Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

ters aufzuhalten, so bald dieselben aber merckten, daß
sich etwa ein oder anderer Gymnasiaste ebenfalls
daherum divertirte, schrye gemeiniglich einer von
unsern Feinden folgende läppische, jedoch sehr em-
pfindliche Stichel-Worte aus:

Quid est Lutherunus? Echo resp. Anus.
Quid est Lutheri amulus? - -: Mulus.

Quomodo vocatur Lutheranorum
studivsus? - - -: O sus!

Wir bemerckten zwar bald, daß dieses eine Parodie
auf den lustigen Einfall eines längst verstorbenen
protestantischen gelehrten Mannes wäre, nahmen
uns aber nicht einmahl die Mühe andere dergleichen
Schimpf-Sprüche auszusinnen, jedoch waren ei-
nige der Unsern so hertzhafft, die eigenen Worte
des vorerwehnten Gelehrten, dem Echo entgegen
zu rufen:

Quid est Jesuitulus? Echo resp. Vitulus,
Nonne nequam est Jesuita? - - Ita.

Hierüber kam es nun verschiedene mahl zum würck-
lichen Hand-Gemenge, worbey bald der Jesuiter-
Schüler, bald die Evangel. Gymnasiasten blutige
Köpfe und blaue Flecken darvon trugen. Eins-
mahls aber, da ich nebst andern Concertisten auf
eine Hochzeit, Music zu machen, berufen war, be-
fanden sich auch ein paar Jesuiter-Schüler (oder
Studenten, wie sie gern heissen wolten) daselbst ge-
genwärtig, welche, indem wir nebst andern Musi-
cant
en bey Tische sassen und speiseten, nicht unter-
lassen konten ihre eingebildete Gelehrsamkeit mit
vielen lateinischen Stichel-Worten an Tag zu le-

gen,

ters aufzuhalten, ſo bald dieſelben aber merckten, daß
ſich etwa ein oder anderer Gymnaſiaſte ebenfalls
daherum divertirte, ſchrye gemeiniglich einer von
unſern Feinden folgende laͤppiſche, jedoch ſehr em-
pfindliche Stichel-Worte aus:

Quid eſt Lutherunus? Echo reſp. Anus.
Quid eſt Lutheri amulus? ‒ ‒: Mulus.

Quomodo vocatur Lutheranorum
ſtudivſus? ‒ ‒ ‒: O ſus!

Wir bemerckten zwar bald, daß dieſes eine Parodie
auf den luſtigen Einfall eines laͤngſt verſtorbenen
proteſtantiſchen gelehrten Mannes waͤre, nahmen
uns aber nicht einmahl die Muͤhe andere dergleichen
Schimpf-Spruͤche auszuſinnen, jedoch waren ei-
nige der Unſern ſo hertzhafft, die eigenen Worte
des vorerwehnten Gelehrten, dem Echo entgegen
zu rufen:

Quid eſt Jeſuitulus? Echo reſp. Vitulus,
Nonne nequam eſt Jeſuita? ‒ ‒ Ita.

Hieruͤber kam es nun verſchiedene mahl zum wuͤrck-
lichen Hand-Gemenge, worbey bald der Jeſuiter-
Schuͤler, bald die Evangel. Gymnaſiaſten blutige
Koͤpfe und blaue Flecken darvon trugen. Eins-
mahls aber, da ich nebſt andern Concertiſten auf
eine Hochzeit, Muſic zu machen, berufen war, be-
fanden ſich auch ein paar Jeſuiter-Schuͤler (oder
Studenten, wie ſie gern heiſſen wolten) daſelbſt ge-
genwaͤrtig, welche, indem wir nebſt andern Muſi-
cant
en bey Tiſche ſaſſen und ſpeiſeten, nicht unter-
laſſen konten ihre eingebildete Gelehrſamkeit mit
vielen lateiniſchen Stichel-Worten an Tag zu le-

gen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0027" n="13"/>
ters aufzuhalten, &#x017F;o bald die&#x017F;elben aber merckten, daß<lb/>
&#x017F;ich etwa ein oder anderer <hi rendition="#aq">Gymna&#x017F;ia</hi>&#x017F;te ebenfalls<lb/>
daherum <hi rendition="#aq">diverti</hi>rte, &#x017F;chrye gemeiniglich einer von<lb/>
un&#x017F;ern Feinden folgende la&#x0364;ppi&#x017F;che, jedoch &#x017F;ehr em-<lb/>
pfindliche Stichel-Worte aus:</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Quid e&#x017F;t Lutherunus? Echo re&#x017F;p.</hi> A<hi rendition="#i">nus.<lb/>
Quid e&#x017F;t Lutheri amulus? &#x2012; &#x2012;: Mulus.</hi><lb/>
Q<hi rendition="#i">uomodo vocatur Lutheranorum<lb/>
&#x017F;tudiv&#x017F;us? &#x2012; &#x2012; &#x2012;: O &#x017F;us!</hi></hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Wir bemerckten zwar bald, daß die&#x017F;es eine <hi rendition="#aq">Parodie</hi><lb/>
auf den lu&#x017F;tigen Einfall eines la&#x0364;ng&#x017F;t ver&#x017F;torbenen<lb/><hi rendition="#aq">prote&#x017F;tanti</hi>&#x017F;chen gelehrten Mannes wa&#x0364;re, nahmen<lb/>
uns aber nicht einmahl die Mu&#x0364;he andere dergleichen<lb/>
Schimpf-Spru&#x0364;che auszu&#x017F;innen, jedoch waren ei-<lb/>
nige der Un&#x017F;ern &#x017F;o hertzhafft, die eigenen Worte<lb/>
des vorerwehnten Gelehrten, dem <hi rendition="#aq">Echo</hi> entgegen<lb/>
zu rufen:</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Quid e&#x017F;t Je&#x017F;uitulus? Echo re&#x017F;p. Vitulus,<lb/>
Nonne nequam e&#x017F;t Je&#x017F;uita? &#x2012; &#x2012; Ita.</hi> </hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Hieru&#x0364;ber kam es nun ver&#x017F;chiedene mahl zum wu&#x0364;rck-<lb/>
lichen Hand-Gemenge, worbey bald der <hi rendition="#aq">Je&#x017F;uiter-</hi><lb/>
Schu&#x0364;ler, bald die Evangel. <hi rendition="#aq">Gymna&#x017F;ia&#x017F;t</hi>en blutige<lb/>
Ko&#x0364;pfe und blaue Flecken darvon trugen. Eins-<lb/>
mahls aber, da ich neb&#x017F;t andern <hi rendition="#aq">Concerti&#x017F;t</hi>en auf<lb/>
eine Hochzeit, <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic</hi> zu machen, berufen war, be-<lb/>
fanden &#x017F;ich auch ein paar <hi rendition="#aq">Je&#x017F;uiter-</hi>Schu&#x0364;ler (oder<lb/>
Studenten, wie &#x017F;ie gern hei&#x017F;&#x017F;en wolten) da&#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtig, welche, indem wir neb&#x017F;t andern <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;i-<lb/>
cant</hi>en bey Ti&#x017F;che &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;pei&#x017F;eten, nicht unter-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en konten ihre eingebildete Gelehr&#x017F;amkeit mit<lb/>
vielen lateini&#x017F;chen Stichel-Worten an Tag zu le-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0027] ters aufzuhalten, ſo bald dieſelben aber merckten, daß ſich etwa ein oder anderer Gymnaſiaſte ebenfalls daherum divertirte, ſchrye gemeiniglich einer von unſern Feinden folgende laͤppiſche, jedoch ſehr em- pfindliche Stichel-Worte aus: Quid eſt Lutherunus? Echo reſp. Anus. Quid eſt Lutheri amulus? ‒ ‒: Mulus. Quomodo vocatur Lutheranorum ſtudivſus? ‒ ‒ ‒: O ſus! Wir bemerckten zwar bald, daß dieſes eine Parodie auf den luſtigen Einfall eines laͤngſt verſtorbenen proteſtantiſchen gelehrten Mannes waͤre, nahmen uns aber nicht einmahl die Muͤhe andere dergleichen Schimpf-Spruͤche auszuſinnen, jedoch waren ei- nige der Unſern ſo hertzhafft, die eigenen Worte des vorerwehnten Gelehrten, dem Echo entgegen zu rufen: Quid eſt Jeſuitulus? Echo reſp. Vitulus, Nonne nequam eſt Jeſuita? ‒ ‒ Ita. Hieruͤber kam es nun verſchiedene mahl zum wuͤrck- lichen Hand-Gemenge, worbey bald der Jeſuiter- Schuͤler, bald die Evangel. Gymnaſiaſten blutige Koͤpfe und blaue Flecken darvon trugen. Eins- mahls aber, da ich nebſt andern Concertiſten auf eine Hochzeit, Muſic zu machen, berufen war, be- fanden ſich auch ein paar Jeſuiter-Schuͤler (oder Studenten, wie ſie gern heiſſen wolten) daſelbſt ge- genwaͤrtig, welche, indem wir nebſt andern Muſi- canten bey Tiſche ſaſſen und ſpeiſeten, nicht unter- laſſen konten ihre eingebildete Gelehrſamkeit mit vielen lateiniſchen Stichel-Worten an Tag zu le- gen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/27
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/27>, abgerufen am 24.11.2024.