schuß reichlich wieder, und machten uns an die Ar- beit, der arme Schlucker zahlete zwar pro forma auch 2. Thlr. 16. Gr. darzu, und halff getrost mit in seiner Mutter Haut und Fleisch hinein schneiden, vermeynete auch, die Sache solte um so viel desto mehr unverdächtig und verschwiegen bleiben, allein da der Professor bey Demonstration der partium genitalium in etwas moralisirte, beym Utero aber solche Worte gebrauchte: Dieses ist der Gelehr- ten und Ungelehrten allererste Studier-Stube; Ein anderer aber hinzu setzte: Welche der grimmi- ge Nero in seiner eigenen Mutter zu betrachten, so unmenschlich curieux gewesen, fand sich offt er- wehnter Mutter-Verkäuffer, dermassen betroffen, daß er bey nahe in Ohnmacht gesuncken wäre, da doch zur selbigen Zeit noch niemand als ich, und ein ander guter Freund, um den gantzen Handel Bescheid wußten. Nachhero wurde das vermeynte Geheimniß, zwar freylich etwas weiter fortge- weltzt, ob es aber völlig ruchtbar und Stadt-kündig worden, weiß ich nicht, weil mich nach diesem, selbi- ges Orts nicht lange aufgehalten habe.
Meine Particulair-Avantur nunmehro wei- ter zu verfolgen, muß ich berichten, daß bald her- nach zwey reichere, dabey aber ungezogenere Pur- sche, als ich, von der Magd im Hause erfuhren, wie Eleonore mich vor allen andern wohl leiden könte, und weil deren Vater sich sonderlich gütig gegen meine Person bezeigte, wäre leicht zu ver- muthen, daß ich diese artige Schöne, bis auf weitern Bescheid, mir zu eigen machen könte. Da nun diese beyde, recht ernsthaffte Neben-Buhler waren, fand
sich
ſchuß reichlich wieder, und machten uns an die Ar- beit, der arme Schlucker zahlete zwar pro forma auch 2. Thlr. 16. Gr. darzu, und halff getroſt mit in ſeiner Mutter Haut und Fleiſch hinein ſchneiden, vermeynete auch, die Sache ſolte um ſo viel deſto mehr unverdaͤchtig und verſchwiegen bleiben, allein da der Profeſſor bey Demonſtration der partium genitalium in etwas moraliſirte, beym Utero aber ſolche Worte gebrauchte: Dieſes iſt der Gelehr- ten und Ungelehrten allererſte Studier-Stube; Ein anderer aber hinzu ſetzte: Welche der grimmi- ge Nero in ſeiner eigenen Mutter zu betrachten, ſo unmenſchlich curieux geweſen, fand ſich offt er- wehnter Mutter-Verkaͤuffer, dermaſſen betroffen, daß er bey nahe in Ohnmacht geſuncken waͤre, da doch zur ſelbigen Zeit noch niemand als ich, und ein ander guter Freund, um den gantzen Handel Beſcheid wußten. Nachhero wurde das vermeynte Geheimniß, zwar freylich etwas weiter fortge- weltzt, ob es aber voͤllig ruchtbar und Stadt-kuͤndig worden, weiß ich nicht, weil mich nach dieſem, ſelbi- ges Orts nicht lange aufgehalten habe.
Meine Particulair-Avantur nunmehro wei- ter zu verfolgen, muß ich berichten, daß bald her- nach zwey reichere, dabey aber ungezogenere Pur- ſche, als ich, von der Magd im Hauſe erfuhren, wie Eleonore mich vor allen andern wohl leiden koͤnte, und weil deren Vater ſich ſonderlich guͤtig gegen meine Perſon bezeigte, waͤre leicht zu ver- muthen, daß ich dieſe artige Schoͤne, bis auf weitern Beſcheid, mir zu eigen machen koͤnte. Da nun dieſe beyde, recht ernſthaffte Neben-Buhler waren, fand
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ſchuß reichlich wieder, und machten uns an die Ar-
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auch 2. Thlr. 16. Gr. darzu, und halff getroſt mit
in ſeiner Mutter Haut und Fleiſch hinein ſchneiden,
vermeynete auch, die Sache ſolte um ſo viel deſto
mehr unverdaͤchtig und verſchwiegen bleiben, allein
da der Profeſſor bey Demonſtration der partium
genitalium in etwas moraliſirte, beym Utero aber
ſolche Worte gebrauchte: Dieſes iſt der Gelehr-
ten und Ungelehrten allererſte Studier-Stube;
Ein anderer aber hinzu ſetzte: Welche der grimmi-
ge Nero in ſeiner eigenen Mutter zu betrachten, ſo
unmenſchlich curieux geweſen, fand ſich offt er-
wehnter Mutter-Verkaͤuffer, dermaſſen betroffen,
daß er bey nahe in Ohnmacht geſuncken waͤre, da
doch zur ſelbigen Zeit noch niemand als ich, und
ein ander guter Freund, um den gantzen Handel
Beſcheid wußten. Nachhero wurde das vermeynte
Geheimniß, zwar freylich etwas weiter fortge-
weltzt, ob es aber voͤllig ruchtbar und Stadt-kuͤndig
worden, weiß ich nicht, weil mich nach dieſem, ſelbi-
ges Orts nicht lange aufgehalten habe.
Meine Particulair-Avantur nunmehro wei-
ter zu verfolgen, muß ich berichten, daß bald her-
nach zwey reichere, dabey aber ungezogenere Pur-
ſche, als ich, von der Magd im Hauſe erfuhren,
wie Eleonore mich vor allen andern wohl leiden
koͤnte, und weil deren Vater ſich ſonderlich guͤtig
gegen meine Perſon bezeigte, waͤre leicht zu ver-
muthen, daß ich dieſe artige Schoͤne, bis auf weitern
Beſcheid, mir zu eigen machen koͤnte. Da nun dieſe
beyde, recht ernſthaffte Neben-Buhler waren, fand
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/220>, abgerufen am 21.11.2024.
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