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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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des Gemüths, ja ein solch verzweifelt ansteckendes
pestilentialisches Fieber, welches sehr selten gäntz-
lich zu vertreiben, palliative aber durch nichts als
Armuth und Mangelzu curiren sey.

Jedoch zur Sache. Mein Vater fing zum größ-
ten Vergnügen seiner Frauen und deren Bruders,
das Werck weit kostbarer und arbeitsamer an als
vorhero, ließ seine schöne Profession, die ihm doch
jährlich ein gewisses und ansehnliches Interesse vor
Aufwand und Mühe einbrachte, gäntzlich liegen,
schaffte Gesellen und Lehr-Jungen ab, und gab bey
andern Leuten vor, sein übriges Leben in Ruhe und
Friede hinzubringen. Jedoch es geschahe nichts
weniger als das letzte, denn er kunte sich kaum Zeit
zum essen, noch weniger aber zum schlafen nehmen.
Bald darauf wurde ein Gemurmele unter den Leu-
ten, welche curieus waren, zu wissen, worzu doch
wohl mein Vater so grausam viele Kohlen und an-
dere Materialien gebrauchen müsse? Dieserwegen
hielt er vor rathsamer und desto unverdächtiger, die
Gold-Schmidts Werckstätten wiederum anzule-
gen, neue Gesellen und Jungen anzunehmen, und
weit fleißiger als iemahls arbeiten zu lassen, nur da
mit die Leute nicht in ihren, ihm vielleicht schädlichen
Urtheilen, gestärckt würden, Allein was halffs?
Es war bey aller Arbeit und bey allem Vornehmen
nunmehro weder Segen, Glück noch Stern, denn
binnen wenig Jahren wurde mein Vater an aus-
wärtige und einheimische Creditores, mehr schul-
dig als sein gantzes Vermögen betrug, daß, so zu sa-
gen keine Ziegel auf dem Dache, weder ihm noch mei-
ner Mutter annoch zugehörete. Also war es an dem,

daß

des Gemuͤths, ja ein ſolch verzweifelt anſteckendes
peſtilentialiſches Fieber, welches ſehr ſelten gaͤntz-
lich zu vertreiben, palliative aber durch nichts als
Armuth und Mangelzu curiren ſey.

Jedoch zur Sache. Mein Vater fing zum groͤß-
ten Vergnuͤgen ſeiner Frauen und deren Bruders,
das Werck weit koſtbarer und arbeitſamer an als
vorhero, ließ ſeine ſchoͤne Profeſſion, die ihm doch
jaͤhrlich ein gewiſſes und anſehnliches Intereſſe vor
Aufwand und Muͤhe einbrachte, gaͤntzlich liegen,
ſchaffte Geſellen und Lehr-Jungen ab, und gab bey
andern Leuten vor, ſein uͤbriges Leben in Ruhe und
Friede hinzubringen. Jedoch es geſchahe nichts
weniger als das letzte, denn er kunte ſich kaum Zeit
zum eſſen, noch weniger aber zum ſchlafen nehmen.
Bald darauf wurde ein Gemurmele unter den Leu-
ten, welche curieus waren, zu wiſſen, worzu doch
wohl mein Vater ſo grauſam viele Kohlen und an-
dere Materialien gebrauchen muͤſſe? Dieſerwegen
hielt er vor rathſamer und deſto unverdaͤchtiger, die
Gold-Schmidts Werckſtaͤtten wiederum anzule-
gen, neue Geſellen und Jungen anzunehmen, und
weit fleißiger als iemahls arbeiten zu laſſen, nur da
mit die Leute nicht in ihren, ihm vielleicht ſchaͤdlichen
Urtheilen, geſtaͤrckt wuͤrden, Allein was halffs?
Es war bey aller Arbeit und bey allem Vornehmen
nunmehro weder Segen, Gluͤck noch Stern, denn
binnen wenig Jahren wurde mein Vater an aus-
waͤrtige und einheimiſche Creditores, mehr ſchul-
dig als ſein gantzes Vermoͤgen betrug, daß, ſo zu ſa-
gen keine Ziegel auf dem Dache, weder ihm noch mei-
ner Mutter annoch zugehoͤrete. Alſo war es an dem,

daß
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[242/0256] des Gemuͤths, ja ein ſolch verzweifelt anſteckendes peſtilentialiſches Fieber, welches ſehr ſelten gaͤntz- lich zu vertreiben, palliative aber durch nichts als Armuth und Mangelzu curiren ſey. Jedoch zur Sache. Mein Vater fing zum groͤß- ten Vergnuͤgen ſeiner Frauen und deren Bruders, das Werck weit koſtbarer und arbeitſamer an als vorhero, ließ ſeine ſchoͤne Profeſſion, die ihm doch jaͤhrlich ein gewiſſes und anſehnliches Intereſſe vor Aufwand und Muͤhe einbrachte, gaͤntzlich liegen, ſchaffte Geſellen und Lehr-Jungen ab, und gab bey andern Leuten vor, ſein uͤbriges Leben in Ruhe und Friede hinzubringen. Jedoch es geſchahe nichts weniger als das letzte, denn er kunte ſich kaum Zeit zum eſſen, noch weniger aber zum ſchlafen nehmen. Bald darauf wurde ein Gemurmele unter den Leu- ten, welche curieus waren, zu wiſſen, worzu doch wohl mein Vater ſo grauſam viele Kohlen und an- dere Materialien gebrauchen muͤſſe? Dieſerwegen hielt er vor rathſamer und deſto unverdaͤchtiger, die Gold-Schmidts Werckſtaͤtten wiederum anzule- gen, neue Geſellen und Jungen anzunehmen, und weit fleißiger als iemahls arbeiten zu laſſen, nur da mit die Leute nicht in ihren, ihm vielleicht ſchaͤdlichen Urtheilen, geſtaͤrckt wuͤrden, Allein was halffs? Es war bey aller Arbeit und bey allem Vornehmen nunmehro weder Segen, Gluͤck noch Stern, denn binnen wenig Jahren wurde mein Vater an aus- waͤrtige und einheimiſche Creditores, mehr ſchul- dig als ſein gantzes Vermoͤgen betrug, daß, ſo zu ſa- gen keine Ziegel auf dem Dache, weder ihm noch mei- ner Mutter annoch zugehoͤrete. Alſo war es an dem, daß

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/256>, abgerufen am 25.11.2024.