in Hoffnung mich mit meiner Schwester deßfalls schon zu vergleichen. Jm Hinweggehen, steckte mir der Buchdrucker noch ein ziemlich Paquet von dergleichen trefflichen Liedern in den Busen, und sagte darbey: Mein Sohn, saget eurem Herrn Pfarrer ja nichts, daß ihr diese Lieder von mir ge- kaufft habt, auch sonsten niemanden etwas davon, sondern haltet dieselben heimlich, so will ich euch in Zukunfft mehr dergleichen vor halb Geld zukom- men lassen, denn ich habe fast alle Wochen gantz spannagel neue, und zwar die allervortreffllichsten, welche ein berühmter guter Meister in der Vers- und Singe-Kunst macht, und wenn ihr verschwie- gen seyd, will ich euch jederzeit ein Stück oder 6. in den Kauff geben. Jch versprach alles wohl zu mercken, was er mir sagte, und reisete über meinen erhandelten Schatz, höchst vergnügt von dannen. Kurtz vor der Stadt begegnete mir mein Bruder und brachte an, daß mein Vater nahe bey der Stadt, auf einem Vorwerge, Auffwartung hät- te, weßwegen ich sehr eiligst dahin kommen solte. Diesemnach gab ich meinem Bruder so wohl des Herrn Pfarrers, als mein eigenes Paquet von ge- druckten Sachen, befahl ihm das meinige in seine Lade zu schliessen, dem Herrn Pfarrer aber das sei- nige auf die Pfarr Wohnung zu tragen, und band ihm darbey sehr ernstlich ein, die Paqueter nicht zu verwechseln, ich aber machte lincks um, und lieff auf das Vorwerck zu, allwo ich meinen Vater nebst zweyen seiner Consorten in voller Arbeit an- traff, hergegen um so viel desto freundlicher be- willkommet wurde, weilen die Kindtauffens-Gä-
ste
x 3
in Hoffnung mich mit meiner Schweſter deßfalls ſchon zu vergleichen. Jm Hinweggehen, ſteckte mir der Buchdrucker noch ein ziemlich Paquet von dergleichen trefflichen Liedern in den Buſen, und ſagte darbey: Mein Sohn, ſaget eurem Herrn Pfarrer ja nichts, daß ihr dieſe Lieder von mir ge- kaufft habt, auch ſonſten niemanden etwas davon, ſondern haltet dieſelben heimlich, ſo will ich euch in Zukunfft mehr dergleichen vor halb Geld zukom- men laſſen, denn ich habe faſt alle Wochen gantz ſpannagel neue, und zwar die allervortreffllichſten, welche ein beruͤhmter guter Meiſter in der Vers- und Singe-Kunſt macht, und wenn ihr verſchwie- gen ſeyd, will ich euch jederzeit ein Stuͤck oder 6. in den Kauff geben. Jch verſprach alles wohl zu mercken, was er mir ſagte, und reiſete uͤber meinen erhandelten Schatz, hoͤchſt vergnuͤgt von dannen. Kurtz vor der Stadt begegnete mir mein Bruder und brachte an, daß mein Vater nahe bey der Stadt, auf einem Vorwerge, Auffwartung haͤt- te, weßwegen ich ſehr eiligſt dahin kommen ſolte. Dieſemnach gab ich meinem Bruder ſo wohl des Herrn Pfarrers, als mein eigenes Paquet von ge- druckten Sachen, befahl ihm das meinige in ſeine Lade zu ſchlieſſen, dem Herrn Pfarrer aber das ſei- nige auf die Pfarr Wohnung zu tragen, und band ihm darbey ſehr ernſtlich ein, die Paqueter nicht zu verwechſeln, ich aber machte lincks um, und lieff auf das Vorwerck zu, allwo ich meinen Vater nebſt zweyen ſeiner Conſorten in voller Arbeit an- traff, hergegen um ſo viel deſto freundlicher be- willkommet wurde, weilen die Kindtauffens-Gaͤ-
ſte
x 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0339"n="325"/>
in Hoffnung mich mit meiner Schweſter deßfalls<lb/>ſchon zu vergleichen. Jm Hinweggehen, ſteckte<lb/>
mir der Buchdrucker noch ein ziemlich <hirendition="#aq">Paquet</hi> von<lb/>
dergleichen trefflichen Liedern in den Buſen, und<lb/>ſagte darbey: Mein Sohn, ſaget eurem Herrn<lb/>
Pfarrer ja nichts, daß ihr dieſe Lieder von mir ge-<lb/>
kaufft habt, auch ſonſten niemanden etwas davon,<lb/>ſondern haltet dieſelben heimlich, ſo will ich euch in<lb/>
Zukunfft mehr dergleichen vor halb Geld zukom-<lb/>
men laſſen, denn ich habe faſt alle Wochen gantz<lb/>ſpannagel neue, und zwar die allervortreffllichſten,<lb/>
welche ein beruͤhmter guter Meiſter in der <hirendition="#aq">Vers-</hi><lb/>
und Singe-Kunſt macht, und wenn ihr verſchwie-<lb/>
gen ſeyd, will ich euch jederzeit ein Stuͤck oder 6.<lb/>
in den Kauff geben. Jch verſprach alles wohl zu<lb/>
mercken, was er mir ſagte, und reiſete uͤber meinen<lb/>
erhandelten Schatz, hoͤchſt vergnuͤgt von dannen.<lb/>
Kurtz vor der Stadt begegnete mir mein Bruder<lb/>
und brachte an, daß mein Vater nahe bey der<lb/>
Stadt, auf einem Vorwerge, Auffwartung haͤt-<lb/>
te, weßwegen ich ſehr eiligſt dahin kommen ſolte.<lb/>
Dieſemnach gab ich meinem Bruder ſo wohl des<lb/>
Herrn Pfarrers, als mein eigenes <hirendition="#aq">Paquet</hi> von ge-<lb/>
druckten Sachen, befahl ihm das meinige in ſeine<lb/>
Lade zu ſchlieſſen, dem Herrn Pfarrer aber das ſei-<lb/>
nige auf die Pfarr Wohnung zu tragen, und band<lb/>
ihm darbey ſehr ernſtlich ein, die <hirendition="#aq">Paqueter</hi> nicht zu<lb/>
verwechſeln, ich aber machte lincks um, und lieff<lb/>
auf das Vorwerck zu, allwo ich meinen Vater<lb/>
nebſt zweyen ſeiner <hirendition="#aq">Conſort</hi>en in voller Arbeit an-<lb/>
traff, hergegen um ſo viel deſto freundlicher be-<lb/>
willkommet wurde, weilen die Kindtauffens-Gaͤ-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">x 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſte</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[325/0339]
in Hoffnung mich mit meiner Schweſter deßfalls
ſchon zu vergleichen. Jm Hinweggehen, ſteckte
mir der Buchdrucker noch ein ziemlich Paquet von
dergleichen trefflichen Liedern in den Buſen, und
ſagte darbey: Mein Sohn, ſaget eurem Herrn
Pfarrer ja nichts, daß ihr dieſe Lieder von mir ge-
kaufft habt, auch ſonſten niemanden etwas davon,
ſondern haltet dieſelben heimlich, ſo will ich euch in
Zukunfft mehr dergleichen vor halb Geld zukom-
men laſſen, denn ich habe faſt alle Wochen gantz
ſpannagel neue, und zwar die allervortreffllichſten,
welche ein beruͤhmter guter Meiſter in der Vers-
und Singe-Kunſt macht, und wenn ihr verſchwie-
gen ſeyd, will ich euch jederzeit ein Stuͤck oder 6.
in den Kauff geben. Jch verſprach alles wohl zu
mercken, was er mir ſagte, und reiſete uͤber meinen
erhandelten Schatz, hoͤchſt vergnuͤgt von dannen.
Kurtz vor der Stadt begegnete mir mein Bruder
und brachte an, daß mein Vater nahe bey der
Stadt, auf einem Vorwerge, Auffwartung haͤt-
te, weßwegen ich ſehr eiligſt dahin kommen ſolte.
Dieſemnach gab ich meinem Bruder ſo wohl des
Herrn Pfarrers, als mein eigenes Paquet von ge-
druckten Sachen, befahl ihm das meinige in ſeine
Lade zu ſchlieſſen, dem Herrn Pfarrer aber das ſei-
nige auf die Pfarr Wohnung zu tragen, und band
ihm darbey ſehr ernſtlich ein, die Paqueter nicht zu
verwechſeln, ich aber machte lincks um, und lieff
auf das Vorwerck zu, allwo ich meinen Vater
nebſt zweyen ſeiner Conſorten in voller Arbeit an-
traff, hergegen um ſo viel deſto freundlicher be-
willkommet wurde, weilen die Kindtauffens-Gaͤ-
ſte
x 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/339>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.