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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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daß ich ihn meuchelmörderischer Weise überfallen
und stranguliren wollen, ich aber auf meine Gegen-
Klage nicht einmahl gehöret worden, mußte der Kut-
scher kommen, und mich mit einem dreyfach zusam-
men gedreheten Stricke so lange schlagen, bis ich
gantz ohnmächtig auf dem Fuß-Boden liegen
blieb.

Etwa zwey Stunden hernach, wurde ich derge-
stalt zerlästert, ja fast halb tod auf den Wagen ge-
tragen, und mußte, den darauf folgenden Tag über
rechte Höllen-Marter ausstehen, denn die beyden
jungen Satans-Engel, traten und stiessen nicht al-
lein, fast alle Augenblicke auf meinen gantz mit Blut
unterlauffenen Leib, sondern thaten mir ausser dem
alle nur ersinnliche Schmach an, welches die zwey
Ehrwürdigen Herren Patres nicht nur geschehen
liessen, sondern auch ihre hertzliche Freude darüber
bezeigten. Selbigen gantzen Tag über, gönnete
mir ihre Grausamkeit nicht das allerwenigste von
Speise und Tranck, sie hergegen hatten etliche Fla-
schen Ungarischen Wein aufgetrieben, und soffen sich
darinnen rasend voll. Abends im Logis gab mir
der Kutscher etwas Brod und Wasser, zum Nach-
Tische aber 30. Streiche mit vorerwehnten knoti-
gem Stricke, welches unsäglich schmertzhaffte Tra-
ctament
mir alle Nacht-Ruhe verwehrete, so daß
ich gegen Morgen, ohne einen eintzigen Augenblick
geschlafen zu haben, abermahls auf den Wagen ge-
schleppt wurde.

Ohngeacht ich nicht schlafen konte, so hatte doch
vor meinen Peinigern in etwas Ruhe, weilen alle 4.
des gestrigen Tages und Nachts, in Uberfluß gesos-

fenen

daß ich ihn meuchelmoͤrderiſcher Weiſe uͤberfallen
und ſtranguliren wollen, ich aber auf meine Gegen-
Klage nicht einmahl gehoͤret worden, mußte der Kut-
ſcher kommen, und mich mit einem dreyfach zuſam-
men gedreheten Stricke ſo lange ſchlagen, bis ich
gantz ohnmaͤchtig auf dem Fuß-Boden liegen
blieb.

Etwa zwey Stunden hernach, wurde ich derge-
ſtalt zerlaͤſtert, ja faſt halb tod auf den Wagen ge-
tragen, und mußte, den darauf folgenden Tag uͤber
rechte Hoͤllen-Marter ausſtehen, denn die beyden
jungen Satans-Engel, traten und ſtieſſen nicht al-
lein, faſt alle Augenblicke auf meinen gantz mit Blut
unterlauffenen Leib, ſondern thaten mir auſſer dem
alle nur erſinnliche Schmach an, welches die zwey
Ehrwuͤrdigen Herren Patres nicht nur geſchehen
lieſſen, ſondern auch ihre hertzliche Freude daruͤber
bezeigten. Selbigen gantzen Tag uͤber, goͤnnete
mir ihre Grauſamkeit nicht das allerwenigſte von
Speiſe und Tranck, ſie hergegen hatten etliche Fla-
ſchen Ungariſchen Wein aufgetrieben, und ſoffen ſich
darinnen raſend voll. Abends im Logis gab mir
der Kutſcher etwas Brod und Waſſer, zum Nach-
Tiſche aber 30. Streiche mit vorerwehnten knoti-
gem Stricke, welches unſaͤglich ſchmertzhaffte Tra-
ctament
mir alle Nacht-Ruhe verwehrete, ſo daß
ich gegen Morgen, ohne einen eintzigen Augenblick
geſchlafen zu haben, abermahls auf den Wagen ge-
ſchleppt wurde.

Ohngeacht ich nicht ſchlafen konte, ſo hatte doch
vor meinen Peinigern in etwas Ruhe, weilen alle 4.
des geſtrigen Tages und Nachts, in Uberfluß geſoſ-

fenen
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[27/0041] daß ich ihn meuchelmoͤrderiſcher Weiſe uͤberfallen und ſtranguliren wollen, ich aber auf meine Gegen- Klage nicht einmahl gehoͤret worden, mußte der Kut- ſcher kommen, und mich mit einem dreyfach zuſam- men gedreheten Stricke ſo lange ſchlagen, bis ich gantz ohnmaͤchtig auf dem Fuß-Boden liegen blieb. Etwa zwey Stunden hernach, wurde ich derge- ſtalt zerlaͤſtert, ja faſt halb tod auf den Wagen ge- tragen, und mußte, den darauf folgenden Tag uͤber rechte Hoͤllen-Marter ausſtehen, denn die beyden jungen Satans-Engel, traten und ſtieſſen nicht al- lein, faſt alle Augenblicke auf meinen gantz mit Blut unterlauffenen Leib, ſondern thaten mir auſſer dem alle nur erſinnliche Schmach an, welches die zwey Ehrwuͤrdigen Herren Patres nicht nur geſchehen lieſſen, ſondern auch ihre hertzliche Freude daruͤber bezeigten. Selbigen gantzen Tag uͤber, goͤnnete mir ihre Grauſamkeit nicht das allerwenigſte von Speiſe und Tranck, ſie hergegen hatten etliche Fla- ſchen Ungariſchen Wein aufgetrieben, und ſoffen ſich darinnen raſend voll. Abends im Logis gab mir der Kutſcher etwas Brod und Waſſer, zum Nach- Tiſche aber 30. Streiche mit vorerwehnten knoti- gem Stricke, welches unſaͤglich ſchmertzhaffte Tra- ctament mir alle Nacht-Ruhe verwehrete, ſo daß ich gegen Morgen, ohne einen eintzigen Augenblick geſchlafen zu haben, abermahls auf den Wagen ge- ſchleppt wurde. Ohngeacht ich nicht ſchlafen konte, ſo hatte doch vor meinen Peinigern in etwas Ruhe, weilen alle 4. des geſtrigen Tages und Nachts, in Uberfluß geſoſ- fenen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/41>, abgerufen am 28.03.2024.