subtilen Taschen-Spieler-Künsten aufdecken, al- lein voritzo leidet es die Zeit nicht, doch was die Art anbelanget, mit welcher euch der falsche Elias be- thöret hat, so wisset, daß er seine Schmeltz-Tiegel, worinnen er die Probe machen will, dergestalt zu- richtet, daß auf dem inwendigen Boden derselben, nach Proportion der Grösse des Tiegels, 2. 4. 6. auch wohl mehr Loth reines Gold-Staubs zu liegen kömmt, nachhero überziehet er selbst den Tiegel mit einer undurchsichtigen Lasur, die sich im starcken Feuer verzehret, das Bley, so er in den Tiegel zu le- gen befiehlet, muß ebenfalls verbrannt und verzehret werden, so dann kan ohne seinen betrüglichen Stein, das verborgen gewesene Gold, welches in der Gluth, von Natur am Gewichte und Güte nichts fallen läßt, zum Vorscheine kommen, setzt ihm aber iemand einen andern Tiegel vor, so weiß er seine Streiche schon dermassen einzurichten, daß selbiger ohnfehlbar zerspringen muß. Ach! schrye der gute Gast hier- auf, die Welt will betrogen seyn, mit euch als einem zu der Zeit Unerfahrnen nimmt es mich wenig Wun- der, allein unter so vielen Europäischen Liebhabern dieser Kunst, sind seit etlichen Seculis, schon so un- zählig viele betrogen worden, und dennoch lassen es sich die wenigsten nicht ehe zur Warnung dienen, bis sie den Betrug nicht nur mit Augen sehen, son- dern mit Händen greiffen, und die Nach-Wehen in ihren Geld-Kasten fühlen können.
Jch hatte nicht Zeit hierauf zu antworten, vielweniger meine Flüche über den falschen Eliam und alle andere spitzbübischen Gold-Macher auszu- stossen, denn mein Principal kam darzwischen und
füh-
ſubtilen Taſchen-Spieler-Kuͤnſten aufdecken, al- lein voritzo leidet es die Zeit nicht, doch was die Art anbelanget, mit welcher euch der falſche Elias be- thoͤret hat, ſo wiſſet, daß er ſeine Schmeltz-Tiegel, worinnen er die Probe machen will, dergeſtalt zu- richtet, daß auf dem inwendigen Boden derſelben, nach Proportion der Groͤſſe des Tiegels, 2. 4. 6. auch wohl mehr Loth reines Gold-Staubs zu liegen koͤmmt, nachhero uͤberziehet er ſelbſt den Tiegel mit einer undurchſichtigen Laſur, die ſich im ſtarcken Feuer verzehret, das Bley, ſo er in den Tiegel zu le- gen befiehlet, muß ebenfalls verbrannt und verzehret werden, ſo dann kan ohne ſeinen betruͤglichen Stein, das verborgen geweſene Gold, welches in der Gluth, von Natur am Gewichte und Guͤte nichts fallen laͤßt, zum Vorſcheine kommen, ſetzt ihm aber iemand einen andern Tiegel vor, ſo weiß er ſeine Streiche ſchon dermaſſen einzurichten, daß ſelbiger ohnfehlbar zerſpringen muß. Ach! ſchrye der gute Gaſt hier- auf, die Welt will betrogen ſeyn, mit euch als einem zu der Zeit Unerfahrnen nimmt es mich wenig Wun- der, allein unter ſo vielen Europaͤiſchen Liebhabern dieſer Kunſt, ſind ſeit etlichen Seculis, ſchon ſo un- zaͤhlig viele betrogen worden, und dennoch laſſen es ſich die wenigſten nicht ehe zur Warnung dienen, bis ſie den Betrug nicht nur mit Augen ſehen, ſon- dern mit Haͤnden greiffen, und die Nach-Wehen in ihren Geld-Kaſten fuͤhlen koͤnnen.
Jch hatte nicht Zeit hierauf zu antworten, vielweniger meine Fluͤche uͤber den falſchen Eliam und alle andere ſpitzbuͤbiſchen Gold-Macher auszu- ſtoſſen, denn mein Principal kam darzwiſchen und
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ſubtilen Taſchen-Spieler-Kuͤnſten aufdecken, al-
lein voritzo leidet es die Zeit nicht, doch was die Art
anbelanget, mit welcher euch der falſche Elias be-
thoͤret hat, ſo wiſſet, daß er ſeine Schmeltz-Tiegel,
worinnen er die Probe machen will, dergeſtalt zu-
richtet, daß auf dem inwendigen Boden derſelben,
nach Proportion der Groͤſſe des Tiegels, 2. 4. 6.
auch wohl mehr Loth reines Gold-Staubs zu liegen
koͤmmt, nachhero uͤberziehet er ſelbſt den Tiegel mit
einer undurchſichtigen Laſur, die ſich im ſtarcken
Feuer verzehret, das Bley, ſo er in den Tiegel zu le-
gen befiehlet, muß ebenfalls verbrannt und verzehret
werden, ſo dann kan ohne ſeinen betruͤglichen Stein,
das verborgen geweſene Gold, welches in der Gluth,
von Natur am Gewichte und Guͤte nichts fallen
laͤßt, zum Vorſcheine kommen, ſetzt ihm aber iemand
einen andern Tiegel vor, ſo weiß er ſeine Streiche
ſchon dermaſſen einzurichten, daß ſelbiger ohnfehlbar
zerſpringen muß. Ach! ſchrye der gute Gaſt hier-
auf, die Welt will betrogen ſeyn, mit euch als einem
zu der Zeit Unerfahrnen nimmt es mich wenig Wun-
der, allein unter ſo vielen Europaͤiſchen Liebhabern
dieſer Kunſt, ſind ſeit etlichen Seculis, ſchon ſo un-
zaͤhlig viele betrogen worden, und dennoch laſſen es
ſich die wenigſten nicht ehe zur Warnung dienen,
bis ſie den Betrug nicht nur mit Augen ſehen, ſon-
dern mit Haͤnden greiffen, und die Nach-Wehen in
ihren Geld-Kaſten fuͤhlen koͤnnen.
Jch hatte nicht Zeit hierauf zu antworten,
vielweniger meine Fluͤche uͤber den falſchen Eliam
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/310>, abgerufen am 22.11.2024.
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