Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

ckerten zu, der, zu meiner größten Verwunderung
in aller Stille, selbsten zwey Stühle verfertiget hat-
te, auf welchen er seiner Frauen und meiner Liebsten,
das Bänder-und Bortenwürcken lernete. Jch sahe
mit besondern Vergnügen zu, wie geschickt sich
meine artige Cordula hierbey erzeigte, allein Har-
ckert
gab mir zu vernehmen, daß es bey dieser Ar-
beit nicht bleiben solte, sondern er wolle ehestens
mit Hülffe anderer guten Freunde viel grössere
Stühle verfertigen, auf welchen er dem Frauen-
zimmer weit schönere Zeuge zu würcken, Anweisung
zu geben gesonnen, denn so viel nöthiges Band-
werck als man auf dieser Jnsul jährlich brauchte,
könten zwey Personen fast in 2. Monaten allein
verfertigen, die Staats-Bänderey aber, sey als ei-
ne zur Hoffart und Thorheit reitzende Sache, nicht
rathsam einzuführen, also wäre er in Zukunfft be-
reit, an statt solcher, in Europa sehr beliebten Din-
ge, seine Profession weiter auszudehnen, und aller-
hand zur Reinlichkeit und Bequemlichkeit dienliche
Zeuge, aus Baum-Wollen und Flächsen-Garne zu
machen, und die Seide, als eine Sache, die wir
ohnedem hiesiges Orts sehr sparsam hätten, zu ver-
meiden.

Jch konte Mons. Harckerts Gedancken nicht
auders als sehr vernünfftig und klug erachten, denn
was war uns in diesem ohnedem mehr warm als
kalten Lande wohl nützlicher, als das saubere Baum-
Wollen-und Leinen-Geräthe, welches er auf Zwil-
lich-Barchent-Cannevas-und andere Arten zuwe-
ge zu bringen vermeinte. Es hatte zwar der Alt-
Vater Albertus so wohl, als Herr Wolffgang,

noch

ckerten zu, der, zu meiner groͤßten Verwunderung
in aller Stille, ſelbſten zwey Stuͤhle verfertiget hat-
te, auf welchen er ſeiner Frauen und meiner Liebſten,
das Baͤnder-und Bortenwuͤrcken lernete. Jch ſahe
mit beſondern Vergnuͤgen zu, wie geſchickt ſich
meine artige Cordula hierbey erzeigte, allein Har-
ckert
gab mir zu vernehmen, daß es bey dieſer Ar-
beit nicht bleiben ſolte, ſondern er wolle eheſtens
mit Huͤlffe anderer guten Freunde viel groͤſſere
Stuͤhle verfertigen, auf welchen er dem Frauen-
zimmer weit ſchoͤnere Zeuge zu wuͤrcken, Anweiſung
zu geben geſonnen, denn ſo viel noͤthiges Band-
werck als man auf dieſer Jnſul jaͤhrlich brauchte,
koͤnten zwey Perſonen faſt in 2. Monaten allein
verfertigen, die Staats-Baͤnderey aber, ſey als ei-
ne zur Hoffart und Thorheit reitzende Sache, nicht
rathſam einzufuͤhren, alſo waͤre er in Zukunfft be-
reit, an ſtatt ſolcher, in Europa ſehr beliebten Din-
ge, ſeine Profeſſion weiter auszudehnen, und aller-
hand zur Reinlichkeit und Bequemlichkeit dienliche
Zeuge, aus Baum-Wollen und Flaͤchſen-Garne zu
machen, und die Seide, als eine Sache, die wir
ohnedem hieſiges Orts ſehr ſparſam haͤtten, zu ver-
meiden.

Jch konte Monſ. Harckerts Gedancken nicht
auders als ſehr vernuͤnfftig und klug erachten, denn
was war uns in dieſem ohnedem mehr warm als
kalten Lande wohl nuͤtzlicher, als das ſaubere Baum-
Wollen-und Leinen-Geraͤthe, welches er auf Zwil-
lich-Barchent-Cannevas-und andere Arten zuwe-
ge zu bringen vermeinte. Es hatte zwar der Alt-
Vater Albertus ſo wohl, als Herr Wolffgang,

noch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0436" n="422"/><hi rendition="#aq">ckerten</hi> zu, der, zu meiner gro&#x0364;ßten Verwunderung<lb/>
in aller Stille, &#x017F;elb&#x017F;ten zwey Stu&#x0364;hle verfertiget hat-<lb/>
te, auf welchen er &#x017F;einer Frauen und meiner Lieb&#x017F;ten,<lb/>
das Ba&#x0364;nder-und Bortenwu&#x0364;rcken lernete. Jch &#x017F;ahe<lb/>
mit be&#x017F;ondern Vergnu&#x0364;gen zu, wie ge&#x017F;chickt &#x017F;ich<lb/>
meine artige <hi rendition="#aq">Cordula</hi> hierbey erzeigte, allein <hi rendition="#aq">Har-<lb/>
ckert</hi> gab mir zu vernehmen, daß es bey die&#x017F;er Ar-<lb/>
beit nicht bleiben &#x017F;olte, &#x017F;ondern er wolle ehe&#x017F;tens<lb/>
mit Hu&#x0364;lffe anderer guten Freunde viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Stu&#x0364;hle verfertigen, auf welchen er dem Frauen-<lb/>
zimmer weit &#x017F;cho&#x0364;nere Zeuge zu wu&#x0364;rcken, Anwei&#x017F;ung<lb/>
zu geben ge&#x017F;onnen, denn &#x017F;o viel no&#x0364;thiges Band-<lb/>
werck als man auf die&#x017F;er Jn&#x017F;ul ja&#x0364;hrlich brauchte,<lb/>
ko&#x0364;nten zwey Per&#x017F;onen fa&#x017F;t in 2. Monaten allein<lb/>
verfertigen, die Staats-Ba&#x0364;nderey aber, &#x017F;ey als ei-<lb/>
ne zur Hoffart und Thorheit reitzende Sache, nicht<lb/>
rath&#x017F;am einzufu&#x0364;hren, al&#x017F;o wa&#x0364;re er in Zukunfft be-<lb/>
reit, an &#x017F;tatt &#x017F;olcher, in Europa &#x017F;ehr beliebten Din-<lb/>
ge, &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> weiter auszudehnen, und aller-<lb/>
hand zur Reinlichkeit und Bequemlichkeit dienliche<lb/>
Zeuge, aus Baum-Wollen und Fla&#x0364;ch&#x017F;en-Garne zu<lb/>
machen, und die Seide, als eine Sache, die wir<lb/>
ohnedem hie&#x017F;iges Orts &#x017F;ehr &#x017F;par&#x017F;am ha&#x0364;tten, zu ver-<lb/>
meiden.</p><lb/>
          <p>Jch konte <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Harckerts</hi> Gedancken nicht<lb/>
auders als &#x017F;ehr vernu&#x0364;nfftig und klug erachten, denn<lb/>
was war uns in die&#x017F;em ohnedem mehr warm als<lb/>
kalten Lande wohl nu&#x0364;tzlicher, als das &#x017F;aubere Baum-<lb/>
Wollen-und Leinen-Gera&#x0364;the, welches er auf Zwil-<lb/>
lich-Barchent-Cannevas-und andere Arten zuwe-<lb/>
ge zu bringen vermeinte. Es hatte zwar der Alt-<lb/>
Vater <hi rendition="#aq">Albertus</hi> &#x017F;o wohl, als Herr <hi rendition="#aq">Wolffgang,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[422/0436] ckerten zu, der, zu meiner groͤßten Verwunderung in aller Stille, ſelbſten zwey Stuͤhle verfertiget hat- te, auf welchen er ſeiner Frauen und meiner Liebſten, das Baͤnder-und Bortenwuͤrcken lernete. Jch ſahe mit beſondern Vergnuͤgen zu, wie geſchickt ſich meine artige Cordula hierbey erzeigte, allein Har- ckert gab mir zu vernehmen, daß es bey dieſer Ar- beit nicht bleiben ſolte, ſondern er wolle eheſtens mit Huͤlffe anderer guten Freunde viel groͤſſere Stuͤhle verfertigen, auf welchen er dem Frauen- zimmer weit ſchoͤnere Zeuge zu wuͤrcken, Anweiſung zu geben geſonnen, denn ſo viel noͤthiges Band- werck als man auf dieſer Jnſul jaͤhrlich brauchte, koͤnten zwey Perſonen faſt in 2. Monaten allein verfertigen, die Staats-Baͤnderey aber, ſey als ei- ne zur Hoffart und Thorheit reitzende Sache, nicht rathſam einzufuͤhren, alſo waͤre er in Zukunfft be- reit, an ſtatt ſolcher, in Europa ſehr beliebten Din- ge, ſeine Profeſſion weiter auszudehnen, und aller- hand zur Reinlichkeit und Bequemlichkeit dienliche Zeuge, aus Baum-Wollen und Flaͤchſen-Garne zu machen, und die Seide, als eine Sache, die wir ohnedem hieſiges Orts ſehr ſparſam haͤtten, zu ver- meiden. Jch konte Monſ. Harckerts Gedancken nicht auders als ſehr vernuͤnfftig und klug erachten, denn was war uns in dieſem ohnedem mehr warm als kalten Lande wohl nuͤtzlicher, als das ſaubere Baum- Wollen-und Leinen-Geraͤthe, welches er auf Zwil- lich-Barchent-Cannevas-und andere Arten zuwe- ge zu bringen vermeinte. Es hatte zwar der Alt- Vater Albertus ſo wohl, als Herr Wolffgang, noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/436
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/436>, abgerufen am 22.11.2024.