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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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ließ, mir mit seiner listigen Probe das Maul desto
nachdrücklicher zu stopfen. Allein darbey kamen
mir des Meister Danielis Lehren trefflich zu statten,
denn es traff alles accurat ein, was mir derselbe
von des Eliae Spitz-Buben Streichen offenbaret
hatte. Kurtz zu sagen: Elias konte zwar die Probe
in seinem selbst zubereiteten Schmeltz-Tiegel zu we-
ge bringen, und 2. Loth Bley in Gold verwandeln,
allein in keinem andern, ohngeacht ihm die aller-
stärcksten dargereicht wurden. Derowegen nahm
ich mit Erlaubniß des Principals drey von des Eliae
Schmeltz-Tiegeln, setzte zwey ins Feuer, und ließ,
ohne daß iemand weder Bley noch sonsten etwas
hinein geworffen hatte, nachdem sie eine Zeitlang
wohl geglüet hatten, aus iedem, 2. Loth feines Gold
auf die Steine schütten, den dritten Schmeltz-Tie-
gel aber schlug ich mit einem Hammer in Stücken,
entdeckte den darein gegossenen Gold-Staub und
zugleich den gantzen Betrug, so, daß die beyden
eingebildeten Künstler wie Butter an der Sonne
bestunden. Nachhero da ich eine hinlängliche
Nachricht, von dem, mir und andern Leuten gespiel-
ten Schelm-Streichen abgestattet, und die am
letztern Orte vorgehabte grausame Filouterie dar-
zu kam, hatte ich das Vergnügen, die beyden gros-
sen alchymistischen Welt Lichter an zwey Schutt-
Karne schmieden zu sehen, auf welchen sie den Un-
flath, in und um der Burg, hinweg schaffen mußten,
Auf ihren hocherfahrnen Häuptern prangete eine
grosse eiserne Sturm-Haube, mit angeschnallten
würcklichen Esels-Ohren, über diesen ein eiserner
proportionirlicher Galgen, in welchem eine kläg-

lich

ließ, mir mit ſeiner liſtigen Probe das Maul deſto
nachdruͤcklicher zu ſtopfen. Allein darbey kamen
mir des Meiſter Danielis Lehren trefflich zu ſtatten,
denn es traff alles accurat ein, was mir derſelbe
von des Eliæ Spitz-Buben Streichen offenbaret
hatte. Kurtz zu ſagen: Elias konte zwar die Probe
in ſeinem ſelbſt zubereiteten Schmeltz-Tiegel zu we-
ge bringen, und 2. Loth Bley in Gold verwandeln,
allein in keinem andern, ohngeacht ihm die aller-
ſtaͤrckſten dargereicht wurden. Derowegen nahm
ich mit Erlaubniß des Principals drey von des Eliæ
Schmeltz-Tiegeln, ſetzte zwey ins Feuer, und ließ,
ohne daß iemand weder Bley noch ſonſten etwas
hinein geworffen hatte, nachdem ſie eine Zeitlang
wohl gegluͤet hatten, aus iedem, 2. Loth feines Gold
auf die Steine ſchuͤtten, den dritten Schmeltz-Tie-
gel aber ſchlug ich mit einem Hammer in Stuͤcken,
entdeckte den darein gegoſſenen Gold-Staub und
zugleich den gantzen Betrug, ſo, daß die beyden
eingebildeten Kuͤnſtler wie Butter an der Sonne
beſtunden. Nachhero da ich eine hinlaͤngliche
Nachricht, von dem, mir und andern Leuten geſpiel-
ten Schelm-Streichen abgeſtattet, und die am
letztern Orte vorgehabte grauſame Filouterie dar-
zu kam, hatte ich das Vergnuͤgen, die beyden groſ-
ſen alchymiſtiſchen Welt Lichter an zwey Schutt-
Karne ſchmieden zu ſehen, auf welchen ſie den Un-
flath, in und um der Burg, hinweg ſchaffen mußten,
Auf ihren hocherfahrnen Haͤuptern prangete eine
groſſe eiſerne Sturm-Haube, mit angeſchnallten
wuͤrcklichen Eſels-Ohren, uͤber dieſen ein eiſerner
proportionirlicher Galgen, in welchem eine klaͤg-

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[310/0324] ließ, mir mit ſeiner liſtigen Probe das Maul deſto nachdruͤcklicher zu ſtopfen. Allein darbey kamen mir des Meiſter Danielis Lehren trefflich zu ſtatten, denn es traff alles accurat ein, was mir derſelbe von des Eliæ Spitz-Buben Streichen offenbaret hatte. Kurtz zu ſagen: Elias konte zwar die Probe in ſeinem ſelbſt zubereiteten Schmeltz-Tiegel zu we- ge bringen, und 2. Loth Bley in Gold verwandeln, allein in keinem andern, ohngeacht ihm die aller- ſtaͤrckſten dargereicht wurden. Derowegen nahm ich mit Erlaubniß des Principals drey von des Eliæ Schmeltz-Tiegeln, ſetzte zwey ins Feuer, und ließ, ohne daß iemand weder Bley noch ſonſten etwas hinein geworffen hatte, nachdem ſie eine Zeitlang wohl gegluͤet hatten, aus iedem, 2. Loth feines Gold auf die Steine ſchuͤtten, den dritten Schmeltz-Tie- gel aber ſchlug ich mit einem Hammer in Stuͤcken, entdeckte den darein gegoſſenen Gold-Staub und zugleich den gantzen Betrug, ſo, daß die beyden eingebildeten Kuͤnſtler wie Butter an der Sonne beſtunden. Nachhero da ich eine hinlaͤngliche Nachricht, von dem, mir und andern Leuten geſpiel- ten Schelm-Streichen abgeſtattet, und die am letztern Orte vorgehabte grauſame Filouterie dar- zu kam, hatte ich das Vergnuͤgen, die beyden groſ- ſen alchymiſtiſchen Welt Lichter an zwey Schutt- Karne ſchmieden zu ſehen, auf welchen ſie den Un- flath, in und um der Burg, hinweg ſchaffen mußten, Auf ihren hocherfahrnen Haͤuptern prangete eine groſſe eiſerne Sturm-Haube, mit angeſchnallten wuͤrcklichen Eſels-Ohren, uͤber dieſen ein eiſerner proportionirlicher Galgen, in welchem eine klaͤg- lich

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/324>, abgerufen am 09.05.2024.