Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

selbigen Abend eine Compagnie von 5. oder 6. ho-
nett
en Personen zusammen, unter selbigen aber
zwey Hof-Bediente fanden, die, wie ich aus ihren
Gesprächen hörete, täglich sehr nahe um den Landes-
Herrn waren.

Das Gespräch kam endlich auf die beyden La-
borant
en, und da ich ihre Haupt-Streiche ausge-
kundschafft, und in Erfahrung gebracht, daß ein
gewisser Minister von ihren Künsten gäntzlich be-
zaubert sey, auch nicht das geringste Mißtrauen in
sie setzte, hergegen der meiste Hauffe, diese Kerls
vor Land-Läuffer und Betrüger hielte, kartete ich
mit vorerwehnten beyden Hof-Bedienten, noch sel-
bigen Abend, die Sache dergestalt heimlich ab, daß
sie mich bey Nachts-Zeit mit auf die Burg führeten,
ihrem Principal mein hertzhafftes Unternehmen
vorstelleten, und es endlich dahin brachten, den bey-
den berüchtigen Spitz-Buben entgegen gestellet zu
werden, welche den strengesten Befehl erhielten, ihre
gerühmte Probe in meiner Gegenwart zu machen,
und sich von mir tentiren zu lassen.

Ey Himmel! wie erschracken Meister Elias und
Elisaeus nicht, da ich ihnen so unvermuthet vor die
Augen kam, allein die abgefeimten Betrüger wuß-
ten sich augenblicklich in den Handel zu finden und
anzustellen, als ob sie mich Zeit Lebens nicht mit Au-
gen gesehen hätten. Jch sparete keine Mühe, den
Eliam wegen seiner Verjüngerung, Entzückungen,
geheimen Offenbarungen und andern von ihm
selbst erzehlten Streichen aufs allerempfindlichste
zu schrauben, welches er aber alles, ohne besondere
Passion zu zeigen, einfraß, und sich nur darauf ver-

ließ
u 3

ſelbigen Abend eine Compagnie von 5. oder 6. ho-
nett
en Perſonen zuſammen, unter ſelbigen aber
zwey Hof-Bediente fanden, die, wie ich aus ihren
Geſpraͤchen hoͤrete, taͤglich ſehr nahe um den Landes-
Herrn waren.

Das Geſpraͤch kam endlich auf die beyden La-
borant
en, und da ich ihre Haupt-Streiche ausge-
kundſchafft, und in Erfahrung gebracht, daß ein
gewiſſer Miniſter von ihren Kuͤnſten gaͤntzlich be-
zaubert ſey, auch nicht das geringſte Mißtrauen in
ſie ſetzte, hergegen der meiſte Hauffe, dieſe Kerls
vor Land-Laͤuffer und Betruͤger hielte, kartete ich
mit vorerwehnten beyden Hof-Bedienten, noch ſel-
bigen Abend, die Sache dergeſtalt heimlich ab, daß
ſie mich bey Nachts-Zeit mit auf die Burg fuͤhreten,
ihrem Principal mein hertzhafftes Unternehmen
vorſtelleten, und es endlich dahin brachten, den bey-
den beruͤchtigen Spitz-Buben entgegen geſtellet zu
werden, welche den ſtrengeſten Befehl erhielten, ihre
geruͤhmte Probe in meiner Gegenwart zu machen,
und ſich von mir tentiren zu laſſen.

Ey Himmel! wie erſchracken Meiſter Elias und
Eliſæus nicht, da ich ihnen ſo unvermuthet vor die
Augen kam, allein die abgefeimten Betruͤger wuß-
ten ſich augenblicklich in den Handel zu finden und
anzuſtellen, als ob ſie mich Zeit Lebens nicht mit Au-
gen geſehen haͤtten. Jch ſparete keine Muͤhe, den
Eliam wegen ſeiner Verjuͤngerung, Entzuͤckungen,
geheimen Offenbarungen und andern von ihm
ſelbſt erzehlten Streichen aufs allerempfindlichſte
zu ſchrauben, welches er aber alles, ohne beſondere
Paſſion zu zeigen, einfraß, und ſich nur darauf ver-

ließ
u 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0323" n="309"/>
&#x017F;elbigen Abend eine <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> von 5. oder 6. <hi rendition="#aq">ho-<lb/>
nett</hi>en Per&#x017F;onen zu&#x017F;ammen, unter &#x017F;elbigen aber<lb/>
zwey Hof-Bediente fanden, die, wie ich aus ihren<lb/>
Ge&#x017F;pra&#x0364;chen ho&#x0364;rete, ta&#x0364;glich &#x017F;ehr nahe um den Landes-<lb/>
Herrn waren.</p><lb/>
          <p>Das Ge&#x017F;pra&#x0364;ch kam endlich auf die beyden <hi rendition="#aq">La-<lb/>
borant</hi>en, und da ich ihre Haupt-Streiche ausge-<lb/>
kund&#x017F;chafft, und in Erfahrung gebracht, daß ein<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;ter</hi> von ihren Ku&#x0364;n&#x017F;ten ga&#x0364;ntzlich be-<lb/>
zaubert &#x017F;ey, auch nicht das gering&#x017F;te Mißtrauen in<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;etzte, hergegen der mei&#x017F;te Hauffe, die&#x017F;e Kerls<lb/>
vor Land-La&#x0364;uffer und Betru&#x0364;ger hielte, kartete ich<lb/>
mit vorerwehnten beyden Hof-Bedienten, noch &#x017F;el-<lb/>
bigen Abend, die Sache derge&#x017F;talt heimlich ab, daß<lb/>
&#x017F;ie mich bey Nachts-Zeit mit auf die Burg fu&#x0364;hreten,<lb/>
ihrem <hi rendition="#aq">Principal</hi> mein hertzhafftes Unternehmen<lb/>
vor&#x017F;telleten, und es endlich dahin brachten, den bey-<lb/>
den beru&#x0364;chtigen Spitz-Buben entgegen ge&#x017F;tellet zu<lb/>
werden, welche den &#x017F;trenge&#x017F;ten Befehl erhielten, ihre<lb/>
geru&#x0364;hmte Probe in meiner Gegenwart zu machen,<lb/>
und &#x017F;ich von mir <hi rendition="#aq">tentir</hi>en zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Ey Himmel! wie er&#x017F;chracken Mei&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Elias</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Eli&#x017F;æus</hi> nicht, da ich ihnen &#x017F;o unvermuthet vor die<lb/>
Augen kam, allein die abgefeimten Betru&#x0364;ger wuß-<lb/>
ten &#x017F;ich augenblicklich in den Handel zu finden und<lb/>
anzu&#x017F;tellen, als ob &#x017F;ie mich Zeit Lebens nicht mit Au-<lb/>
gen ge&#x017F;ehen ha&#x0364;tten. Jch &#x017F;parete keine Mu&#x0364;he, den<lb/><hi rendition="#aq">Eliam</hi> wegen &#x017F;einer Verju&#x0364;ngerung, Entzu&#x0364;ckungen,<lb/>
geheimen Offenbarungen und andern von ihm<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t erzehlten Streichen aufs allerempfindlich&#x017F;te<lb/>
zu &#x017F;chrauben, welches er aber alles, ohne be&#x017F;ondere<lb/><hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ion</hi> zu zeigen, einfraß, und &#x017F;ich nur darauf ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">u 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ließ</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0323] ſelbigen Abend eine Compagnie von 5. oder 6. ho- netten Perſonen zuſammen, unter ſelbigen aber zwey Hof-Bediente fanden, die, wie ich aus ihren Geſpraͤchen hoͤrete, taͤglich ſehr nahe um den Landes- Herrn waren. Das Geſpraͤch kam endlich auf die beyden La- boranten, und da ich ihre Haupt-Streiche ausge- kundſchafft, und in Erfahrung gebracht, daß ein gewiſſer Miniſter von ihren Kuͤnſten gaͤntzlich be- zaubert ſey, auch nicht das geringſte Mißtrauen in ſie ſetzte, hergegen der meiſte Hauffe, dieſe Kerls vor Land-Laͤuffer und Betruͤger hielte, kartete ich mit vorerwehnten beyden Hof-Bedienten, noch ſel- bigen Abend, die Sache dergeſtalt heimlich ab, daß ſie mich bey Nachts-Zeit mit auf die Burg fuͤhreten, ihrem Principal mein hertzhafftes Unternehmen vorſtelleten, und es endlich dahin brachten, den bey- den beruͤchtigen Spitz-Buben entgegen geſtellet zu werden, welche den ſtrengeſten Befehl erhielten, ihre geruͤhmte Probe in meiner Gegenwart zu machen, und ſich von mir tentiren zu laſſen. Ey Himmel! wie erſchracken Meiſter Elias und Eliſæus nicht, da ich ihnen ſo unvermuthet vor die Augen kam, allein die abgefeimten Betruͤger wuß- ten ſich augenblicklich in den Handel zu finden und anzuſtellen, als ob ſie mich Zeit Lebens nicht mit Au- gen geſehen haͤtten. Jch ſparete keine Muͤhe, den Eliam wegen ſeiner Verjuͤngerung, Entzuͤckungen, geheimen Offenbarungen und andern von ihm ſelbſt erzehlten Streichen aufs allerempfindlichſte zu ſchrauben, welches er aber alles, ohne beſondere Paſſion zu zeigen, einfraß, und ſich nur darauf ver- ließ u 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/323
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/323>, abgerufen am 09.05.2024.