Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

da ferner zu laboriren gesonnen, sich unterstehen
möchte, von ihm hinführo einen eintzigen Pfennig zu
fordern, bis er den veritablen Lapidem Philoso-
phorum
aufzuweisen hätte, und sich eine unverdäch-
tige Probe damit zu machen getrauete. Jn Gegen-
theil werden die andern 19. Haupt-Betrüger, nebst
ihren Handlangern, in aller Stille des Landes auf
ewig verwiesen, weil der allzu gütige Herr seiner ge-
rechten Rache nicht den völligen Zügel schiessen, oder
vielleicht andern Leuten keine fernere Materie zu ver-
drießlichen Sentiments überlassen wollen.

Wiewohl hätte doch mein armer Vater gethan,
wenn er seinen Theil a 1000. Thlr. auf Zinsen ge-
legt, und als eine Privat-Person von dem jährli-
chen Interesse gelebt hätte, zumahl da er ausserdem
noch ein paar hundert Thlr. Geld in Händen ge-
habt, und sich an einem solchen Ort befunden, wo
seine Ruhe leichtlich von niemanden wäre gestöhret
worden. Allein es ist ihm unmöglich, die Hand von
demjenigen Pfluge abzuziehen, mit welchem er noch
immer den Stein der Weisen, die Tinctur der Phy-
sicorum,
das Astrum Metallorum, das Mysterium
magnum,
ja die himmlische Sophiam, oder wie
das Ding sonsten noch genennet werden mag, aus-
zuackern gedenckt. Kurtz zu sagen, er legt nebst dem
Compagnon sein noch übriges alles aufs neue an,
miethet sich in der Vorstadt ein Garten-Haus zum
Laboratorio, und arbeitete Tag und Nacht mit sol-
chem unermüdeten Fleisse, bis ihn endlich der Dampf
von einer gewissen communicirten Massa, nicht al-
lein gantz contract an allen Gliedern macht, son-
dern auch eine dermassen hefftige Schwindsucht zu-

ziehet,

da ferner zu laboriren geſonnen, ſich unterſtehen
moͤchte, von ihm hinfuͤhro einen eintzigen Pfennig zu
fordern, bis er den veritablen Lapidem Philoſo-
phorum
aufzuweiſen haͤtte, und ſich eine unverdaͤch-
tige Probe damit zu machen getrauete. Jn Gegen-
theil werden die andern 19. Haupt-Betruͤger, nebſt
ihren Handlangern, in aller Stille des Landes auf
ewig verwieſen, weil der allzu guͤtige Herr ſeiner ge-
rechten Rache nicht den voͤlligen Zuͤgel ſchieſſen, oder
vielleicht andern Leuten keine fernere Materie zu ver-
drießlichen Sentiments uͤberlaſſen wollen.

Wiewohl haͤtte doch mein armer Vater gethan,
wenn er ſeinen Theil à 1000. Thlr. auf Zinſen ge-
legt, und als eine Privat-Perſon von dem jaͤhrli-
chen Intereſſe gelebt haͤtte, zumahl da er auſſerdem
noch ein paar hundert Thlr. Geld in Haͤnden ge-
habt, und ſich an einem ſolchen Ort befunden, wo
ſeine Ruhe leichtlich von niemanden waͤre geſtoͤhret
worden. Allein es iſt ihm unmoͤglich, die Hand von
demjenigen Pfluge abzuziehen, mit welchem er noch
immer den Stein der Weiſen, die Tinctur der Phy-
ſicorum,
das Aſtrum Metallorum, das Myſterium
magnum,
ja die himmliſche Sophiam, oder wie
das Ding ſonſten noch genennet werden mag, aus-
zuackern gedenckt. Kurtz zu ſagen, er legt nebſt dem
Compagnon ſein noch uͤbriges alles aufs neue an,
miethet ſich in der Vorſtadt ein Garten-Haus zum
Laboratorio, und arbeitete Tag und Nacht mit ſol-
chem unermuͤdeten Fleiſſe, bis ihn endlich der Dampf
von einer gewiſſen communicirten Maſſa, nicht al-
lein gantz contract an allen Gliedern macht, ſon-
dern auch eine dermaſſen hefftige Schwindſucht zu-

ziehet,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div n="1">
                <p><pb facs="#f0268" n="254"/>
da ferner zu <hi rendition="#aq">laborir</hi>en ge&#x017F;onnen, &#x017F;ich unter&#x017F;tehen<lb/>
mo&#x0364;chte, von ihm hinfu&#x0364;hro einen eintzigen Pfennig zu<lb/>
fordern, bis er den <hi rendition="#aq">veritabl</hi>en <hi rendition="#aq">Lapidem Philo&#x017F;o-<lb/>
phorum</hi> aufzuwei&#x017F;en ha&#x0364;tte, und &#x017F;ich eine unverda&#x0364;ch-<lb/>
tige <hi rendition="#aq">Probe</hi> damit zu machen getrauete. Jn Gegen-<lb/>
theil werden die andern 19. Haupt-Betru&#x0364;ger, neb&#x017F;t<lb/>
ihren Handlangern, in aller Stille des Landes auf<lb/>
ewig verwie&#x017F;en, weil der allzu gu&#x0364;tige Herr &#x017F;einer ge-<lb/>
rechten Rache nicht den vo&#x0364;lligen Zu&#x0364;gel &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, oder<lb/>
vielleicht andern Leuten keine fernere <hi rendition="#aq">Materie</hi> zu ver-<lb/>
drießlichen <hi rendition="#aq">Sentiments</hi> u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en wollen.</p><lb/>
                <p>Wiewohl ha&#x0364;tte doch mein armer Vater gethan,<lb/>
wenn er &#x017F;einen Theil <hi rendition="#aq">à</hi> 1000. Thlr. auf Zin&#x017F;en ge-<lb/>
legt, und als eine <hi rendition="#aq">Privat-</hi>Per&#x017F;on von dem ja&#x0364;hrli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> gelebt ha&#x0364;tte, zumahl da er au&#x017F;&#x017F;erdem<lb/>
noch ein paar hundert Thlr. Geld in Ha&#x0364;nden ge-<lb/>
habt, und &#x017F;ich an einem &#x017F;olchen Ort befunden, wo<lb/>
&#x017F;eine Ruhe leichtlich von niemanden wa&#x0364;re ge&#x017F;to&#x0364;hret<lb/>
worden. Allein es i&#x017F;t ihm unmo&#x0364;glich, die Hand von<lb/>
demjenigen Pfluge abzuziehen, mit welchem er noch<lb/>
immer den Stein der Wei&#x017F;en, die <hi rendition="#aq">Tinctur</hi> der <hi rendition="#aq">Phy-<lb/>
&#x017F;icorum,</hi> das <hi rendition="#aq">A&#x017F;trum Metallorum,</hi> das <hi rendition="#aq">My&#x017F;terium<lb/>
magnum,</hi> ja die himmli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Sophiam,</hi> oder wie<lb/>
das Ding &#x017F;on&#x017F;ten noch genennet werden mag, aus-<lb/>
zuackern gedenckt. Kurtz zu &#x017F;agen, er legt neb&#x017F;t dem<lb/><hi rendition="#aq">Compagnon</hi> &#x017F;ein noch u&#x0364;briges alles aufs neue an,<lb/>
miethet &#x017F;ich in der Vor&#x017F;tadt ein Garten-Haus zum<lb/><hi rendition="#aq">Laboratorio,</hi> und arbeitete Tag und Nacht mit &#x017F;ol-<lb/>
chem unermu&#x0364;deten Flei&#x017F;&#x017F;e, bis ihn endlich der Dampf<lb/>
von einer gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">communicir</hi>ten <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;a,</hi> nicht al-<lb/>
lein gantz <hi rendition="#aq">contract</hi> an allen Gliedern macht, &#x017F;on-<lb/>
dern auch eine derma&#x017F;&#x017F;en hefftige Schwind&#x017F;ucht zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ziehet,</fw><lb/></p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0268] da ferner zu laboriren geſonnen, ſich unterſtehen moͤchte, von ihm hinfuͤhro einen eintzigen Pfennig zu fordern, bis er den veritablen Lapidem Philoſo- phorum aufzuweiſen haͤtte, und ſich eine unverdaͤch- tige Probe damit zu machen getrauete. Jn Gegen- theil werden die andern 19. Haupt-Betruͤger, nebſt ihren Handlangern, in aller Stille des Landes auf ewig verwieſen, weil der allzu guͤtige Herr ſeiner ge- rechten Rache nicht den voͤlligen Zuͤgel ſchieſſen, oder vielleicht andern Leuten keine fernere Materie zu ver- drießlichen Sentiments uͤberlaſſen wollen. Wiewohl haͤtte doch mein armer Vater gethan, wenn er ſeinen Theil à 1000. Thlr. auf Zinſen ge- legt, und als eine Privat-Perſon von dem jaͤhrli- chen Intereſſe gelebt haͤtte, zumahl da er auſſerdem noch ein paar hundert Thlr. Geld in Haͤnden ge- habt, und ſich an einem ſolchen Ort befunden, wo ſeine Ruhe leichtlich von niemanden waͤre geſtoͤhret worden. Allein es iſt ihm unmoͤglich, die Hand von demjenigen Pfluge abzuziehen, mit welchem er noch immer den Stein der Weiſen, die Tinctur der Phy- ſicorum, das Aſtrum Metallorum, das Myſterium magnum, ja die himmliſche Sophiam, oder wie das Ding ſonſten noch genennet werden mag, aus- zuackern gedenckt. Kurtz zu ſagen, er legt nebſt dem Compagnon ſein noch uͤbriges alles aufs neue an, miethet ſich in der Vorſtadt ein Garten-Haus zum Laboratorio, und arbeitete Tag und Nacht mit ſol- chem unermuͤdeten Fleiſſe, bis ihn endlich der Dampf von einer gewiſſen communicirten Maſſa, nicht al- lein gantz contract an allen Gliedern macht, ſon- dern auch eine dermaſſen hefftige Schwindſucht zu- ziehet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/268
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/268>, abgerufen am 09.05.2024.