Es fehlete wenig, daß wir beyderseits überlaut zu weinen angefangen hätten, weil aber dennoch nicht alle Hoffnung abgeschnitten war, den theuren Mann wieder zu sehen, über dieses die tröstliche Zuschrifft, und denn das inliegende Pulver, welches ohnge- fehr 6. Gran am Gewichte hielt, uns einigen Muth machte, so erreichten wir endlich ziemlich beruhigt, unsere Wohnung. Gleich Tages darauf, machte der Principal die Probe, mit einem viertheils Gran des Arcani, und proportionirlicher Quantität Bleyes noch einmahl, und also sahen wir mit wiederholter Verwunderung, daß das Bley abermahls ins seine- ste Gold verwandelt wurde, und sonsten alles seine vollkommene Richtigkeit hatte.
Nach der Zeit wandte so wohl der Principal, als ich, die meiste Zeit auf die Ausfindung des Anagram- matis, allein wir konten binnen 5. oder 6. Monaten wenig oder gar nichts kluges zu Marckte bringen. Der theure Mann, Daniel Artista, wolte nicht wie- der zum Vorscheine kommen, dem ohngeacht war mein Principal nur immer desto erpichter auf die Arbeit, so, daß er des Nachts kaum 2. oder 3. Stun- den zu schlafen pflegte. Endlich, zu Ende des 8ten Monats, brachte er folgendes Anagramma zu we- ge, welches ich nicht allein im guten Gedächtnifse, sondern auch unter meinen geschriebenen Sachen aufbehalten habe, und solches euch, meine Herren, augenblicklich zeigen will.
Unter diesen Worten zohe Mons. Plager ein Blat aus seiner Schreib-Tafel hervor, gab es in unsere Hände, und wir fanden auf selbigem folgende Schrifft:
Hiob.
Es fehlete wenig, daß wir beyderſeits uͤberlaut zu weinen angefangen haͤtten, weil aber dennoch nicht alle Hoffnung abgeſchnitten war, den theuren Mann wieder zu ſehen, uͤber dieſes die troͤſtliche Zuſchrifft, und denn das inliegende Pulver, welches ohnge- fehr 6. Gran am Gewichte hielt, uns einigen Muth machte, ſo erreichten wir endlich ziemlich beruhigt, unſere Wohnung. Gleich Tages darauf, machte der Principal die Probe, mit einem viertheils Gran des Arcani, und proportionirlicher Quantitaͤt Bleyes noch einmahl, und alſo ſahen wir mit wiederholter Verwunderung, daß das Bley abermahls ins ſeine- ſte Gold verwandelt wurde, und ſonſten alles ſeine vollkommene Richtigkeit hatte.
Nach der Zeit wandte ſo wohl der Principal, als ich, die meiſte Zeit auf die Ausfindung des Anagram- matis, allein wir konten binnen 5. oder 6. Monaten wenig oder gar nichts kluges zu Marckte bringen. Der theure Mann, Daniel Artiſta, wolte nicht wie- der zum Vorſcheine kommen, dem ohngeacht war mein Principal nur immer deſto erpichter auf die Arbeit, ſo, daß er des Nachts kaum 2. oder 3. Stun- den zu ſchlafen pflegte. Endlich, zu Ende des 8ten Monats, brachte er folgendes Anagramma zu we- ge, welches ich nicht allein im guten Gedaͤchtnifſe, ſondern auch unter meinen geſchriebenen Sachen aufbehalten habe, und ſolches euch, meine Herren, augenblicklich zeigen will.
Unter dieſen Worten zohe Monſ. Plager ein Blat aus ſeiner Schreib-Tafel hervor, gab es in unſere Haͤnde, und wir fanden auf ſelbigem folgende Schrifft:
Hiob.
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Es fehlete wenig, daß wir beyderſeits uͤberlaut zu
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wieder zu ſehen, uͤber dieſes die troͤſtliche Zuſchrifft,
und denn das inliegende Pulver, welches ohnge-
fehr 6. Gran am Gewichte hielt, uns einigen Muth
machte, ſo erreichten wir endlich ziemlich beruhigt,
unſere Wohnung. Gleich Tages darauf, machte der
Principal die Probe, mit einem viertheils Gran des
Arcani, und proportionirlicher Quantitaͤt Bleyes
noch einmahl, und alſo ſahen wir mit wiederholter
Verwunderung, daß das Bley abermahls ins ſeine-
ſte Gold verwandelt wurde, und ſonſten alles ſeine
vollkommene Richtigkeit hatte.
Nach der Zeit wandte ſo wohl der Principal, als
ich, die meiſte Zeit auf die Ausfindung des Anagram-
matis, allein wir konten binnen 5. oder 6. Monaten
wenig oder gar nichts kluges zu Marckte bringen.
Der theure Mann, Daniel Artiſta, wolte nicht wie-
der zum Vorſcheine kommen, dem ohngeacht war
mein Principal nur immer deſto erpichter auf die
Arbeit, ſo, daß er des Nachts kaum 2. oder 3. Stun-
den zu ſchlafen pflegte. Endlich, zu Ende des 8ten
Monats, brachte er folgendes Anagramma zu we-
ge, welches ich nicht allein im guten Gedaͤchtnifſe,
ſondern auch unter meinen geſchriebenen Sachen
aufbehalten habe, und ſolches euch, meine Herren,
augenblicklich zeigen will.
Unter dieſen Worten zohe Monſ. Plager ein
Blat aus ſeiner Schreib-Tafel hervor, gab es in
unſere Haͤnde, und wir fanden auf ſelbigem folgende
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/313>, abgerufen am 21.11.2024.
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