Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

nigen Gelde, welches mir meine Mutter mit auf die
Reise gegeben, durch die Post übersendet, und
hertzlich gebethen, sich zu meinem Angedencken an-
dere geistl. Bücher darvor zu kauffen. Die andern
ehrlichen Leute, die mich in meiner Kranckheit so
wohl besorgt, habe ich auch von dem Gelde, wel-
ches ich vor mein verkaufftes Pferd eingenommen,
erkäntlich bezahlet, also nicht mehr als noch etwa
30. Thlr. übrig behalten. Dieses wenige, aber mit
guten Gewissen besitzende Vermögen, beschloß ich
zurathe zu halten, mich vor allem gottlosen liederli-
chen Leben, sonderlich vor dem verdammten Spielen
und Sauffen, Zeit Lebens zu hüten, hergegen mein
Brodt, auf dem, von Jugend auf ehrlich erlernten
Handwercke, zu gewinnen, und zu erwarten, ob
mir GOtt etwa hier oder dar in einem fremden, je-
doch Lutherischen Lande, etwa eine beständige Ru-
he-Stätte verschaffen wolle, damit ich nicht Ursach
hätte selbige in meinem Vaterlande, als welches
mir nicht allein der letzten verdrüßlichen, sondern
auch anderer ärgerlichen Begebenheiten wegen,
eckel war, zu suchen. Unter solchen Absichten schrieb
ich meinem Vetter, das an ihn übersandte Capital
halb an eine arme Kirche und die andere Helffte an
ein gewisses übel besorgtes Hospital zu wenden.
Meine Mutter bath ich gleichfalls dasjenige, was
sie mir an Erbtheile zugedacht, an geistliche Stiff-
tungen zu legen, indem ich entweder gar nicht, oder
doch nur deßwegen wieder eine Reise in meine Hey-
math vornehmen würde, zu vernehmen, ob man in
diesem Stücke meinem Willen nachgelebt hätte,
denn die Sache wegen meines Stief-Vaters, war

schon

nigen Gelde, welches mir meine Mutter mit auf die
Reiſe gegeben, durch die Poſt uͤberſendet, und
hertzlich gebethen, ſich zu meinem Angedencken an-
dere geiſtl. Buͤcher darvor zu kauffen. Die andern
ehrlichen Leute, die mich in meiner Kranckheit ſo
wohl beſorgt, habe ich auch von dem Gelde, wel-
ches ich vor mein verkaufftes Pferd eingenommen,
erkaͤntlich bezahlet, alſo nicht mehr als noch etwa
30. Thlr. uͤbrig behalten. Dieſes wenige, aber mit
guten Gewiſſen beſitzende Vermoͤgen, beſchloß ich
zurathe zu halten, mich vor allem gottloſen liederli-
chen Leben, ſonderlich vor dem verdammten Spielen
und Sauffen, Zeit Lebens zu huͤten, hergegen mein
Brodt, auf dem, von Jugend auf ehrlich erlernten
Handwercke, zu gewinnen, und zu erwarten, ob
mir GOtt etwa hier oder dar in einem fremden, je-
doch Lutheriſchen Lande, etwa eine beſtaͤndige Ru-
he-Staͤtte verſchaffen wolle, damit ich nicht Urſach
haͤtte ſelbige in meinem Vaterlande, als welches
mir nicht allein der letzten verdruͤßlichen, ſondern
auch anderer aͤrgerlichen Begebenheiten wegen,
eckel war, zu ſuchen. Unter ſolchen Abſichten ſchrieb
ich meinem Vetter, das an ihn uͤberſandte Capital
halb an eine arme Kirche und die andere Helffte an
ein gewiſſes uͤbel beſorgtes Hoſpital zu wenden.
Meine Mutter bath ich gleichfalls dasjenige, was
ſie mir an Erbtheile zugedacht, an geiſtliche Stiff-
tungen zu legen, indem ich entweder gar nicht, oder
doch nur deßwegen wieder eine Reiſe in meine Hey-
math vornehmen wuͤrde, zu vernehmen, ob man in
dieſem Stuͤcke meinem Willen nachgelebt haͤtte,
denn die Sache wegen meines Stief-Vaters, war

ſchon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0411" n="397"/>
nigen Gelde, welches mir meine Mutter mit auf die<lb/>
Rei&#x017F;e gegeben, durch die Po&#x017F;t u&#x0364;ber&#x017F;endet, und<lb/>
hertzlich gebethen, &#x017F;ich zu meinem Angedencken an-<lb/>
dere gei&#x017F;tl. Bu&#x0364;cher darvor zu kauffen. Die andern<lb/>
ehrlichen Leute, die mich in meiner Kranckheit &#x017F;o<lb/>
wohl be&#x017F;orgt, habe ich auch von dem Gelde, wel-<lb/>
ches ich vor mein verkaufftes Pferd eingenommen,<lb/>
erka&#x0364;ntlich bezahlet, al&#x017F;o nicht mehr als noch etwa<lb/>
30. Thlr. u&#x0364;brig behalten. Die&#x017F;es wenige, aber mit<lb/>
guten Gewi&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;itzende Vermo&#x0364;gen, be&#x017F;chloß ich<lb/>
zurathe zu halten, mich vor allem gottlo&#x017F;en liederli-<lb/>
chen Leben, &#x017F;onderlich vor dem verdammten Spielen<lb/>
und Sauffen, Zeit Lebens zu hu&#x0364;ten, hergegen mein<lb/>
Brodt, auf dem, von Jugend auf ehrlich erlernten<lb/>
Handwercke, zu gewinnen, und zu erwarten, ob<lb/>
mir GOtt etwa hier oder dar in einem fremden, je-<lb/>
doch Lutheri&#x017F;chen Lande, etwa eine be&#x017F;ta&#x0364;ndige Ru-<lb/>
he-Sta&#x0364;tte ver&#x017F;chaffen wolle, damit ich nicht Ur&#x017F;ach<lb/>
ha&#x0364;tte &#x017F;elbige in meinem Vaterlande, als welches<lb/>
mir nicht allein der letzten verdru&#x0364;ßlichen, &#x017F;ondern<lb/>
auch anderer a&#x0364;rgerlichen Begebenheiten wegen,<lb/>
eckel war, zu &#x017F;uchen. Unter &#x017F;olchen Ab&#x017F;ichten &#x017F;chrieb<lb/>
ich meinem Vetter, das an ihn u&#x0364;ber&#x017F;andte Capital<lb/>
halb an eine arme Kirche und die andere Helffte an<lb/>
ein gewi&#x017F;&#x017F;es u&#x0364;bel be&#x017F;orgtes Ho&#x017F;pital zu wenden.<lb/>
Meine Mutter bath ich gleichfalls dasjenige, was<lb/>
&#x017F;ie mir an Erbtheile zugedacht, an gei&#x017F;tliche Stiff-<lb/>
tungen zu legen, indem ich entweder gar nicht, oder<lb/>
doch nur deßwegen wieder eine Rei&#x017F;e in meine Hey-<lb/>
math vornehmen wu&#x0364;rde, zu vernehmen, ob man in<lb/>
die&#x017F;em Stu&#x0364;cke meinem Willen nachgelebt ha&#x0364;tte,<lb/>
denn die Sache wegen meines Stief-Vaters, war<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0411] nigen Gelde, welches mir meine Mutter mit auf die Reiſe gegeben, durch die Poſt uͤberſendet, und hertzlich gebethen, ſich zu meinem Angedencken an- dere geiſtl. Buͤcher darvor zu kauffen. Die andern ehrlichen Leute, die mich in meiner Kranckheit ſo wohl beſorgt, habe ich auch von dem Gelde, wel- ches ich vor mein verkaufftes Pferd eingenommen, erkaͤntlich bezahlet, alſo nicht mehr als noch etwa 30. Thlr. uͤbrig behalten. Dieſes wenige, aber mit guten Gewiſſen beſitzende Vermoͤgen, beſchloß ich zurathe zu halten, mich vor allem gottloſen liederli- chen Leben, ſonderlich vor dem verdammten Spielen und Sauffen, Zeit Lebens zu huͤten, hergegen mein Brodt, auf dem, von Jugend auf ehrlich erlernten Handwercke, zu gewinnen, und zu erwarten, ob mir GOtt etwa hier oder dar in einem fremden, je- doch Lutheriſchen Lande, etwa eine beſtaͤndige Ru- he-Staͤtte verſchaffen wolle, damit ich nicht Urſach haͤtte ſelbige in meinem Vaterlande, als welches mir nicht allein der letzten verdruͤßlichen, ſondern auch anderer aͤrgerlichen Begebenheiten wegen, eckel war, zu ſuchen. Unter ſolchen Abſichten ſchrieb ich meinem Vetter, das an ihn uͤberſandte Capital halb an eine arme Kirche und die andere Helffte an ein gewiſſes uͤbel beſorgtes Hoſpital zu wenden. Meine Mutter bath ich gleichfalls dasjenige, was ſie mir an Erbtheile zugedacht, an geiſtliche Stiff- tungen zu legen, indem ich entweder gar nicht, oder doch nur deßwegen wieder eine Reiſe in meine Hey- math vornehmen wuͤrde, zu vernehmen, ob man in dieſem Stuͤcke meinem Willen nachgelebt haͤtte, denn die Sache wegen meines Stief-Vaters, war ſchon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/411
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/411>, abgerufen am 20.05.2024.