwei- sen, daß er sich in Zukunfft besser mit mircon-
firmi-
Solennitaͤten unterwegens geblieben, nem- lich, es waͤren keine Sauen gemacht wor- den, und die uͤbrigeProſtibulationhaͤtte auch unterwegens bleiben koͤnnen. Davor muß ich ſagen, daß derOrganiſte 1000. mahl mehr Verſtand in ſeinem kleinen Finger hat, denn es wird mir und ihm, ſonderlich, ſo lange ich dieCalicantenChargeverwaltet habe, kein Menſch nachſagen koͤnnen, daß wir nur das geringſte Ferckel, geſchweige denn ſol- che Sauen in derMuſicgemacht haͤtten, als am vergangenen Sonntage herum gelauf- fen ſind. Jn derMuſicaiſt dieHarmonicadie al- lerſchoͤnſte Tugend, und dieſe muß ſich nicht allein in den Geigen und Pfeiffen, ſondern auch unter den Perſonen finden laſſen, aber ich weiß gar wohl, daß es grobe Flegels giebt, welche denCalicanten weit geringer ſchaͤtzen wollen, als einen Stadt-Pfeiffer- Jungen, der kaum in die Lehre getreten iſt, welcher Unverſtand aber von der loͤblichen Stadt Obrigkeit, billig nach befinden, mit ein paar Alten oder wohl gar Neuen-Schock- Strafe belegt werden ſolte. Jch hoffe alſo meine Unſchuld klar genug dargethan zu haben, und weil ich ohnedem gewohnt bin, meine ſchrifftlichen Sachen ſehr kurtz zu faſ- ſen, ſo bitte Ew. Hoch Ehrwuͤrd und Hoch- gelahrtheiten, mir in allen Dingen Recht zu ſprechen, und demCantor,wenn ſie ihm ja die Strafe ſchencken wollen, dahin anzuwei- ſen, daß er ſich in Zukunfft beſſer mit mircon-
firmi-
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Solennitaͤten unterwegens geblieben, nem-
lich, es waͤren keine Sauen gemacht wor-
den, und die uͤbrige Proſtibulation haͤtte auch
unterwegens bleiben koͤnnen. Davor
muß ich ſagen, daß der Organiſte 1000. mahl
mehr Verſtand in ſeinem kleinen Finger hat,
denn es wird mir und ihm, ſonderlich, ſo
lange ich die Calicanten Charge verwaltet habe,
kein Menſch nachſagen koͤnnen, daß wir nur
das geringſte Ferckel, geſchweige denn ſol-
che Sauen in der Muſic gemacht haͤtten, als
am vergangenen Sonntage herum gelauf-
fen ſind. Jn der Muſica iſt die Harmonica die al-
lerſchoͤnſte Tugend, und dieſe muß ſich nicht
allein in den Geigen und Pfeiffen, ſondern
auch unter den Perſonen finden laſſen, aber
ich weiß gar wohl, daß es grobe Flegels
giebt, welche den Calicanten weit geringer
ſchaͤtzen wollen, als einen Stadt-Pfeiffer-
Jungen, der kaum in die Lehre getreten iſt,
welcher Unverſtand aber von der loͤblichen
Stadt Obrigkeit, billig nach befinden, mit
ein paar Alten oder wohl gar Neuen-Schock-
Strafe belegt werden ſolte. Jch hoffe alſo
meine Unſchuld klar genug dargethan zu
haben, und weil ich ohnedem gewohnt bin,
meine ſchrifftlichen Sachen ſehr kurtz zu faſ-
ſen, ſo bitte Ew. Hoch Ehrwuͤrd und Hoch-
gelahrtheiten, mir in allen Dingen Recht zu
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/452>, abgerufen am 22.11.2024.
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