Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

hatte, jedoch suchte er sich voritzo 4. der stärcksten
und geschicktesten Pursche aus, und versprach die-
selben aufs treulichste in seiner Profession zu unter-
richten, daferne ihm aber GOtt das Leben gönnete,
in wenig Jahren, noch eine dergleichen Mühle,
jenseit des Canals, vor die, über dem Nord-Flusse
gelegenen Einwohner zu erbauen. Jmmittelst sey
nicht zu zweifeln, daß er mit dieser Mühle allen
sämtlichen Jnsulanern, Jahr aus Jahr ein, gnug-
sames Mehl verschaffen wolle, wie denn dieselbe
von erwehntem Tage an, ausser denen Sonn-und
Fest-Tagen, selten stille stund, so, daß auch der
Alt-Vater, vor sich und seine Haushaltung, in we-
nig Wochen von allen Stämmen sein Deputat
überhaupt wohl zubereitet empfing.

Wenige Zeit nach der reichen Getreyde-Ernte,
trat die ergötzliche Weinlese ein, welche nicht ge-
ringer war als voriges Jahrs. Unser Böttcher
Garbe, hatte bis anhero seine Hände nicht in Schoos
gelegt, um bey dieser Zeit, mit seiner Arbeit Ehre zu
erwerben, schaffte derowegen in alle Weinberge,
nicht nur viel alte ausgebesserte, sondern auch gantz
nene Wein-Fässer, welche letztere er, als ein guter
Wein-verständiger Küfer, bereits ausgeleert und
zugerichtet hatte. Wie nun um diese Zeit alle die-
jenigen Jnsulaner, welche in ihren eigenen Fluren
keinen besondern Weinwachs hatten, denen Nach-
baren zusprachen, den reichen Segen einsammlen
halffen, und zuletzt ihren beschiedenen, ja überflüßi-
gen Theil davon bekamen, so brachte ich bey der
Gelegenheit die meisten Tage in Roberts-Raum,
bey meiner Liebsten Cordula und Monsieur Har-

cker-
d d 3

hatte, jedoch ſuchte er ſich voritzo 4. der ſtaͤrckſten
und geſchickteſten Purſche aus, und verſprach die-
ſelben aufs treulichſte in ſeiner Profeſſion zu unter-
richten, daferne ihm aber GOtt das Leben goͤnnete,
in wenig Jahren, noch eine dergleichen Muͤhle,
jenſeit des Canals, vor die, uͤber dem Nord-Fluſſe
gelegenen Einwohner zu erbauen. Jmmittelſt ſey
nicht zu zweifeln, daß er mit dieſer Muͤhle allen
ſaͤmtlichen Jnſulanern, Jahr aus Jahr ein, gnug-
ſames Mehl verſchaffen wolle, wie denn dieſelbe
von erwehntem Tage an, auſſer denen Sonn-und
Feſt-Tagen, ſelten ſtille ſtund, ſo, daß auch der
Alt-Vater, vor ſich und ſeine Haushaltung, in we-
nig Wochen von allen Staͤmmen ſein Deputat
uͤberhaupt wohl zubereitet empfing.

Wenige Zeit nach der reichen Getreyde-Ernte,
trat die ergoͤtzliche Weinleſe ein, welche nicht ge-
ringer war als voriges Jahrs. Unſer Boͤttcher
Garbe, hatte bis anhero ſeine Haͤnde nicht in Schoos
gelegt, um bey dieſer Zeit, mit ſeiner Arbeit Ehre zu
erwerben, ſchaffte derowegen in alle Weinberge,
nicht nur viel alte ausgebeſſerte, ſondern auch gantz
nene Wein-Faͤſſer, welche letztere er, als ein guter
Wein-verſtaͤndiger Kuͤfer, bereits ausgeleert und
zugerichtet hatte. Wie nun um dieſe Zeit alle die-
jenigen Jnſulaner, welche in ihren eigenen Fluren
keinen beſondern Weinwachs hatten, denen Nach-
baren zuſprachen, den reichen Segen einſammlen
halffen, und zuletzt ihren beſchiedenen, ja uͤberfluͤßi-
gen Theil davon bekamen, ſo brachte ich bey der
Gelegenheit die meiſten Tage in Roberts-Raum,
bey meiner Liebſten Cordula und Monſieur Har-

cker-
d d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0435" n="421"/>
hatte, jedoch &#x017F;uchte er &#x017F;ich voritzo 4. der &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten<lb/>
und ge&#x017F;chickte&#x017F;ten Pur&#x017F;che aus, und ver&#x017F;prach die-<lb/>
&#x017F;elben aufs treulich&#x017F;te in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> zu unter-<lb/>
richten, daferne ihm aber GOtt das Leben go&#x0364;nnete,<lb/>
in wenig Jahren, noch eine dergleichen Mu&#x0364;hle,<lb/>
jen&#x017F;eit des <hi rendition="#aq">Canals,</hi> vor die, u&#x0364;ber dem Nord-Flu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
gelegenen Einwohner zu erbauen. Jmmittel&#x017F;t &#x017F;ey<lb/>
nicht zu zweifeln, daß er mit die&#x017F;er Mu&#x0364;hle allen<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mtlichen Jn&#x017F;ulanern, Jahr aus Jahr ein, gnug-<lb/>
&#x017F;ames Mehl ver&#x017F;chaffen wolle, wie denn die&#x017F;elbe<lb/>
von erwehntem Tage an, au&#x017F;&#x017F;er denen Sonn-und<lb/>
Fe&#x017F;t-Tagen, &#x017F;elten &#x017F;tille &#x017F;tund, &#x017F;o, daß auch der<lb/>
Alt-Vater, vor &#x017F;ich und &#x017F;eine Haushaltung, in we-<lb/>
nig Wochen von allen Sta&#x0364;mmen &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Deputat</hi><lb/>
u&#x0364;berhaupt wohl zubereitet empfing.</p><lb/>
          <p>Wenige Zeit nach der reichen Getreyde-Ernte,<lb/>
trat die ergo&#x0364;tzliche Weinle&#x017F;e ein, welche nicht ge-<lb/>
ringer war als voriges Jahrs. Un&#x017F;er Bo&#x0364;ttcher<lb/><hi rendition="#aq">Garbe,</hi> hatte bis anhero &#x017F;eine Ha&#x0364;nde nicht in Schoos<lb/>
gelegt, um bey die&#x017F;er Zeit, mit &#x017F;einer Arbeit Ehre zu<lb/>
erwerben, &#x017F;chaffte derowegen in alle Weinberge,<lb/>
nicht nur viel alte ausgebe&#x017F;&#x017F;erte, &#x017F;ondern auch gantz<lb/>
nene Wein-Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, welche letztere er, als ein guter<lb/>
Wein-ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Ku&#x0364;fer, bereits ausgeleert und<lb/>
zugerichtet hatte. Wie nun um die&#x017F;e Zeit alle die-<lb/>
jenigen Jn&#x017F;ulaner, welche in ihren eigenen Fluren<lb/>
keinen be&#x017F;ondern Weinwachs hatten, denen Nach-<lb/>
baren zu&#x017F;prachen, den reichen Segen ein&#x017F;ammlen<lb/>
halffen, und zuletzt ihren be&#x017F;chiedenen, ja u&#x0364;berflu&#x0364;ßi-<lb/>
gen Theil davon bekamen, &#x017F;o brachte ich bey der<lb/>
Gelegenheit die mei&#x017F;ten Tage in <hi rendition="#aq">Roberts-</hi>Raum,<lb/>
bey meiner Lieb&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Cordula</hi> und <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur Har-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">d d 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">cker-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[421/0435] hatte, jedoch ſuchte er ſich voritzo 4. der ſtaͤrckſten und geſchickteſten Purſche aus, und verſprach die- ſelben aufs treulichſte in ſeiner Profeſſion zu unter- richten, daferne ihm aber GOtt das Leben goͤnnete, in wenig Jahren, noch eine dergleichen Muͤhle, jenſeit des Canals, vor die, uͤber dem Nord-Fluſſe gelegenen Einwohner zu erbauen. Jmmittelſt ſey nicht zu zweifeln, daß er mit dieſer Muͤhle allen ſaͤmtlichen Jnſulanern, Jahr aus Jahr ein, gnug- ſames Mehl verſchaffen wolle, wie denn dieſelbe von erwehntem Tage an, auſſer denen Sonn-und Feſt-Tagen, ſelten ſtille ſtund, ſo, daß auch der Alt-Vater, vor ſich und ſeine Haushaltung, in we- nig Wochen von allen Staͤmmen ſein Deputat uͤberhaupt wohl zubereitet empfing. Wenige Zeit nach der reichen Getreyde-Ernte, trat die ergoͤtzliche Weinleſe ein, welche nicht ge- ringer war als voriges Jahrs. Unſer Boͤttcher Garbe, hatte bis anhero ſeine Haͤnde nicht in Schoos gelegt, um bey dieſer Zeit, mit ſeiner Arbeit Ehre zu erwerben, ſchaffte derowegen in alle Weinberge, nicht nur viel alte ausgebeſſerte, ſondern auch gantz nene Wein-Faͤſſer, welche letztere er, als ein guter Wein-verſtaͤndiger Kuͤfer, bereits ausgeleert und zugerichtet hatte. Wie nun um dieſe Zeit alle die- jenigen Jnſulaner, welche in ihren eigenen Fluren keinen beſondern Weinwachs hatten, denen Nach- baren zuſprachen, den reichen Segen einſammlen halffen, und zuletzt ihren beſchiedenen, ja uͤberfluͤßi- gen Theil davon bekamen, ſo brachte ich bey der Gelegenheit die meiſten Tage in Roberts-Raum, bey meiner Liebſten Cordula und Monſieur Har- cker- d d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/435
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/435>, abgerufen am 22.11.2024.