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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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sich bald Gelegenheit, einander die Degen-Spitzen
zu zeigen. Jedoch ich war so glücklich, in einer
Woche alle beyde mit blutigen Denckmahlen abzu-
fertigen, derowegen entbrannte ihr Grimm nur
um so viel desto hefftiger, so, daß sie noch etliche so
genannte, aber nur eingebildete Renommisten zu
sich nahmen, und unter dem prahlhafften Titul:
Die heroische Brüderschafft, manche Nacht
durch die Strassen schwermeten, allen einzelen
Leuten Verdruß und Schmach anthaten, unter
andern aber auch ein blutiges Absehen auf meine
Person hatten, und mich, bey Gelegenheit tüchtig
zu zeichnen, sich verlauten liessen. Nun brauchte
ich zwar alle behörige Vorsicht, mich nicht leicht-
lich in muthwillige und unnöthige Händel einzumi-
schen, iedoch da ich einsmahls zur Nachts-Zeit,
von einem wohlbekandten Freunde aufgerufen
worden, um einen gefährlich-blessirten Studenten
eiligst zu verbinden, und wir beyderseits im Begriff
waren, in sein, mir wohlbekandtes Logis zu gehen,
kam uns die heroische Brüderschafft unverhofft
über den Hals, mit Ausstossung dieser empfindli-
chen Worte: Canaille steh! mein Begleiter sagte
zu mir: Monsieur, ich bitte gar sehr, daß sie auf
meine Verantwortung nur eiligst zu meinem bles-
si
rten Stuben-Purschen lauffen wolten, ich will
die Canaillen schon abfertigen. Allein ehe ich noch
Zeit hatte ihm zu antworten, riefen etliche Stim-
men nochmahls: Hunsf: steh! Gedult! Gedult!
rief ihnen mein Compagnon entgegen, ich stehe
schon. Unter diesen Worten aber, zohe er seinen
Rock aus, legte denselben ohnfern des Superinten-

den-

ſich bald Gelegenheit, einander die Degen-Spitzen
zu zeigen. Jedoch ich war ſo gluͤcklich, in einer
Woche alle beyde mit blutigen Denckmahlen abzu-
fertigen, derowegen entbrannte ihr Grimm nur
um ſo viel deſto hefftiger, ſo, daß ſie noch etliche ſo
genannte, aber nur eingebildete Renommiſten zu
ſich nahmen, und unter dem prahlhafften Titul:
Die heroiſche Bruͤderſchafft, manche Nacht
durch die Straſſen ſchwermeten, allen einzelen
Leuten Verdruß und Schmach anthaten, unter
andern aber auch ein blutiges Abſehen auf meine
Perſon hatten, und mich, bey Gelegenheit tuͤchtig
zu zeichnen, ſich verlauten lieſſen. Nun brauchte
ich zwar alle behoͤrige Vorſicht, mich nicht leicht-
lich in muthwillige und unnoͤthige Haͤndel einzumi-
ſchen, iedoch da ich einsmahls zur Nachts-Zeit,
von einem wohlbekandten Freunde aufgerufen
worden, um einen gefaͤhrlich-bleſſirten Studenten
eiligſt zu verbinden, und wir beyderſeits im Begriff
waren, in ſein, mir wohlbekandtes Logis zu gehen,
kam uns die heroiſche Bruͤderſchafft unverhofft
uͤber den Hals, mit Ausſtoſſung dieſer empfindli-
chen Worte: Canaille ſteh! mein Begleiter ſagte
zu mir: Monſieur, ich bitte gar ſehr, daß ſie auf
meine Verantwortung nur eiligſt zu meinem bleſ-
ſi
rten Stuben-Purſchen lauffen wolten, ich will
die Canaillen ſchon abfertigen. Allein ehe ich noch
Zeit hatte ihm zu antworten, riefen etliche Stim-
men nochmahls: Hunsf: ſteh! Gedult! Gedult!
rief ihnen mein Compagnon entgegen, ich ſtehe
ſchon. Unter dieſen Worten aber, zohe er ſeinen
Rock aus, legte denſelben ohnfern des Superinten-

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[207/0221] ſich bald Gelegenheit, einander die Degen-Spitzen zu zeigen. Jedoch ich war ſo gluͤcklich, in einer Woche alle beyde mit blutigen Denckmahlen abzu- fertigen, derowegen entbrannte ihr Grimm nur um ſo viel deſto hefftiger, ſo, daß ſie noch etliche ſo genannte, aber nur eingebildete Renommiſten zu ſich nahmen, und unter dem prahlhafften Titul: Die heroiſche Bruͤderſchafft, manche Nacht durch die Straſſen ſchwermeten, allen einzelen Leuten Verdruß und Schmach anthaten, unter andern aber auch ein blutiges Abſehen auf meine Perſon hatten, und mich, bey Gelegenheit tuͤchtig zu zeichnen, ſich verlauten lieſſen. Nun brauchte ich zwar alle behoͤrige Vorſicht, mich nicht leicht- lich in muthwillige und unnoͤthige Haͤndel einzumi- ſchen, iedoch da ich einsmahls zur Nachts-Zeit, von einem wohlbekandten Freunde aufgerufen worden, um einen gefaͤhrlich-bleſſirten Studenten eiligſt zu verbinden, und wir beyderſeits im Begriff waren, in ſein, mir wohlbekandtes Logis zu gehen, kam uns die heroiſche Bruͤderſchafft unverhofft uͤber den Hals, mit Ausſtoſſung dieſer empfindli- chen Worte: Canaille ſteh! mein Begleiter ſagte zu mir: Monſieur, ich bitte gar ſehr, daß ſie auf meine Verantwortung nur eiligſt zu meinem bleſ- ſirten Stuben-Purſchen lauffen wolten, ich will die Canaillen ſchon abfertigen. Allein ehe ich noch Zeit hatte ihm zu antworten, riefen etliche Stim- men nochmahls: Hunsf: ſteh! Gedult! Gedult! rief ihnen mein Compagnon entgegen, ich ſtehe ſchon. Unter dieſen Worten aber, zohe er ſeinen Rock aus, legte denſelben ohnfern des Superinten- den-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/221>, abgerufen am 24.11.2024.